Plötzlich war die Party zu Ende. Als hätte jemand den Stecker gezogen. Die Gäste auf der Tanzfläche erstarrten. Die Gespräche verstummten. Irgendwo zersprang ein Glas klirrend auf dem Boden. Aus irgendeiner Ecke erklang das hysterische Lachen einer Frau.
Dann begann das Blutbad …
Die Soldaten, die mit rasselnder Rüstung in die Villa drangen, wirkten wie aus einem Mittelalter-Film. Der riesige Kerl, der den Trupp anführte, erinnerte an Conan, den Barbar. Allerdings trug er eine rote Henkersmütze. Und die Axt, die er mit beiden Händen führte, war keine Requisite.
Als Erstes bekam es der Gastgeber zu spüren. Constantin Scholz, der erst dreißigjährige Geschäftsführer von Hamburgs größter Casting-Agentur, stellte sich dem Eindringling entgegen. Er reichte dem Riesen gerade mal bis zur Brust.»He, was fällt Ihnen ein, mein Haus …«
Was er sagen wollte, ging in einem Gurgeln unter. Einer der Schergen hatte ihm von hinten eine Lanze in den Hals gebohrt. Sie kam vorne aus seinem Mund wieder hervorgeschossen – wie eine lange blutige Zunge.
Constantin Scholz ging in die Knie. Die Augen starrten verwundert ins Leere, als könne er nicht fassen, was soeben mit ihm passierte.
Aber das Schlimme stand den meisten Gästen noch bevor:
Die seltsam gekleideten Soldaten bildeten eine Gasse. Eine zwergenhafte Gestalt schritt hindurch. Sie trug eine riesige schreckenserregende Maske. Durch die schnabelartige Nase quoll grauer Rauch. In der linken Hand hielt der Maskierte einen Stab, den ein schwarzer winziger Totenkopf krönte. Damit wies die Kreatur in die Menge.
»Ihr seid verflucht! Im Namen des Todes, der Hölle und der ewigen Verdammnis.«
Eine der jungen Frauen schrie auf. Die Umstehenden sahen entsetzt, wie sich schwarze Pestbeulen auf ihrer sonnengebräunten Haut bildeten. Innerhalb von Sekunden hatte der Schwarze Tod ihren gesamten Körper bedeckt.
Dann gellten weitere Schreie durch den Raum.
Nach und nach traf es alle Gäste. Die Pestbeulen verbreiteten sich wie ein Fliegenschwarm.
Diejenigen Gäste, die flüchten wollten, wurden von den Schergen aufgespießt.
***
Anke Lauterbach kam gerade aus dem Badezimmer im oberen Stock, als sie die Schreie hörte.
Zuerst glaubte sie an einen Scherz. Im Laufe des Abends war die Party immer lauter und exzessiver geworden. Kein Wunder, Constantin arbeitete in der Filmbranche, und es gab einige ziemlich verrückte Typen darunter. Dazu kamen der Alkohol und diverse Designerdrogen.
Die Zwanzigjährige hatte bisher nur ein Glas Wein getrunken. Sie war mit ihrer besten Freundin Nicole heute Abend hier. Vorher hatten sie gelost, wer von beiden fahren musste. Anke hatte verloren, also war sie nüchtern geblieben.
Trotzdem hatte sie den ganzen Abend schon Kopfschmerzen verspürt. Aus diesem Grund war sie nach oben gegangen, hatte sich eingeschlossen und einen kalten Waschlappen gegen die Stirn gedrückt. Außerdem hatte sie zwei Aspirin genommen.
Das Pochen hatte aufgehört, dafür glaubte sie, in einen völlig falschen Film geraten zu sein.
Sie stand auf der Balustrade und schaute hinunter auf die Tanzfläche, die sich vor ihren Augen in ein Schlachtfeld verwandelte.
Bizarr gekleidete Männer metzelten die Gäste nieder. Angeführt wurden sie von einem Liliputaner mit einer Pestmaske, aus deren Nase Rauch qualmte.
Ein mit einer Henkerskapuze maskierter Hüne hatte sich soeben ihrer Freundin Nicole zugewandt. Die junge, hübsche Werbeassistentin versuchte, an ihm vorbeizulaufen, aber der Koloss war schneller, als man ihm auf den ersten Blick zutraute.
Er trat der blonden Frau mit erhobener Axt entgegen. Nicole schrie gellend auf. Gleichzeitig zischte die Axt auf sie herab und spaltete den Kopf der Flüchtenden.
Anke presste die Faust gegen die Lippen, um nicht schreien zu müssen. Sie zitterte am ganzen Körper. Das konnte einfach nic