: Joachim Ringelnatz
: Schöne Gedichte
: Edition Erdmann in der marixverlag GmbH
: 9783843804028
: 2
: CHF 9.70
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: Geschenkbücher
: German
: 480
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Joachim Ringelnatz ist ein Klassiker der komischen Muse, ein Leichter mit Tiefgang. Spielerisch, frech, unkonventionell und feinsinnig widmet Ringelnatz seine Verse den alltäglichen Dingen des Lebens und schlägt dabei einen Haken ins Philosophische. Mit scheinbarer Leichtigkeit begegnet er den 'großen Fragen' menschlicher Existenz. Dieses Buch bietet einen Querschnitt durch das Werk von Ringelnatz. So skurril wie das, WAS er erzählt, ist die Sprache WIE er es erzählt; poetisch und derb, kindlich naiv und gewitzt, geradeweg und manchmal wunderschön geringelt wie die Seepferdchen, denen er seinen Namen entlehnte

Hans Böttichers (1883-1934) alias JOACHIM RINGELNATZ' Leben war überwiegend alles andere als 'knallvergnügt': Spross einer Künstlerfamilie, war ihm selbst erst spät und auch nicht dauerhaft literarischer Erfolg beschieden. Er litt zu Lebzeiten geradezu chronisch an Geldmangel, wozu der Umstand, dass er beruflich kaum Fuß fassen konnte, sein Übriges tat. Künstlerische Anerkennung als Schriftsteller, Kabarettist und Maler wurde ihm erst in seinen letzten Lebensjahren zuteil und seine Karriere kam durch das 1933 erteilte Auftrittsverbot durch die Nationalsozialisten gänzlich zu Fall. Er verstarb mit gerade einmal 51 Jahren in Berlin. Seine Gedichte zählen heute zu den populärsten der deutschen Lyrik.

Ernster Rat an Kinder


Kinder, spielt mit einer Zwirnsrolle!


Gewaltigen Erfolg erzielt,

Wer eine große Rolle spielt.

Im Leben spielt zum Beispiel so,

Ganz große Rolle: der Popo.

Denkt nach, dann könnt ihr zwischen Zeilen

Auch mit geschlossenen Augen lesen,

Daß Onkel Ringelnatz bisweilen

Ein herzbetrunkenes Kind gewesen.

Kindergebetchen


Erstes

Lieber Gott, ich liege

Im Bett. Ich weiß, ich wiege

Seit gestern fünfunddreißig Pfund.

Halte Pa und Ma gesund.

Ich bin ein armes Zwiebelchen,

Nimm mir das nichtübelchen.

Zweites

Lieber Gott, recht gute Nacht.

Ich hab noch schnell Pipi gemacht,

Damit ich von dir träume.

Ich stelle mir den Himmel vor

Wie hinterm Brandenburger Tor

Die Lindenbäume.

Nimm meine Worte freundlich hin,

Weil ich schon sehr erwachsen bin.

Drittes

Lieber Gott mit Christussohn,

Ach schenk mir doch ein Grammophon.

Ich bin ein ungezognes Kind,

Weil meine Eltern Säufer sind.

Verzeih mir, daß ich gähne.

Beschütze mich in aller Not.

Mach meine Eltern noch nicht tot

Und schenk der Oma Zähne.

Kleine Lügen und auch kleine

Kinder haben kurze Beine.

Das Abc istäußerst wichtig,

Im Telefonbuch steht es richtig.

Der Klapperstorch hat krumme Beine.

Die Kinder werfen ihn mit Steine.

Aber Kinder bringt er keine.

Der Spanier lebt in fernen Zonen

Für die, die weitab davon wohnen.

Und der Osterhase legt

(Bald sehr eitel, bald bewegt)

Rührei oder Spiegelei.

Schauerlich stöhnt er dabei.