: Monika Specht-Tomann
: Der letzte Wunsch: Zu Hause sterben Impulse für pflegende Angehörige
: Kreuz Verlag
: 9783451802492
: 1
: CHF 4.50
:
: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 192
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Angehörige zu pflegen, das ist mit erheblichen psychischen Belastungen verbunden. Nur derjenige kann gut pflegen, der auch mit sich selbst pfleglich umgeht. Einfühlsam beschreibt die renommierte Psychotherapeutin die zentralen Lebensthemen (Alter, Gebrechlichkeit, Abschiednehmen, Sterben), Grundlagen der Gesprächsführung, die Bedeutung der Berührung und die Fragen der »Selbstpflege'. Das alles mit Beispielen aus der Praxis und mit Anregungen für die pflegenden Angehörigen, zu eigenen Quellen und Ressourcen zu finden, damit diese anstrengende, mühevolle und auch sinnstiftende Arbeit gelingen kann.

Monika Specht-Tomann ist Psychologin, Physiotherapeutin, Universitätslektorin und Sachbuchautorin. Sie arbeitet in der Aus- und Weiterbildung für Sozialberufe und begleitet kranke Menschen und deren Familien. Für ihre Publikationen wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Sie hat vier Kinder und lebt in Graz.

Am Ende des Lebens

glücklich:

Das Scheitern

war der Weg.

Wolfgang Schuster

Verluste, Defizite, Einschränkungen: Vom Umgang mit Veränderungen am Lebensende


Im Laufe der gelebten Jahre entwickelt jeder Mensch seine ganz eigenen Vorstellungen von sich selbst. Dieses Bild der eigenen Person betrifft alle Lebens- und Seinsbereiche. Petzold hat in diesem Zusammenhang auch von den tragenden Säulen der Identität gesprochen und benennt sie mit »Leiblichkeit, soziale Bezüge, Arbeit und Leistung, materielle Sicherheit und Werte«. Solange der Lebensbogen eine aufsteigende Tendenz hat, sind diese Säulen bei den meisten Menschen stark und tragfähig und bekommen durch individuelle Erfahrungen ihren ganz eigenen Schliff. Aber was geschieht, wenn der Zenit des Lebensbogens überschritten ist? Was geschieht, wenn der Lebensbogen sich neigt? Meistens sind es kleine körperliche Anzeichen, die auf das Brüchigwerden der Lebenssäulen hindeuten: der Körper kann sich nicht mehr so rasch regenerieren, die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und Verletzungen steigt oder die Beweglichkeit einzelner Körperteile lässt drastisch nach. Auch die Konzentrationsfähigkeit ist nicht mehr die alte und das Gedächtnis weist die eine oder andere Lücke auf. Nach und nach haben diese Veränderungen auch Auswirkungen auf den Arbeitsbereich und die Leistungsfähigkeit des Einzelnen. Schließlich bleibt auch das soziale Netz nicht davor verschont, brüchig zu werden. Wichtige soziale Netzwerke, die über viele Jahre des Lebens gehalten haben, verlieren ihre Kraft durch den Verlust einzelner Mitglieder. Anstelle eines steten Zuwachses an Halt gebenden Kontakten tritt eine Abnahme nicht nur der Quantität, sondern oft auch der Qualität der Beziehungen. Das Thema »Vergänglichkeit und Endlichkeit« tritt ganz konkret in das Bewusstsein und bleibt nicht mehr nur ein Gedankenspiel.

Die individuellen Reaktionen alternder Menschen auf die unterschiedlichen Veränderungen und Einbrüche können recht verschieden ausfallen. Während die einen sehen können, dass beispielsweise das Ende einer bestimmten Aktivität einer anderen Tür und Tor öffnet – zum Beispiel: »Ich kann jetzt nicht mehr regelmäßig Sport betreiben, dafür habe ich jetzt mehr Zeit und lese meinen Enkeln Bücher vor« –, kann das bei anderen tiefe Verzweiflung auslösen: »Ich kann nicht mehr gut sehen und hören, da ist es wohl das Beste, zu Hause zu bleiben, was soll ich da noch unter Menschen?« Doch trotz individueller Unterschiede werden sich Menschen im letzten Abschnitt ihres Lebens immer wieder der vielen Veränderungen bewusst, die unweigerlich darauf hindeuten, dass ihr Weg zu Ende geht.

Was viele Menschen im Alter belastet, sind Einsamkeit, ein fehlendes Ziel, Langeweile, körperliche Gebrechlichkeit, Schwierigkeiten sich auf Neues ein