: Jens Flassbeck
: Ich will mein Leben zurück! (Fachratgeber Klett-Cotta, Bd.) Selbsthilfe für Angehörige von Suchtkranken
: Klett-Cotta
: 9783608107234
: Fachratgeber Klett-Cotta
: 3
: CHF 16.20
:
: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 160
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Das Leiden an der Sucht eines nahestehenden Menschen kann krank und depressiv machen. Das Buch des erfahrenen Suchtexperten Jens Flassbeck hilft dabei, die eigene co-abhängige Verstrickung zu erkennen und sich aus ihr zu lösen. Nahe Angehörige eines Suchtkranken erleben Tag für Tag eine Achterbahn der Gefühle: Scham, Ohnmacht, Wut und Enttäuschung, aber zugleich auch immer Sorge um den süchtigen Partner oder Elternteil und Hoffnung auf eine Wendung. Doch die Erschöpfung im Dienste des Süchtigen ist in aller Regel vergebens. Das Buch hilft betroffenen Angehörigen, zu einer gesunden Distanz und wieder zu sich selbst zu finden. - Mit Informationen zur Dynamik der Abhängigkeit - Klärung: Wie und wann entsteht Co-Abhängigkeit - Selbsttest: Wie verstrickt bin ich? - Wege aus der Co-Abhängigkeit: sich selbst schützen, abgrenzen lernen und das eigene Leben neu entdecken. Die zahlreichen Betroffenen sind auf Selbsthilfe angewiesen: ihre Problematik ist im System der Suchthilfe nicht ausreichend berücksichtigt. Der Autor ist Suchtexperte und als solidarischer Unterstützer von Angehörigen bekannt. Für: - Alle, die mit einem süchtigen Partner leben - Angehörige und Freunde von Suchtkranken - Erwachsene Kinder aus Suchtfamilien - In der Betreuung von Suchtkranken Tätige

Jens Flassbeck, Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut, Verhaltenstherapeut, Gesprächspsychotherapeut; freiberuflich in eigener Praxis tätig; Schwerpunkt in der psychotherapeutischen Arbeit mit co-abhängigen Angehörigen von Suchtkranken sowie komplex traumatisierten erwachsenen Kindern aus Suchtfamilien.   Besuchen Sie die Website von Jens Flassbeck (www.co-abhaengig.de). Besuchen Sie die Praxishomepage von Jens Flassbeck (www.flassbeck-therapie.de).

2 Wie Sie betroffen sein können


Verstrickungen werden im Rausch von Hoffnung und Enttäuschung geboren.


Können Sie in drei oder auch fünf Sätzen beschreiben, was Sucht ist? Natürlich nicht, denn Sucht ist eine komplexe und komplizierte Angelegenheit. Das Gleiche trifft auch auf die Angehörigenproblematik der Sucht zu. Co-Abhängigkeit ist nicht gleich Co-Abhängigkeit. Verschiedene Personengruppen können betroffen sein, und das Ausmaß kann von bloßer Betroffenheit über problematische Belastungen und Verstrickungen bis hin zu unterschiedlichen psychischen Erkrankungen variieren. In diesem Kapitel möchte ich Sie über die vielfältigen Erscheinungsformen der Mit-Betroffenheit von Angehörigen informieren. Durch Fallgeschichten werden Ihnen die Inhalte illustriert.

Eine eher abstrakte und wissenschaftliche Definition möchte ich Ihnen vorweg zumuten: Co-Abhängigkeit ist ein vielschichtiges individuelles, soziales, institutionelles und gesellschaftliches Phänomen. Sucht und Co-Abhängigkeit können als zwei Seiten ein und derselben Medaille der Abhängigkeit angesehen werden. Sucht und Co-Abhängigkeit sind die zwei bestimmenden Elemente des abhängigen sozialen Systems. Da, wo jemand süchtig ist, gibt es immer Angehörige, Kinder, Freunde, Kollegen oder andere, die sich in der Hilfe des Suchtkranken mehr oder weniger verstricken. Sucht ist die Voraussetzung für Co-Abhängigkeit, und Co-Abhängigkeit begünstigt Sucht. Beiden Phänomenen liegt dieselbe abhängige Dynamik zugrunde, und erst in der Wechselwirkung entsteht zwischenmenschliche Abhängigkeit.

Genauso wie ein Suchtmittelkonsum oder eine Suchtverhaltensweise einen Menschen mehr oder weniger beherrschen kann, können Sie als Angehörige mehr oder weniger verstrickt sein. Folgende Formen oder Ausmaße der Mit-Betroffenheit können unterschieden werden:

  1. Kontrolle / Risiko: Im Kontakt zu einem konsumierenden bzw. berauschten Suchtkranken haben Sie im Prinzip nur zwei gegensätzliche Möglichkeiten zu reagieren: Sie können entweder helfen oder sich distanzieren. Gewöhnlich werden Sie mal so und mal so reagieren, sodass Sie eine gute persönliche Balance halten und die Kontrolle über sich und die Situation wahren. Es besteht allerdings stets das Risiko, dass Sie Ihr inneres Gleichgewicht verlieren und sich übermäßig engagieren.
  2. Verstrickung: Das Zusammenleben mit einem Suchtkranken ist belastend und leidvoll. Die Zerstörungswut der Sucht bringt vielerlei Folgeprobleme mit sich. Im Stress des Alltags können Sie sich verlieren und verstricken.
  3. Krankheit: Über den Stress und die Folgen können Sie co-abhängig erkranken. Überdies tritt Co-Abhängigkeit nicht selten als Doppeldiagnose in Kombination mit anderen psychischen Störungen auf.

Zwei weitere, spezielle Formen der Betroffenheit sind zu ergänzen und werden Ihnen ebenfalls in diesem Kapitel vorgestellt:

  1. Kind in / aus Suchtfamilie: Ein besonders gravierender Fall der Mit-Betroffenheit sind die vielschichtigen Belastungen und Beeinträchtigungen von Kindern in Suchtfamilien sowie die komplexen Traumafolgestörungen erwachsener Kinder aus Suchtfamilien.
  2. Institutionelle Verstrickung: Schließlich hat Co-Abhängigkeit eine institutionelle und gesellschaftliche Ebene: Ganze Familien, Freundeskreise, Vereine, Betriebe oder Einrichtungen können sich in der Hilfe und Tabuisierung der Sucht von einem oder mehreren Suchtkranken verstricken.

2.1 Das Leben mit einem Suchtkranken ist riskant


Sucht ist verbunden mit einem sehr eingeschränkten Handlungsspielraum. Der Süchtige ist fixiert auf das Suchtmittel oder das Suchtverhalten. Er geht der Sucht nac