: Oliver Fröhlich
: Maddrax 384 Auf der Jagd nach dem Ich
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732502653
: Maddrax
: 1
: CHF 1.80
:
: Science Fiction, Fantasy
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Matt Drax wird sterben! Falls es ihm nicht gelingt, Hilfe zu finden bei jemandem, der fähig ist, eine riskante Gehirnoperation durchzuführen. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass er diese Hilfe nur bei seinen Feinden finden kann: den Schwarzen Philosophen, deren Statthalter Jacob Smythe für seinen Zustand verantwortlich ist.

Doch wird er den Kontakt rechtzeitig aufnehmen können? Immer mehr seiner Hirnbereiche fallen aus, und bald droht Matthew seine Persönlichkeit und Vergangenheit zu verlieren...

Jahrelang hatten die Schwarzen Philosophen den nachgebildeten Leib des Zeitenwanderers Matthew Drax in einem stationären Labor in ihrer Heimat Neepal aufbewahrt, weggesperrt in einem Kryotank. Von vielen vergessen als das gescheiterte Experiment, das er war. Andere wollten ihn gar vernichten. Nur Bruder Dshy hatte darauf beharrt, den komatösen Körper aufzubewahren.

„Vielleicht ergibt sich eines Tages die Möglichkeit, ihn einzusetzen“, hatte er stets gesagt – und den Rat und vor allem denSchwarzen Mond letztlichüberzeugt.

Dhasen Sham musste sich eingestehen, dass er selbst nicht an Dshys Vision geglaubt hatte. Aber er war der Erste, der zugab, dass er sich geirrt hatte.

Und nun war es endlich so weit. Die Falle für denechten Matthew Drax würde demnächst zuschnappen. Jacob Smythe, der bald seine Rolle als Statthalter von Waashton einnehmen sollte, hatte ihn plangemäß angelockt. Er würde den Zeitenwandererüberwältigen, ihn den Schwarzen Philosophenübergeben und damit die letzte Phase des Plans einläuten. Bruder Dshys Plan. Wenn sie zum Schwarzen Kloster zurückkehrten, erwartete ihn dort gewiss eine Ehrung.

Dhasen umrundete den gläsernen Tank und fragte sich, ob der Drax-Klon etwas von dem bemerkte, was um ihn herum vorging. Das Koma, in das man ihn nach dem Umzug in die Nährlösung gelegt hatte, griff nicht so tief, als dass man ihn nicht schnell daraus erwecken konnte. Also schwamm sein unfertiges Bewusstsein womöglich nur knapp unter der Oberfläche, nahe genug am Wachzustand, sodass er Dhasens Schritte in dem winzigen, langgestreckten Labor durchaus hören mochte.

Ein durchdringendes Brummen riss den Mönch aus seinen philosophischen Gedanken. Es vergingen einige Augenblicke, bis er den Laut als Alarmton erkannte.

Über der Tür zur Kontrollzentrale blinkte hektisch ein rotes Licht.

Der Schwarze Philosoph schob sich an einem Operationstisch vorbei, stieß mit dem Schienbein gegen das Gehäuse des Memoraltransformators, ignorierte den Schmerz und eilte zu der Metalltür. Da flog auch schon die zweite Schleuse, der Eingang zum Labor, auf und Bruder Dshy stürmte herein.

„Was ist geschehen?“, fragte er.

„Ich weiß es nicht.“

„Der Drax-Klon?“ Dshys besorgter Blick ging zum Nährlösungstank.

„Nein, mit ihm ist alles in Ordnung.“

„Was ist es dann?“

Wie zur Antwort schwang ihnen die Tür zum Kontrollzentrum entgegen. Bruder Llamaloi stand im Türrahmen, die Augen weit aufgerissen, Schweiß auf der Stirn. Die Narbenwulste, die er anstelle des linken Ohrs trug, seit er es bei einem Ausbildungskampf verloren hatte, glühten rot vor Aufregung.„Wir haben ein Problem mit dem Roboter!“

Sie folgten Llamaloi in den beengten Raum, der mit Rechnern, Bildschirmen, Kontrollpaneelen und Energiezellen vollgestopft war. Llamaloi ließ sich auf einen Rollschemel sinken, bugsierte sich mit einem Tritt vor einen Monitor und deutete mit zittriger Hand darauf.

Dhasen und Dshy bauten sich hinter ihm auf und schauten ihmüber die Schulter.

Der Bildschirm zeigte das Gesicht eines Mannes mit hervorquellenden Augen und grauweißem, zu einem Pferdeschwanz gebundenem Haar. Jacob Smythe, der künftige Statthalter von Waashton, wenn alles glattging. Aber das tat es offenbar nicht.

Im oberen rechten Monitoreck blinkte in knallroten Buchstaben der Satz:„Verbindung wird hergestellt. Bitte warten.“

„Was soll das heißen?“, fragte Dshy, obwohl er es genau wusste.

„Wir haben ihn verloren.“ Llamaloi klang kleinlaut, als träfe ihn eine Schuld an dem, was der Bildschirm anzeigte.

„Verloren?“

„Der Konditionierungskristall arbeitet nicht mehr.“

„Das ist unmöglich!“, rief Dshy, obwohl die Schrift auf dem Monitor etwas anderes behauptete.

„Es ist bisher nie passiert“, sagte Dhasen.„Das heißt nicht, dass es unmöglich ist.“

Dshys Kopf ruckte herum.„Willst du mich belehren?“

„Ich … ich …“ Dhasen senkte den Blick und schwieg. Wenn Bruder Dshy in Rage geriet – und die unheilvolle Glut in seinen schwarzen Augen zeigte, dass genau dies geschah –, widersprach man ihm besser nicht, wenn man keinen Wert auf einen rituellen Maßregelungszweikampf legte. Seit sie