: Andreas von Heyl
: Seelsorge Ein Leitfaden
: Kreuz
: 9783451802522
: 1
: CHF 2.70
:
: Christliche Religionen
: German
: 160
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Trösten, Zuhören, nach neuen Wegen suchen. Ob in der Gemeinde, am Krankenbett oder im Hospiz: Seelsorge ist längst nicht mehr nur die Aufgabe von Pfarrern. Dieses Buch unterstützt Haupt- und Ehrenamtliche bei ihrem Dienst am Menschen. Dabei setzt es bei den Grundlagen an: Wie hört man zu? Welche Rolle spielen die Gefühle? Wie geht man mit Ängsten um? Aber auch: Wie hält man die Balance von Nähe und Distanz? Ein unverzichtbarer Leitfaden für jeden, der zuhörend helfen möchte.

Andreas von Heyl, geb. 1952, ist erfahrener Gemeinde- und Krankenhauspfarrer. Er habilitierte 2003 über das Thema Realität und Prävention des Burnout-Syndroms bei Pfarrer/innen. Er hat Zusatzausbildungen in KSA und prozessorientierter Psychologie und ist heute Privatdozent für Praktische Theologie an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau sowie Leiter der 'Fortbildung in den ersten Amtsjahren' in der Evang.-luth. Kirche in Bayern. 2006 schloss er seine Ausbildung zum 'Geistlichen Begleiter' am Institut für theologische und pastorale Fortbildung der katholischen Kirche in Freising ab.

1. Seelsorge – erste Annäherungen


Was ist das eigentlich: Seelsorge? Stellt man Menschen diese Frage, kommt heraus, dass die meisten eigentlich wissen, was Seelsorge ist. Sie können es nur nicht so gut in Worte fassen. Wir spüren, ob uns ein Mensch guttut, ob uns ein Wort oder ein Gespräch weiterbringt oder ob das Gegenteil passiert. Wir sagen: Da ist jemand, mit dem ich reden kann. Wir wissen, an wen wir uns wenden würden, wenn wir in einer schwierigen Lebenssituation sind, und wem wir da lieber aus dem Weg gehen. Wir erinnern uns, wann wir in unserem Leben Seelsorge gebraucht und bekommen haben, wer dann da war und sich um unsere Seele »gesorgt« hat, uns gab, was in diesem Moment für unseren inneren Menschen wichtig war. Ebenso erinnern wir uns, wann und von wem wir enttäuscht worden sind. Solche negativen Erfahrungen bleiben lange im Gedächtnis.

Die Bibel – ein Seelsorgebuch


Das Wort »Seelsorge« kommt so in der Bibel nicht vor. Aber in einer Vielzahl von biblischen Geschichten geschieht das, was wir als Seelsorge bezeichnen. Im Grunde genommen ist die ganze Bibel ein einzigartiges Seelsorgebuch, das fortwährend davon erzählt, wie Gott, Jesus und dann auch die Apostel seelsorglich am Menschen handeln bzw. gehandelt haben. Diese seelsorgliche Dimension der Bibel hat der ehemalige Leipziger Professor für Praktische Theologie, Jürgen Ziemer, einmal schön beschrieben. Er unterscheidet zwischen: »Seelsorge der Bibel, Seelsorge mit der Bibel und Seelsorge in der Bibel«.3 In der ersten Perspektive wird die Bibel als die zentrale Ur-Kunde der Seelsorge gesehen, als das Buch, in dem von Anfang bis Ende die Rede ist von Gottes Liebe zu den Menschen und seiner Sorge um ihre Seele, um ihr Wohl und ihr Heil. Die zweite Perspektive betrachtet die Bibel als eine reichhaltige Sammlung von Erzählungen und anderen Texten, die Menschen trösten und ermutigen können – und als solche in der Seelsorge Verwendung finden. In der dritten Perspektive kommt in den Blick, wie Gott, die Propheten, Jesus und die Apostel Menschen im Einzelnen seelsorglich begegnet sind. Daraus können wir für unsere heutige Art, Seelsorge zu betreiben, viel lernen. Allerdings geht es nicht um simple Imitationsversuche. Wir sind weder Jesus noch Paulus. Aber an der Art und Weise, wie in den biblischen Geschichten im Sinne Gottes und Jesu mit Menschen umgegangen wird, richten sich die Grundwerte der christlichen Seelsorge aus.

Die Psalmen: Seelsorgliche Poesie


Die Psalmen sind eine ganz eigene »Seelsorgeliteratur«. Es handelt sich um eine Sammlung von bildstarken und emotionalen Gebeten und Liedern, die vielen Menschen aus dem Herzen sprechen, nicht zuletzt auch darum, weil die dunkle und leidvolle Seite des Menschseins darin nicht verschwiegen wird. Die Beter, die vor bald dreitausend Jahren ihre Gefühle in Worte kleideten, bringen Erfahrungen zum Ausdruck, die auch wir Heutigen noch machen:

»Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, alle meine Knochen haben sich voneinander gelöst; mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs.« (Psalm 22,18)

»Meine Tage sind vergangen wie ein Rauch, und meine Gebeine sind verbrannt wie von Feuer. Mein Herz ist ges