: Georg Markus
: Schuld ist nur das Publikum Geschichten aus dem Theater
: Amalthea Signum Verlag GmbH
: 9783902998484
: 1
: CHF 13.50
:
: Humor, Satire, Kabarett
: German
: 295
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Georg Markus blickt hinter die Kulissen: -Die großen Theaterdynastien -Wer war der erste Schauspieler? -Theaterskandale -Künstlerportraits und Begegnungen mit den bedeutendsten Schauspielern der Jahrhunderts -Heiteres und Ernstes vom Theater und seinen Stars -Pointen aus dem Kabarett -Das Geheimnis des Ifflandrings -u. v. m.

Georg Markus, einer der erfolgreichsten Schriftsteller und Zeitungskolumnisten Österreichs, lebt in Wien, wo er sich als Autor von Sachbüchern und großer Biografien einen Namen machte. Seine Bücher Unter uns gesagt, Die Enkel der Tante Jolesch, Adressen mit Geschichte, Die Hörbigers und Was uns geblieben ist führten monatelang die Bestsellerlisten an. In seiner Kolumne Geschichten mit Geschichte schreibt er historische Berichte für die Zeitung Kurier, von März 2000 bis März 2008 gestaltete und moderierte er im RadioKulturhaus des ORF die Ö1-Sendreihe Das war's, Erinnerungen an das 20. Jahrhundert. Aufsehen erregte Georg Markus, als er 1992 den Grabraub der Mary Vetsera aufdeckte, nachdem das Skelett der Geliebten des Kronprinzen Rudolf bei Nacht und Nebel aus ihrer Gruft in Heiligenkreuz bei Wien entwendet worden war. Weltweite Beachtung fand auch seine im März 2009 im Kurier erschienene Artikelserie, in der er zum ersten Mal über den unehelichen Sohn John F. Kennedys mit einer gebürtigen Österreicherin berichtete. Mutter und Sohn leben heute in den USA. Hunderte Zeitungen und TV-Sender in aller Welt übernahmen den Exklusivbericht von Georg Markus. Georg Markus ist Mitglied des P.E.N.-Clubs und des Österreichischen Schriftstellerverbandes. Die Bücher von ihm wurden u. a. ins Englische, Französische, Spanische, Ungarische, Polnische, Tschechische und Japanische übersetzt.

»Ich bitte Sie, um Himmels willen,
lachen Sieüber mich!«


Warum das Publikum schuld ist

Sechsundzwanzig Jahre alt war er damals, der Herr von Goethe, als er in Weimar eine Dilettantenbühne gründete, die sich bald zur Wirkungsstätte von Berufs- und Hofschauspielern entwickeltn sollte. Herr von Schiller unterstützte ihn als Dramaturg, wobei die Dichterfürsten gegenseitig die Werke des jeweils anderen inszenierten.

Während der Generalprobe von ShakespearesMacbeth in der Bearbeitung von Schiller müssen die beiden Herren feststellen, daß Heinrich Voß, der Darsteller der Titelrolle, seinen Text mehr als mangelhaft beherrscht. Während Goethe zornig aus seiner Loge»Der Mann kann ja kein Wort von seinem Text« brüllt, versucht Schiller einzulenken.Überraschenderweise geht die Premiere anderntags, man schreibt den 14. Mai 1800, gutüber die Bühne, worauf Schiller zu seinem Regisseur Anton Genast sagt:»Sehen Sie, Genast, ich habe recht gehabt. Er hat zwar ganz andere Verse gesprochen, als ich geschrieben habe, aber er ist vortrefflich!«

Goethe ließ seinen treuen Helfer Johann Peter Eckermann später in 91 Paragraphen»Regeln für Schauspieler« niederschreiben, in denen er auf die Beherrschung der Sprache und der Bewegung (§ 1) ebensolchen Wert legt wie auf»gesteigerte Rezitation« (§ 20) und»Körperhaltung: Brust herausgekehrt, die obere Hälfte der Arme bis an die Ellbogen etwas an den Leib geschlossen« (§ 37). Um schließlich zusammenzufassen:»Alle diese technischgrammatischen Vorschriften mache man sich zu eigen nach ihrem Sinne undübe sie stets aus, daß sie zur Gewohnheit werden. Das Steife muß verschwinden und die Regel nur die geheime Grundlinie des lebendigen Handelns werden.« Wer gegen Goethes Regeln verstieß, mußte in Weimar mit drakonischen Strafen rechnen. Bei Zuwiderhandeln gab es für Schauspieler Stubenarrest, dessen Einhaltung von einer vor der Haustüre postierten Schildwacheüberprüft wurde!

Naturgemäß ist die Schauspielkunst in jeder Generation neuen Strömungen unterworfen. Einst zählte es zu den edelsten Pflichten des Mimen, sich»durch Verleugnen des eigenen Ichs« der Kunst des Dichters zu unterwerfen. Für den Komödianten und Theaterdirektor Friedrich Haase galt vor hundert Jahren als Kennzeichen des guten Schauspielers,»so weit hinter der Rolle verborgen zu bleiben, daß man oft minutenlang den Spieler nicht erkennt«. Und der Burgschauspieler Josef Lewinsky meinte am Beginn unseres Jahrhunderts:»Wir dürfen nie vergessen, daß wir nur die Diener der Dichter sind, deren Gestalten wir darzustellen haben!«

Ganz anders Max Reinhardt, fündfundzwanzig Jahre später:»Das Heil kann nur vom Schauspieler kommen, denn ihm und keinem anderen gehört das Theater.«

Daß die Stimmen Albert Bassermanns oder Alexander Moissis, auf Platte konserviert, in ihremübertriebenen Pathos heute schwer verständlich sind, ist nicht deren»Schuld«, sondern liegt an den Strömungen ihrer und unserer Zeit. Lebte Josef Kainz heute, wäre er selbstverständlich modern, knapper, sachlicher, schlichter, würde er»unsere Sprache sprechen«.

»Die Probe hat angefangen«, soll ein Inspizient des alten Burgtheaters einmal gesagt haben,»und schon wird unnatürlich geredet.« Heute wird an Schauspielschulen gelehrt:»Man deklamiert nicht, man rezitiert nicht– man spricht!«

Wien hatte sein erstes»Comödi-Haus« bereits 1651 in der Himmelpfortgasse (auf dem Platz, an dem das Winterpalais des Prinzen Eugen, das heutige Finanzministerium, steht), weitere»Ballhäuser« am Franziskanerplatz und in der Teinfaltstraße folgten. Sie alle waren sehr unsicher gebaut, so da&szl