: Gerhard Mantel
: Einfach üben 185 unübliche Überezepte für Instrumentalisten
: Schott Music
: 9783795786038
: 1
: CHF 15.30
:
: Instrumentenunterricht
: German
: 186
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Erfolg eines Instrumentalisten hängt von der Qualität seines Übens ab und nicht zuletzt vom konkreten Wissen, wie man effizient übt. Die vorliegende 'Rezepte'-Sammlung soll dazu beitragen, das Lernen zu optimieren und zu beschleunigen. Beschrieben werden für den einzelnen Problemfall geeignete, oft neue, aber in der Übe-, Konzert- und Unterrichtspraxis erprobte Techniken. Es geht darum, Übeverhalten - sofern überhaupt möglich - in kompakte Begriffe zu fassen, die so klar sind, dass sie wirklich jederzeit verfügbar sind. Die Summe all dieser Rezepte ist ein Arbeitskonzept, das den künstlerischen Menschen als Ganzheit begreift, auch wenn sich die Aufmerksamkeit nur jeweils einem Detail zuwenden kann. Vermittelt werden Tipps zur Erarbeitung einer Klangvorstellung - der ersten Säule des Übens. Denn ohne Klangvorstellung ist Üben zwecklos. Darüber hinaus wird die Frage beantwortet: Was kann ich tun, um das vorgestellte Klangbild und die Realität in Deckung zu bringen? - Ziel ist es, Musik zu verstehen, sich anzueignen, auszudrücken, darzustellen, zu erleben und erlebbar zu machen.

Gerhard Mantel wurde 1930 in Karlsruhe geboren. Seine musikalische Ausbildung als Cellist erhielt er bei Professor August Eichhorn in Heidelberg. Später setzte er seine Studien in Paris bei Pierre Fournier, Paul Tortelier und André Navarra sowie bei Pablo Casals und Maurice Gendron fort. Bereits mit 21 Jahren wurde Gerhard Mantel Solocellist in Bergen (Norwegen), zwei Jahre später wurde er Solocellist beim WDR Symphonieorchester in Köln. Neben unzähligen Konzerten in aller Welt wirkte bei er bei mehr als 100 Hörfunk- und Fernsehproduktionen sowie zahlreichen Schallplattenaufnahmen mit. Professor Gerhard Mantel unterrichtet an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main und erteilt Meisterkurse im In- und Ausland. Zudem ist er Ehrenpräsident der Deutschen Sektion der ESTA (European String Teachers' Association). Darüber hinaus gründete und leitet er das 'Forschungsinstitut für Instrumental- und Gesangspädagogik e.V.'.

II.  Wissen– Können–Übebiografie

1.  Wissen

1.1  Beschreibung von Fakten

Alles, was man bei einem Werk (z. B. in Hinblick auf Figuren, Sequenzen, Struktur, Gliederung, Querverbindungen), ja selbst bei einer Bewegung (Beschreibung der tatsächlichen Gliedmaßenbewegung, z. B. Einbeziehung der Schulter, des Handgelenks, einer Unterarmrollung) als Faktum lernen kann, beschleunigt den Lernprozess.

Der hierfür erforderliche geistige Aufwand erscheint zunächst als Umweg, ist in Wirklichkeit jedoch eine gewaltige Abkürzung. Leider wird Analyse, die doch eigentlich nur Beschreibung bedeutet, unter Verkennung des vernetzten Lernens häufig als störende Unterbrechung des»richtigen« (rein motorischen)Übens interpretiert, nach dem Motto:»Ich habe keine Zeit, mich zu informieren, ich mussüben.«

Rezept 10

Wissen fördert Können. Der»mühsame« Beschreibungsaufwand (Analyse) verkürzt die Lernzeit entscheidend.

1.2  Physiologisches Wissen

Der menschliche Körper funktioniert, wenn man ihn rein physiologisch betrachtet, nach einem kybernetischen, nicht nach einem mechanischen Prinzip. Ein mechanisches Funktionsprinzip würde etwa so aussehen:

 

  Je kleiner die Bewegung, desto genauer ist sie.

  Nur die ausführenden Organe bewegen sich; alle anderen bleiben unbewegt.

  Je weniger Gelenke an einer Bewegung beteiligt sind, desto präziser ist sie.

  Je kleiner die Bewegungstoleranzen, desto höher die Präzision.

Nach einem solchen Prinzip würde man einen Roboter erfolgreich konstruieren. Das kybernetische Prinzip, nach dem alle Lebewesen»konstruiert« sind, arbeitet jedoch in fast allen Punkten umgekehrt:

 

  Jeder Muskel sendet Informationenüber seine Aktionen ans Gehirn. Dies bedeutet für das Gehirn eine gigantische Informationsflut.

  Ein Informationssystem bereitet alle Muskeln so vor, dass sie»im Ernstfall« (wenn der Befehl»go« kommt) eine gezielte, im Gehirn programmierte Bewegung ausführen.

  Jede ausgeführte Bewegung wird wieder ans Gehirn zurückgemeldet. Das Gehirn vergleicht den»Soll-Wert« (den ursprünglichen Einstellungsgrad, den man als Bewegungsbild erlebt) mit dem»Ist-Wert« und sendet sofort die entsprechenden Korrekturimpulse aus.

  Je mehr Gelenke an diesem Regelkreis beteiligt sind, desto vielfältiger sind die Informationenüber die Bewegung, die ans Gehirn gesendet werden, und desto feiner ist das Raster der Bewegungsausführung– oder anders ausgedrückt: desto deutlicher ist die Bewegungsempfindung und damit die Präzision der Zielbewegung.

Rezept 11

Durch Bewegung wird die Empfindung verfeinert, und zwar nicht nur die des bewegten Gelenks allein. (Moshe Feldenkrais:»Bewusstheit durch Bewegung«!)

  Die Spannun