: Klaus Vierkotten
: Panamericana südwärts Eine Abenteuertour durch Lateinamerika
: Reise Know-How Verlag Grundmann
: 9783896626219
: 1
: CHF 12,30
:
: Reiseberichte, Reiseerzählungen
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Als nach fast 25 Jahren Berufsleben aus Spaß Stress und aus Herausforderung Belastung wird, krempeln Petra und Klaus Vierkotten ihr Leben komplett um. Sie verzichten auf Karriere, Konventionen und Konsum und wagen mit 43 Jahren das große Abenteuer. Der Job wird gekündigt, die Wohnungseinrichtung aufgelöst, das Haus geräumt. Mit einem Allrad-Wohnmobil starten sie zu einer Abenteuertour entlang der Panamericana von Mexiko nach Feuerland, der berühmtesten Fernstraße der Welt. Eine echte, 100.000 Kilometer lange und drei Jahre dauernde Herausforderung für Auto, Material und Insassen, immer auf Tuchfühlung mit dem Leben und Treiben neben den Straßen und Pisten. In Mexiko besuchen sie den ausgelassenen Straßenkarneval und in Guatemala steht plötzlich ein ganzes Dorf in ihrem Auto. In Nicaragua schwitzen sie bei einem Hilfsprojekt in der Gluthitze der Tropen und in Kolumbien treffen sie auf die neugierigsten Menschen. Dann geht es monatelang durch die südamerikanischen Anden über waghalsige und einsame Bergpisten. Am 1000. Reisetag erreichen sie im sturmumheulten Feuerland die südlichste Stadt der Welt, Ushuaia, und schließlich verlockt zum Tourabschluss Rio de Janeiro mit Samba und Copacabana. Die Panamericana ist mehr als nur eine Straßenverbindung zwischen den USA im Norden und Feuerland im Süden ? sie ist eine Traumroute für Fernwehsüchtige. Unterhaltsam verknüpft der Autor die Abenteuer des Reisealltags mit fremden Kulturen und mit der faszinierenden Geografie und bewegten Geschichte Zentral- und Südamerikas. Begleiten Sie Petra und Klaus auf ihrer Reise entlang paradiesisch anmutender Strände, durch hitzeflirrende Wüsten, abgelegene Dörfer und dichte Regenwälder. Lassen Sie sich einfangen von der länderverkettenden Traumstraße der Welt, der Panamericana.

Klaus Vierkotten, Jahrgang 1966, arbeitete 23 Jahre für den Bayer-Konzern. Zuletzt leitete er die Kommunikation und Werbung für Bayer Business Services in Pittsburgh/USA. Petra Vierkotten, Jahrgang 1967, betrieb ein kleines IT-Unternehmen bevor sie 2009 ihren Mann Klaus in die USA begleitete und bei Bayer in der EDV arbeitete. Seine erste Langzeitreise führte Klaus 1991 in einem alten Fiat-Ducato Campingbus für drei Monate durch Skandinavien. Gemeinsam mit Petra fuhr er 2004 zwei Monate in einem VW-Bus durch Spanien und Portugal, danach sechs Monate durch die USA. 2010 kündigten beide ihre Jobs in den USA und bereisten über drei Jahre die Panamericana.

1. Kapitel:


„Mexiko? Das ist viel zu gefährlich!“


„Warum klappt es denn schon wieder nicht?“, fragt mich Petra entnervt, als ich aus der Werkstatt kommend den Kopf schüttle und mich in den Fahrersitz fallen lasse.

„Frag mich lieber, warum die USA bald ihre Stellung als führende Wirtschaftsmacht verlieren: weil sie keinen Ölwechsel hinbekommen!“

Die Amerikaner haben es in den letzten Jahren meisterlich verstanden, im Wirtschaftsleben kontinuierlich Prozesse zu verbessern und die Effizienz zu steigern. Kein Prozessschritt, der nicht definiert ist. Kein Mitarbeiter, der nicht darauf gedrillt ist, diese Schritte ohne jegliche Abweichung zu befolgen. Prozessorientierung und militärischer Gehorsam bestimmen das Arbeitsleben des Amerikaners.

So war der größte Tabubruch in dem Unternehmen, für das ich in den USA gearbeitet habe, wenn ein Mitarbeiter sich nicht an die Vorgabe seines Managers und die exakt definierten Prozesse gehalten hat. Holte man sich in der Mittagspause einen Coffee-to-go im Café nebenan, dann hatte die Mitarbeiterin ein laminiertes Schaubild vor sich liegen, auf dem mit Bildern beschrieben war, wie in vier Schritten ein Kaffee zubereitet wird.

Und dann gibt es noch so wahnsinnig komplizierte Prozesse, wie der Ölwechsel beim Auto: Ölablassschraube aufdrehen, alten Ölfilter entfernen, warten bis das Öl abgelaufen ist, Ablassschraube wieder schließen, neuen Filter einsetzen, Öl auffüllen – fertig. Sechs Prozessschritte! Eigentlich alles klar, oder? Leider nicht für die Amerikaner.

Wie oft haben wir schon versucht, bei einer großen Supermarktkette einen Ölwechsel machen zu lassen. Erst werden zehn Minuten lang alle persönlichen Daten von mir erfasst: Name, Telefonnummer, Adresse; Kfz-Baujahr, Meilenstand, Fahrzeugnummer – am liebsten noch meinen Geburtstag, sowie Größe und Gewicht. Ja, wollen die mich denn heiraten? Ich brauche doch nur einen Ölwechsel! Doch dann passiert das Unfassbare – die Fahrzeugnummer wird nicht im Computer gefunden und damit auch nicht der passende Ölfilter. Entsetzt weicht der Servicemitarbeiter vor mir zurück. Bin ich vielleicht ein Terrorist?

„Nein, für dieses Auto haben wir leider keinen Ölfilter. Und ohne Ölfilter dürfen wir Ihr Öl nicht wechseln.“

„Kein Problem“, sage ich und ziehe den passenden Ölfilter aus der Tasche.

„Nein, nein – das geht trotzdem nicht. Ihr Auto existiert gar nicht. Wir haben keine Dokumentation. Wir wissen nicht, wie wir das bei Ihrem Auto machen sollen.“

In Gedanken fügt er wohl noch hinzu: Weiche von mir! Lass mich in Ruhe! Ich kann das nicht, ich will das nicht, und wenn du nicht sofort verschwindest, rufe ich Homeland Security, die Border Patrol, die NSA, die Antiterrorabwehr oder gleich den Präsidenten an.

Das ist dann regelmäßig der Moment, i