Kapitel 1
Sektor 4 des Sternensystems Chamos
Planet Latoy
Hauptstadt Latoyanan
Es klingelte an der Tür der luxuriös gelegenen Wohneinheit. Martyn sah nicht einmal von seiner Arbeit auf. Seine Berechnungen waren ihm wichtiger als unangemeldeter Besuch. Außerdem war sein Lebensgefährte ebenfalls zu Hause. Sollte halt Alexander dem hartnäckigen Klingleröffnen, der mittlerweile ein viertes Mal schellte.
Martyn trug eine Datenbrille, die mit seinem Hauptrechner verbunden war. Sie machte einen Monitor oder eine mit Hilfe einer Holocam in den Raum projizierte dreidimensionale Darstellungüberflüssig, indem sie die Daten und Bilder direkt in sein Hirn schaltete. Die Brille ließ ihn blind gegenüber seiner Umwelt werden und anfangs hatte sie für Schwindel gesorgt, bis sich Martyn daran gewöhnt hatte, etwas anderes zu sehen als sein Körper fühlte.
Während seine Fingerüber das Eingabemodul seines Hauptrechners flogen, hörte er Alexander tatsächlich zur Tür gehen. Gleich darauf stand sein Lebensgefährte neben ihm.
„Martyn?“
Mit einem Seufzen nahm er die Brille ab. Er hasste es, während seiner Arbeit gestört zu werden. Alexander wusste das, daher musste es einen triftigen Grund für die Störung geben.
„Ein Bote vom Senat für dich“, sagte Alexander und zwinkerte ihm zu.„Sie sind wohl endlich auf deine Arbeit aufmerksam geworden.“
Das konnte sich Martyn kaum vorstellen, obwohl… Er hatte einen Antrag auf Fördermittel gestellt. Ob der Bote deswegen hier war? Mit einem hoffnungsträchtigen Lächeln eilte er zur Tür, wo einer der kleinen Botendroiden auf Augenhöhe schwebte. Diese Nachrichtenüberbringer gehörten zu der einfachen Generation von Droiden und bestanden aus einem grob terranischen Oberkörper mit einem röhrenförmigen Kopf. Diese Konstruktion saß auf einem tellerartigen Antrieb, den er bereits vor Jahren in einem Studiumsprojekt perfektioniert hatte. Auf eine künstliche Haut, wie zum Beispiel Hausdroiden trugen, hatten die Hersteller bei diesem Modell verzichtet.
„Doktor Martyn Faas?“, erkundigte sich der Bote mit leicht blecherner Stimme.
Er gehört neu eingestellt, dachte Martyn unwillkürlich, unterdrückte das verlangende Zucken seiner eifrigen Hände und nickte als Antwort.
„Ich habe eine Depesche vom Senat für Sie.“ Der Droide hielt ihm seine metallene Handfläche mit dem integrierten Scanner entgegen. Martyn legte kurz seinen Zeigefinger darauf. Mit einem raschen Aufblenden eines gelblichen Lichtes wurden seine biometrischen Merkmale erfasst, seine Identitätüberprüft und die Annahme der Botschaft bestätigt. Gleich darauf bekam er einen Nachrichtenwürfel ausgehändigt. Ein bisschen wunderte es ihn schon, dass der Senat die Botschaft nichtüber den Hauptrechner schickte, sondern aus der Nachricht ein Geheimnis machte. Von so enormer Bedeutung war seine Arbeit an den Antriebssteinen nun auch nicht.
„Möge das Licht Ihnen leuchten“, verabschiedete sich der Droide höflich.
„Danke, dir auch“, murmelte Martyn und schloss die Tür. Mit gemischten Gefühlen starrte er auf den Würfel und kehrte in sein Arbeitszimmer zurück, wo Alexander auf ihn wartete.
„Bestimmt sind deine Fördermittel genehmigt worden. Oder sie wollen dich als Repräsentant für eine Fachtagung.“
„Und dafür schickt der Senator einen Botendroiden?“
„Na ja, was sollte es sonst sein? Martyn, jetzt hör dir die Botschaft endlich an.“ Wie immer war Alexander derjenige, der am meisten zappelte. Allerdings konnte Martyn nicht leugnen, dass er ebenso neugierig war. Daher aktivierte er den Würfel, woraufhin das lebensgroße Hologramm einesälteren Mannes neben ihnen in den Raumübertragen wurde.
„Mein Name ist Hugh Baisley und ich möchte Ihnen, Doktor Faas, eine Einladung in die Kuppel aussprechen. Ich würde mich freuen, Sie morgen um 19:00 Uhr begrüßen zu dürfen. Möge das Licht Ihnen leuchten.“
Damit endete die Nachricht.
„Das ist alles?“ Martyn fühlte sich wegen der dürftigen Mitteilung ein wenig enttäuscht. Diese Botschaft klang nicht nach einer Bewilligung von Fördermitteln, sondern eher nach etlichen langweiligen Stunden politischen Palavers. A