: Markus B. Specht, Elena Spaude, Alexandra Jones
: Kurzintervention bei Insomnie (KI) Eine Anleitung zur Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen
: Kohlhammer Verlag
: 9783170241893
: 1
: CHF 31.00
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 130
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF/ePUB
Unter Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnie) leiden ca. 25 % der Bevölkerung. Bisherige Therapien sind oft langwierig. Die Kurzintervention bei Insomnie jedoch umfasst vier jeweils 1-stündige Einheiten. Sie beruht auf den Grundlagen der aktuellen wissenschaftlichen Forschung. Im inhaltlichen Fokus steht zunächst eine grundlegende Wissensvermittlung über den Schlaf und seine Besonderheiten. Anschließend werden vier wesentliche 'Schlafregeln' vorgestellt. Mit speziellen Methoden wird es den Betroffenen ermöglicht, diese Schlafregeln in ihren Alltag zu übernehmen, um eine Verbesserung der Ein- und Durchschlafprobleme zu erzielen. Das Buch ist für die Anwendung durch Fachpersonal im Rahmen von Patientengruppen oder in der Einzeltherapie gedacht. Es kann aber auch zur Prophylaxe und zur Selbstanleitung dienen.

Markus B. Specht ist leitender Psychologe des interdisziplinären Zentrums für Schlafmedizin und Heimbeatmung Hofheim und stellvertretender leitender Psychologe der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Hofheim. Elena Spaude, Dipl.-Psych., und Alexandra Kaluza, Dipl.-Psych., haben an der Hofheimer Klinik und an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz an der Entwicklung des Manuals mitgewirkt.

2          Grundlegende Kennzeichen des»gestörten« Schlafs


 

Dieses Kapitel gibt nun einenÜberblicküber den»gestörten« Schlaf und was ihn kennzeichnet. Zudem befasst es sich mit den wichtigsten und gebräuchlichsten Klassifikationssystemen der Schlafforschung und Schlafmedizin, die zur Diagnosestellung für Schlafstörungen verwendet werden.

2.1      Begriffserklärung: Schlafstörung


»Der Schlaf hat ein Imageproblem. Unermüdlichkeit, Durchhaltevermögen und Schlafverzicht finden gesellschaftliche Anerkennung. Wer aber rasch ermüdet, schnell einnickt oder zeitig zu Bett geht, wird belächelt. Ausgiebig zu schlummern gilt in der Leistungsgesellschaft als verlorene Zeit, als Luxus, den man sich allenfalls am Wochenende oder im Urlaub erlauben darf« (Schäfer, 2009, S. 11). Gerade deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Anzahl der unter Schlafstörungen leidenden Menschen in der Bevölkerung stetig zunimmt. Die Ursachen hierfür sind vielfältig (Penzel, 2005). Hauptauslöser sind heute vor allem Hektik, Alltagsstress,Überbelastung, sozialer und beruflicher Druck sowie die damit zusammenhängenden nächtlichen Grübeleienüber die Zukunft (Koella, 1988; Meier, 1997–2010; Riemann, 2007a). Störende Umwelteinflüsse wie Umgebungstemperatur oder Lärm, verhaltensbedingte Faktoren wie zum Beispiel Lesen und Fernsehen im Bett oder die Einnahme schlafbeeinträchtigender Substanzen wie Alkohol, Nikotin und Schlafmittel können den Nachtschlaf ebenso beeinträchtigen wie genetische Prädisposition und erworbene organische oder psychische Pathomechanismen (Meier, 1997–2010; Möller, Kapfhammer& Laux, 2008; Penzel, 2005; Riemann, 2007a). Die intensive Beschäftigung der Betroffenen mit den möglichen Konsequenzen ihrer Schlaflosigkeit führt zusätzlich zur Aufrechterhaltung des Krankheitsbildes (Riemann, 2007a). Vor allemältere Menschen sehen den Grund ihrer Schlafprobleme in körperlichen Beschwerden, die häufig aus einem Mangel an Bewegung, fetter, kalorienhaltiger Ernährung und einemübermäßigen Schlafverhalten (ausgedehnter Tagesschlaf, zu frühes Zubettgehen, langwirkende Schlafmittel) resultieren (Meier, 1997–2010; Penzel, 2005). Herzkreislaufstörungen und organische Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus sind in diesem Zusammenhang keine Seltenheit. Grundsätzlich lassen sich in der Literatur Befunde d