: Albert Lenz
: Kinder psychisch kranker Eltern
: Hogrefe Verlag GmbH& Co. KG
: 9783840925702
: 2
: CHF 29.20
:
: Psychologie
: German
: 259
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Die neuen Erkenntnisse der Coping- und Familienforschung liefern ein differenziertes Verständnis dafür, wie Kinder psychisch kranker Eltern und ihre Familien mit den multiplen Belastungen und besonderen Anforderungen im Alltag umgehen. Das Wissen um die Bedeutung persönlicher, familiärer und sozialer Schutzfaktoren hat wesentlich zur Weiterentwicklung der Hilfen für die betroffenen Kinder und ihren Familien beigetragen, die in der Neubearbeitung des Buches ausführlich beschrieben werden. Der Band stellt Belastungen, Erkrankungsrisiken und Interventionen über die gesamte Altersspanne vom Säuglingsalter bis zum Jugendalter dar. Er spannt dabei einen Bogen von Störungen in der frühen Mutter-Kind-Interaktion und postpartalen Erkrankungen bis hin zu Parentifizierung und Trennungsschuld bei jugendlichen Kindern. Weiterhin wird auf die diagnostische Einschätzung der familiären Belastungen und Gefährdungen, bindungsbezogene Interventionen, familienorientierte Hilfen, die Förderung der Bewältigungskompetenz bei älteren Kindern bzw. Jugendlichen sowie die Psychoedukation bei Kindern eingegangen. Schließlich nimmt das Thema Kooperation und Empowerment einen großen Raum ein. Die vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage des Buches vermittelt damit einen fundierten und anschaulichen Überblick zum Thema Kinder psychisch kranker Eltern.
Im deutschen Sprachraum gilt das auf der ICD-Systematik beruhende multiaxiale Klassifikationsschema für psychische Erkrankungen im Kindesund Jugendalter von Rutter (WHO, 1997) als einschlägig. Für die Bestimmung, ob eine psychische Störung vorliegt oder nicht sind wesentlich:
• die Stärke und Anzahl der Symptome,
• die mit den Symptomen einhergehenden psychosozialen Beeinträchtigungen und
• Leistungsbeeinträchtigungen, die auch durch mögliche Ausgleichsprozesse nicht mehr verhindert werden können sowie
• die Dauer der Symptomatik und der Beeinträchtigung. Bei der Ermittlung der Art, Häufigkeit und Verteilung psychischer Störungen im Kindesund Jugendalter ist zu berücksichtigen, dass eine Einschätzung psychischer Störungen und damit eine eindeutige Abgrenzung zum Gesunden in diesem Altersbereich schwieriger ist als im Erwachsenenalter (Petermann et al., 2013). Es gibt hierfür eine Reihe von Gründen:
• die schnelle und umfassende Veränderung von Physis, Fähigkeiten, Verhalten und Emotionen in der kindlichen Entwicklung;
• die meisten Störungen im Kindesalter fallen nicht in den Bereich klar abgrenzbarer diagnostischer Kategorien;
• die meisten Symptome, die als Kriterium für Diagnosen dienen, sind auch bei gesunden Kindern vorhanden, allerdings in quantitativ anderer Ausprägung;
• eine Verhaltensweise kann je nach Alter und Entwicklungsstand normal oder pathologisch sein (z. B. Einkoten, Trennungsängste oder Trotzreaktionen);
• bestimmte Störungen im Kindesalter (z. B. oppositionelles Verhalten) zeigen sich unter Umständen lediglich in bestimmten Umgebungen (z. B. im Kindergarten) oder gegenüber bestimmten Personen (z. B. ausschließlich gegenüber den Eltern);
• die altersund entwicklungsabhängig eingeschränkte Fähigkeit der Kinder zur Krankheitswahrnehmung, -bewertung und Selbstauskunft;
• Fremdurteile (z. B. von Eltern, Erziehern oder Lehrern) werden wiederum von der Subjektivität und den Eigeninteressen der Beurteiler, aber auch vom Bildungsniveau und von der Beziehung zum Kind etc. beeinflusst;
• in sehr jungen Jahren sind körperliche und seelische Störungen nur schwer zu trennen (z. B. Bauchschmerzen).

1.1.1 Gesamtprävalenz psychischer Störungen im Kindesund Jugendalter

Zuverlässige Prävalenzdaten liefert eine Messung der „wahren“ Prävalenz. Dazu müssen psychische Störungen im Feld repräsentativer Bevölkerungsstichproben untersucht werden. Als Erhebungsverfahren werden meist Fragebögen, wie z. B. die Child Behavior Checklist (CBCL) oder der Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ) von Goodman (1997), verwendet.

Barkmann und Schulte-Markwort (2004) haben alle 30 repräsentativen empirischen Studien zur Gesamtprävalenz, die seit 1952 in Deutschland durchgeführt wurden, vergleichend gegenübergestellt und deskriptiv analysiert. Die ungewichteten Prävalenzen in diesen Studien, die überwiegend mit einem einstufigen Querschnittsdesign durchg
Kinder psychischkranker Eltern1
Vorwort7
Inhalt11
1Risiken und Folgen für Kinder psychisch kranker Eltern – Zum Stand der Forschung19
2Genetische und psychosoziale Einflüsse als Belastungsfaktoren40
3Elternschaft und psychische Erkrankung63
4Kinder als Angehörige psychisch kranker Eltern – eine empirische Studie85
5Möglichkeiten und Grenzen der Ein­beziehung der Expertensicht – eine empirische Studie142
6 Resilienz – Widerstandsfähigkeit entwickeln151
7 Coping – Belastungen konstruktiv begegnen170
8 Familie – Schutzfaktor und Risiko fu?r Kinder psychisch kranker Eltern192
9 Diagnostik – Erkennen von familiären Belastungen, Gefährdungen und Ressourcen219
10 Multimodale Interventionsprogramme – ein Überblick238
11 Bindungsbezogene Interventionen251
12 Mutter-Kind-Behandlung – Ein spezifisches stationäres Angebot fu?r junge Mu?tter260
13 Familienorientierte Interventionen281
14 Kooperation als Voraussetzung fu?r wirksame Hilfeleistungen327
15 Kooperation zwischen den Systemen des Gesundheitswesens und dem System der Jugendhilfe – eine empirische Studie335
16 Ausgestaltung der Kooperationsbeziehungen – eine empirische Studie348
17 Interinstitutionelle Kooperation und Mitwirkung der Familien359
Anhang371
Literatur373
Sachregister393