II. Wissen– Können–Übebiografie
1. Wissen
1.1 Beschreibung von Fakten
Alles, was man bei einem Werk (z. B. in Hinblick auf Figuren, Sequenzen, Struktur, Gliederung, Querverbindungen), ja selbst bei einer Bewegung (Beschreibung der tatsächlichen Gliedmaßenbewegung, z. B. Einbeziehung der Schulter, des Handgelenks, einer Unterarmrollung) als Faktum lernen kann, beschleunigt den Lernprozess.
Der hierfür erforderliche geistige Aufwand erscheint zunächst als Umweg, ist in Wirklichkeit jedoch eine gewaltige Abkürzung. Leider wird Analyse, die doch eigentlich nur Beschreibung bedeutet, unter Verkennung des vernetzten Lernens häufig als störende Unterbrechung des»richtigen« (rein motorischen)Übens interpretiert, nach dem Motto:»Ich habe keine Zeit, mich zu informieren, ich mussüben.«
Rezept 10
Wissen fördert Können. Der»mühsame« Beschreibungsaufwand (Analyse) verkürzt die Lernzeit entscheidend.
1.2 Physiologisches Wissen
Der menschliche Körper funktioniert, wenn man ihn rein physiologisch betrachtet, nach einem kybernetischen, nicht nach einem mechanischen Prinzip. Ein mechanisches Funktionsprinzip würde etwa so aussehen:
• Je kleiner die Bewegung, desto genauer ist sie.
• Nur die ausführenden Organe bewegen sich; alle anderen bleiben unbewegt.
• Je weniger Gelenke an einer Bewegung beteiligt sind, desto präziser ist sie.
• Je kleiner die Bewegungstoleranzen, desto höher die Präzision.
Nach einem solchen Prinzip würde man einen Roboter erfolgreich konstruieren. Das kybernetische Prinzip, nach dem alle Lebewesen»konstruiert« sind, arbeitet jedoch in fast allen Punkten umgekehrt:
• Jeder Muskel sendet Informationenüber seine Aktionen ans Gehirn. Dies bedeutet für das Gehirn eine gigantische Informationsflut.
• Ein Informationssystem bereitet alle Muskeln so vor, dass sie»im Ernstfall« (wenn der Befehl»go« kommt) eine gezielte, im Gehirn programmierte Bewegung ausführen.
• Jede ausgeführte Bewegung wird wieder ans Gehirn zurückgemeldet. Das Gehirn vergleicht den»Soll-Wert« (den ursprünglichen Einstellungsgrad, den man als Bewegungsbild erlebt) mit dem»Ist-Wert« und sendet sofort die entsprechenden Korrekturimpulse aus.
• Je mehr Gelenke an diesem Regelkreis beteiligt sind, desto vielfältiger sind die Informationenüber die Bewegung, die ans Gehirn gesendet werden, und desto feiner ist das Raster der Bewegungsausführung– oder anders ausgedrückt: desto deutlicher ist die Bewegungsempfindung und damit die Präzision der Zielbewegung.
Rezept 11
Durch Bewegung wird die Empfindung verfeinert, und zwar nicht nur die des bewegten Gelenks allein. (Moshe Feldenkrais:»Bewusstheit durch Bewegung«!)
• Die Spannun