2 Die Muttermilch macht’s
Stillen ist die natürlichste Sache der Welt, ein ganz besonderes Erlebnis für die Mutter, und für das Baby die beste Ernährung.
2.1 Was Muttermilch so gut macht
Auch wenn Säuglingsmilchnahrung der Muttermilch im hohen Maße angepasst ist, entspricht sie nicht zu 100 Prozent dem Original. Die Nährstoffkombinationen von Muttermilch und von Säuglingsmilchnahrung sind zwar nahezu identisch, doch das ist nicht alles:
Muttermilch ist besser verdaulich für Ihr Baby, da sie Enzyme enthält.
Weiterhin stärkt Muttermilch die Abwehrkräfte, denn Immunglobulin A und Lymphozyten aktivieren und trainieren das Immunsystem des Neugeborenen.
Stillkinder sind als Erwachsene seltenerübergewichtig und erkranken seltener an Diabetes oder an der chronischen Darmerkrankung Morbus Crohn.
Stillen beugt Allergien vor, wenn mindestens vier Monate ohne Beifüttern gestillt wird.
Gestillte Kinder erkranken seltener an Neurodermitis, Asthma, Infektionen des Magen-Darm-Traktes, der Luftwege, der Harnwege und des Mittelohrs.
Praktisch für Sie als Mutter ist, dass Muttermilch steril ist und immer und jederzeit verfügbar. Stillen bedeutet frühes Geschmackstraining für Ihr Baby und soll aufgrund der Omega-3-Fettsäuren in der Muttermilch sogar schlau machen.
Stillende Mütter verlieren nach der Geburt schneller an Gewicht, da Stillen zusätzliche Energie verbraucht.
Stillende Mütter erkranken während der Stillzeit seltener an Infektionen als nicht stillende Mütter.
Das Saugen des Säuglings an der Brust führt zu einer verstärkten Ausschüttung von Prolaktin, die Mutter bleibt gelassener.
Das Hormon Oxytozin beeinflusst nicht nur den Stillvorgang, sondern löst Kontraktionen der Gebärmutter aus und beschleunigt die Rückbildung. Gleichzeitig wird Blutarmut und Eisenmangel vorgebeugt.
Stillen senkt sehr wahrscheinlich das Risiko, an Brust- und Eierstockkrebs sowie Osteoporose zu erkranken.
Durch das Stillen entsteht eine sehr enge Verbindung zwischen Ihnen und Ihrem Baby. Genießen Sie die Stillzeit, sie ist wunderbar!
2.1.1 Im Wochenbett kommt die Milchbildung in Gang
Bereits in der Schwangerschaft hat sich Ihre Brust verändert: Nicht nur, dass Ihre Brüste größer geworden sind, unter dem Einfluss der Schwangerschaftshormone wachsen auch die Milchbläschen (Alveolen) und Milchgänge. In den Milchbläschen bildet sich die Milch und Gruppen dieser Bläschen münden in die Milchgänge, durch die dann die Milch zur Brustwarze fließt. Vor der Brustwarze erweitern sich die Milchgänge, und in diesen»Milchseen« sammelt sich die Milch.
Das Hormon Prolaktin regt bereits in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft die Milchbildung an. Nach der Geburt sinkt der Pegel der Schwangerschaftshormone rasch, dafür steigt die Prolaktinmenge stark an und bildet die hormonelle Grundlage für die Bildung von Milch. Damit das Stillen wirklich in Schwung kommt, muss Ihr Baby angelegt werden und an der Brust saugen. Sein Saugen sorgt für eine dauerhafte Prolaktinproduktion in der mütterlichen Gehirnregion. Im Wochenbett ermutigen Hebammen die Mütter, ihr Baby möglichst oft anzulegen. Die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten können recht kurz ausfallen. Schließlich will ein Neugeborenes innerhalb von 24 Stunden gut 8- bis 12-mal angelegt werden. Das bewirkt einerseits, dass die Milchproduktion aufrechterhalten wird, andererseits hilft das regelmäßige Anlegen, die Milchmenge allmählich auf das benötigte Maß einzupendeln. Dafür ist ein weiteres Hormon, das Oxytozin, verantwortlich.
Entscheidend ist, dass Sie gerade anfangs nach Bedarf stillen. So spielen sich Angebot und Nachfrage am besten ein. Einige Mütter haben wenig und andere haben viel Milch. Doch das oftmals zu schnell gefällte Urteil, man habe zu wenig oder zu viel Milch, ist in der Regel falsch. Bei Unsicherheit holen Sie sich Rat bei einer Stillberaterin oder Ihrer Hebamme.
2.2 Was fördert die Milchbildung?
Eine ausgewogene Ernährung und vor allem ausreichendes Trinken sind die Grundlagen für die optimale Milchbildung. Wenn Ihnen im Wochenbett der Appetit fehlt, ist dies nicht schlimm, denn Sie verfügenüber Fettreserven, die jetzt mobilisiert werden. Doch da der menschliche Organismus keine Wasserreserven hat, ist das Trinken umso wichtiger. Ihr Baby trinkt am Anfang extrem wenig. Es sind wenige Milliliter und pro Anlegen vielleicht 1–4 Esslöffel. Und auch wenn noch gar nicht viel Flüssigkeitüber die Muttermilch verloren geht, sollten Sie von Anfang an darauf achten, dass Sie mindestens 2 Liter am Tag trinken. Für viele Frauen stellt die Flüssigkeitsmenge ein Problem dar. Gewöhnen Sie sich an, nach dem Stillen immer 1 Glas Mineralwasser oder Schorle, alternativ eine Tasse Kr&a