Erster Akt
Erste Szene
Kleine Bauernstube.
Lorenz,Barthel,Gottlieb.Der Kater Hinz liegt auf einem Schemel am Ofen.
Lorenz: Ich glaube, daß nach dem Ableben unsers Vaters unser kleines Vermögen sich bald wird einteilen lassen. Ihr wißt, daß der selige Mann nur drei Stück von Belang zurückgelassen hat: ein Pferd, einen Ochsen und jenen Kater dort. Ich, als derÄlteste, nehme das Pferd, Barthel, der nächste nach mir, bekömmt den Ochsen, und so bleibt denn natürlicherweise für unsern jüngsten der Katerübrig.
Leutner,im Parterre: Um Gottes willen! hat man schon eine solche Exposition gesehn! Man sehe doch, wie tief die dramatische Kunst gesunken ist!
Müller: Aber ich habe doch alles recht gut verstanden.
Leutner: Das ist ja eben der Fehler, man muß es dem Zuschauer so verstohlenerweise unter den Fuß geben, ihm aber nicht so geradezu in den Bart werfen.
Müller: Aber man weiß doch nun, woran man ist.
Leutner: Das muß man ja durchaus nicht so geschwind wissen; daß man so nach und nach hineinkömmt, ist ja eben der beste Spaß.
Schlosser: Die Illusion leidet darunter, das ist ausgemacht.
Barthel: Ich glaube, Bruder Gottlieb, du wirst auch mit der Einteilung zufrieden sein, du bist leider der jüngste, und da mußt du uns einige Vorrechte lassen.
Gottlieb: Freilich wohl.
Schlosser: Aber warum mischt sich denn das Pupillenkollegium nicht in die Erbschaft? das sind ja Unwahrscheinlichkeiten, die unbegreiflich bleiben!
Lorenz: So wollen wir denn nur gehn, lieber Gottlieb, lebe wohl, laß dir die Zeit nicht lang werden.
Gottlieb: Adieu.
Die Brüder gehn ab.
Gottlieballein. Monolog: Sie gehn fort– und ich bin allein.– Wir haben alle drei unsre Hütten; Lorenz kann mit seinem Pferde doch den Acker bebauen, Barthel kann seinen Ochsen schlachten und einsalzen, und eine Zeitlang davon leben– aber was soll ich armer Unglückseliger mit meinem Kater anfangen?– Höchstens kann ich mir aus seinem Felle für den Winter einen Muff machen lassen; aber ich glaube, er ist jetzt noch dazu in der Mauße.– Da liegt er und schläft ganz ruhig.– Armer Hinze! Wir werden uns bald trennen müssen. Es tut mir leid, ich habe ihn auferzogen, ich kenne ihn, wie mich selber– aber er wird daran glauben müssen, ich kann mir nicht helfen, ich muß ihn wahrhaftig verkaufen.– Er sieht mich an, als wenn er mich verstände; es fehlt wenig, so fang ich an zu weinen.Er geht in Gedanken auf und ab.
Müller: Nun, seht ihr wohl, daß es ein rührendes Familiengemälde wird? Der Bauer ist arm und ohne Geld, er wird nun in deräußersten Not sein treues Haustier verkaufen, an irgendein empfindsames Fräulein, und dadurch wird am Ende sein Glück gegründet werden. Sie verliebt sich in ihn und heiratet ihn. Es ist eine Nachahmung vomPapagei von Kotzebue; aus dem Vogel ist hier eine Katze gemacht, und das Stück findet sich von selbst.
Fischer: Nun es so kömmt, bin ich auch zufrieden.
Hinze der Katerrichtet sich auf, dehnt sich, macht einen hohen Buckel, gähnt und spricht dann: Mein lieber Gottlieb, ich habe ein ordentliches Mitleiden mit Euch.
Gottlieberstaunt: Wie, Kater, du sprichst?
Die Kunstrichter,im Parterre: Der Kater spricht?– Was ist denn das?
Fischer: Unmöglich kann ich da in eine vernünftige Illusion hineinkommen.
Müller: Eh ich mich so täuschen lasse, will ich lieber zeitlebens kein Stück wieder sehn.
Hinze: Warum soll ich nicht sprechen können, Gottlieb?
Gottlieb: Ich hätt es nicht vermutet, ich habe zeitlebens noch keine Katze sprechen hören.
Hinze: Ihr meint, weil wir nicht immer in alles mitreden, wären wir gar Hunde.
Gottlieb: Ich denke, ihr seid bloß dazu da, Mäuse zu fangen.
Hinze: Wenn wir nicht im Umgange mit den Menschen eine gewisse Verachtung gegen die Sprache bekämen, so k&ou