1.
Die beiden Schiffe lagen in der Bucht von Vigo vor Anker, also in portugiesischen Gewässern und daher verhältnismäßig sicher vor dem Zugriff von Spaniern und Piraten der Barbarenküste Nordafrikas.
Die Segel der Galeone„Isabella VIII.“ und der Karavelle„Le Vengeur“ waren aufgegeit. Auf beiden Schiffen waren die Kanonen geladen, und den Männern war erhöhte Wachsamkeit befohlen worden. Philip Hasard Killigrew wußte, daß es immer gefährlich war, Kapitän und Ersten Offizier von Bord eines Schiffes zu holen. Aber die Besprechung mit den beiden führenden Männern der„Le Vengeur“ war unabdingbar geworden.
Sie saßen um den Eichentisch in der Kapitänskammer der„Isabella VIII.“: Hasard, den seine Freunde und sogar seine Gegner respektvoll den Seewolf nannten, Ben Brighton, Erster Offizier der„Isabella“, und die beiden Eigner der„Le Vengeur“, Jean Ribault und Karl von Hutten. Auf der sandgescheuerten Platte des Tisches standen Weingläser.
Es war Mitte August 1581.
„Und ich sage dir noch einmal: Es kommtüberhaupt nicht in Frage“, sagte Karl von Hutten entschieden.
„Ganz meine Meinung.“ Der ruhige Jean Ribault strich eine dunkle Haarsträhne aus seiner Stirn.„Entweder wir sind Freunde oder nicht. Und wenn du Keymis und Burton deine Kinder abjagen willst, dann ist das genausogut unsere Sache wie deine.“
„Und damit basta!“ Karl von Hutten, Sohn eines deutschen Konquistadoren und einer indianischen Häuptlingstochter, schlug mit der Faust auf den Tisch.
„Nichts basta.“ Hasard lehnte sich zurück und blickte seine beiden Freunde und Kampfgefährten an.„Ich danke euch für euer Angebot, mir zu helfen. Aber die Suche nach meinen Kindern ist meine Privatangelegenheit, und ich habe nicht das Recht, dafür auch noch ein zweites Schiff zu beanspruchen.“
„Wer spricht denn hier von Recht!“ Karl von Hutten beugte sich erregt vor.„Es ist unser Schiff! Von unserem eigenen Geld gekauft! Und wenn wir sagen, daß wir mit dir segeln, dann ist das, verdammt noch mal, unsere Sache!“
Ben Brighton, der große Schweiger, verfolgte aufmerksam das Rededuell und blickte prüfend und nachdenklich von einem zum anderen. Dann räusperte er sich und sagte ruhig:„Natürlich ist das eure Sache. Aber die beiden Halunken können wir auch allein erwischen. Der Erfolg hängt jedoch davon ab, möglichst nicht aufzufallen. Mit einem Schiff ist das