: Martin Koschorke
: Männer haben keine Probleme. Männer lösen Probleme. Das ist das Problem
: Kreuz
: 9783451801884
: 1
: CHF 4.50
:
: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 192
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Männer sind eher aufs Problemlösen, Organisieren, und Machen gepolt. Frauen dagegen geht es in der Partnerschaft oft einfach nur ums Zuhören, ums Anteilnehmen, um Empathie. Wenn er nach einem anstrengenden Arbeitstag endlich zu Hause ist, verlangt ihn nur noch nach einem Bier und Fernsehen. Sie aber will reden und sich mit ihm austauschen. Das kann zu Konflikten führen. Der erfahrene Paartherapeut zeigt, wie Paare trotz ihrer unterschiedlichen Wirklichkeitswahrnehmung zu einem glücklichen Zusammenleben finden können.

Martin Koschorke, geboren 1939, Studium der Theologie, Philosophie, Soziologie und Psychologie. Er hat verschiedene beraterisch-therapeutische Ausbildungen und war von 1967-2004 als Eheberater, Familientherapeut und Supervisor tätig.

3
Überleben


Beide wollen überleben. Darum geht es.

Schon vor der Geburt. Jeder wächst erst einmal im Mutterleib heran. Noch ist der neue Mensch nicht fertig. Zu Beginn könnte er ohne Mutter nicht überleben. Sie trägt ihn. Sie nährt ihn. Sie wärmt ihn. Sie schützt ihn. Das heranwachsende Menschenleben schwingt mit in den Tätigkeiten und Bewegungen der Mutter. Auf sie ist er eingestellt. Er kennt ihren Geruch. Zwangsläufig hat er teil an ihrem Leben. Ihre Nahrung ist seine Nahrung. Ihre Erfahrungen werden zu seinen Erfahrungen. Er bekommt mit, wie ihr Herz schlägt, ob sie unter Stress steht oder locker drauf ist, ob eine gewalttätige Partnerbeziehung sie ängstigt, ob sie aufgeregt ist oder vergnügt. Genauso bekommt er mit, was sie mag und was nicht. Ob sie eher Rockmusik hört oder Mozart, denn nach der Geburt kommt ihm vertraut vor, was ihm schon vor der Geburt zu Ohren kam. Ob sie sich ausreichend bewegt oder übergewichtig ist. Ob sie raucht oder trinkt, ob sie Hormone, Drogen oder Medikamente schluckt, ob sie für die Dauer der Schwangerschaft auf ihren geliebten Kaffee verzichten kann, wie die Ärzte raten. Denn ihr Blut – und Gift – durchspült auch seinen Körper und sein im Aufbau begriffenes Gehirn, fördert oder schädigt dessen Entwicklung. Er bekommt auch mit, ob sie sich ihm zuwendet und sich mit ihm unterhält, solange er noch drinnen ist.

Irgendwann ist es dann so weit. Es wird zu eng im Mutterleib. Geburt ist oft mit Stress verbunden. Ein erstes Sich-voneinander-Lösen steht an. Heranwachsen hat unvermeidlich Verlassen zur Folge, Trennungen, die befreien, damit beide gut überleben können. Die Natur schickt Boten aus, Stoffe. Als Gastgeschenk lösen sie bestimmte Wirkungen aus. Wie zum Beispiel das Hormon Oxytocin, ein Neuropeptid und Neurotransmitter. Es stiftet Vertrauen, senkt Blutdruck und Stress. Es löst die Wehen aus, den Beginn der Geburt. Es sorgt für den Milchfluss in den Brüsten und somit für die Ernährung des Säuglings. Es bringt die wohlwollenden Gefühle zustande, die die Mutter – wie den Vater – an gerade dieses Neugeborene binden.

Auch nach der Geburt lebt der Säugling meist erst einmal überwiegend in der Lebenswelt seiner Eltern, seiner Familie, wie in einer Truhe. Seine Gene, die Persönlichkeitsausstattung, die er als Erbe mitbringt, sind, wie man heute weiß, zum Zeitpunkt der Geburt noch nicht endgültig festgelegt. Die Umwelt beeinflusst und aktiviert sein genetisches Erbe. Die Atmosphäre, in die er eintritt oder hineingerät, die Empfindungen und Gefühle in Mutter und Vater, zwischen ihnen, zwischen den Geschwistern und anderen Menschen, die den Säugling umgeben, werden zur Grundlage seiner eigenen Empfindungen und Gefühle. Er nimmt auf, was er dort zu spüren, zu hören, zu sehen, zu riechen, zu schmecken bekommt. Ihre Welt wird seine Welt. Ihre Erfahrungen werden seine Erfahrungen oder lösen seine Erfahrungen aus.

Existenzielles Geschrei


Kommt die Mutterbrust oder das Fläsch