: Terry Goodkind
: Wahrheit Die Legende der Magda Searus - Roman
: Blanvalet
: 9783641132484
: 1
: CHF 8.10
:
: Fantasy
: German
: 608
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sie ist allein. Sie wird verfolgt. Sie opfert sich für die Wahrheit.
Magda Searus ist am Boden zerstört. Ihr geliebter Ehemann, der Erste Zauberer Baraccus, ist gestorben und soll sich sogar freiwillig von der Burgmauer gestürzt haben. Gerade als sie sich entschließt, ihm zu folgen, entdeckt sie eine versteckte Botschaft von ihm: Finde die Wahrheit!
Plötzlich eröffnet sich Magda eine bislang unbekannte Welt der Intrigen, des Verrats und der Gier - und ihre einzige Möglichkeit, all das zu überstehen, liegt in einer neuen, verbotenen Magie.
Der Auftakt der neuen großen Saga von Bestsellerautor Terry Goodkind.


Terry Goodkind (*1948; ?2020) wurde in Omaha, USA, geboren und war nach seinem Studium zunächst als Rechtsanwalt tätig. 1994 erschien sein Roman »Das erste Gesetz der Magie«, der weltweit zu einem sensationellen Erfolg wurde und den Auftakt zu einer der erfolgreichsten Fantasy-Sagas aller Zeiten bildet. Er lebte bis zu seinem Tod in Maine, USA.

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»Unter uns gehen Menschen um, hab ich erzählen hören«, raunte die Alte,»die mehr können als nur mit den Verstorbenen sprechen.«

Magda Searus befreite sich aus ihren zerfahrenen Gedanken und blickte mit gerunzelter Stirn auf zu der Frau, die sichüber ihre Schulter gebeugt hatte. Die angespannte Miene der Alten ließ sie ihre breite, flache Stirn in tiefe Falten legen.

»Was redest du denn da, Tilly?«

Die Alte wandte ihre blassblauen Augen ab und warf einen prüfenden Blick in die im Schatten liegenden Winkel des düsteren Zimmers.»Unten, in den tieferen Bereichen der Burg, dort, wo die mit den außergewöhnlichen Talenten Begabten ihrem finsteren Werk nachgehen, gibt es, so erzählt man sich, unter ihnen mit der Gabe Gesegnete, die mit Seelen jenseits des Schleiers des Lebens sprechen können. Mit Seelen, die längst im Totenreich weilen.«

Magda fasste sich mit ihren zittrigen Fingern an die zerfurchte Stirn.»Du solltest nicht so töricht sein, Tilly, dieses Geschwätz zu glauben.«

Erneut hob Tilly den Blick, um das düstere, nur von den spärlichen, durch die verzogenen und nicht ganz schließenden Fensterläden fallenden Lichtstrahlen erleuchtete Zimmer abzusuchen. Die schmalen Lichtstreifen offenbarten nahezu reglos in der Luft stehende Staubpartikelüber dem schweren, dicht an die Steinwand herangerückten hölzernen Arbeitstisch.

Der Tisch war mit altersblassen dunklen Flecken, Kerben und Schrammenübersät – Zeugnis der unterschiedlichsten Verwendungszwecke, denen erüber die Jahrhunderte gedient hatte. Die Berührungen unzähliger Hände hatten die Kanten der dicken Arbeitsplatte ungleichmäßig abgerundet und glatt geschliffen und dem Holz im Laufe der Zeit eine glänzende kastanienbraune Patina verliehen.

Das Gesicht den mit Läden verschlossenen Fenstern zugewandt, saß Magda am Tisch, versunken in die Erinnerungen, die das einsam vor ihr stehende silberne Kästchen enthielt. In Gedanken war sie bei all dem, was sie verloren hatte.

Alles hatte sie verloren.

»Das ist nicht bloß Geschwätz«, widersprach Tilly sanft, voller Mitgefühl.»Eine gute Freundin von mir arbeitet in den unteren Bereichen der Burg. Sie weiß und sieht so einiges. Sie sagt, manche, deren Arbeit eine Vertrautheit mit dem Totenreich erfordert, hätten nicht nur mit den Dahingeschiedenen gesprochen, sondern noch ganz andere Dinge getan.«

»Ganz andere Dinge?« Magda konnte sich nichtüberwinden, sich von den in dem Kästchen aufbewahrten Erinnerungsstücken zu lösen und aufzublicken.»Was redest du da?«

»Meine Freundin sagt, die mit der Gabe Gesegneten dort unten besäßen womöglich sogar Mittel und Wege, Menschen aus dem Totenreich zurückzuholen. Was ich sagen will, ist: Vielleicht könntet Ihr ihn ja zurückholen lassen.«

Magda, die Ellbogen auf den Tisch gestützt, presste die Fingerspitzen an die Schläfen. Nur mit Mühe konnte sie einen erneuten Tränenausbruch verhindern. Starren Blicks betrachtete sie eine getrocknete Blume, die er ihr einst geschenkt hatte, eine seltene weiße Blume, für die er einen vollen Tag geklettert war. Seine junge Wildblume, so hatte er sie damals genannt und gesagt, nur eine solch seltene und schöne Blume werde ihr gerecht.

Warum also hätte er sie dann auf diese Weise verlassen sollen?

»Zurückholen? Von den Toten?« Magda stieß einen Seufzer aus und schüttelte langsam den Kopf.»Bei den Gütigen Seelen, Tilly, was ist bloß in dich gefahren?«

Die Frau stellte ihren hölzernen Eimer ab und ließ den Putzlappen in ihrer Hand ins seifige Wasser gleiten. Sie beugte sich ein wenig weiter vor, als wolle sie sich vergewissern, dass niemand zuhören konnte, obwohl sich außer ihnen beiden niemand in dem unaufgeräumten und selten benutzten Lagerraum befand.

»Ihr wart stets freundlich zu mir, Herrin.« Tilly legte sanft eine vom Putzen runzelige Hand auf Magdas Schulter.»Freundlicher als die meisten, selbst wenn Ihr dies gar nicht gemusst hättet. Die meisten beachten michüberhaupt nicht, wenn ich meiner Arbeit nachgehe. Viele kennen nicht mal meinen Namen, dabei arbeite ich schon fast mein ganzes Leben hier. Ihr habt als Einzige je nach mir gefragt, mir je ein Lächeln oder gelegentlich, wenn ich abgearbeitet aussah, eine Kleinigkeit zu essen angeboten. Ihr, ausgerechnet.«

Magda tätschelte die warme, tröstliche Hand auf ihrer Schulter.»Du bist eine anständige Frau, Tilly. Die meisten Menschen sind unfähig, die schlichte Wahrheit zu erkennen, selbst wenn sie sie direkt vor Augen haben. Was ich getan habe, war bloß ein Gebot des Anstandes.«

Tilly nickte.»Die meisten Leute Eures Standes würden sich nur gegenüber einer Frau von edler Geburt so verhalten.«

»Wir sind alle edel, Tilly.« Magda lächelte versonnen.»Das Leben eines jeden Menschen ist …« Sie musste tief durchatmen, denn sie befürchtete, jedes weitere Wort könnte sie um ihre Fassung bringen.

»Kostbar«, beendete Tilly den Satz für sie.

Magda schaffte es, sie anzulächeln.»Kostbar«, pflichtete sie ihr schließlich bei.»Mag sein, dass ich die Di