: Fred McMason
: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 60 Im Meer der toten Seelen
: Pabel eBooks
: 9783954393770
: 1
: CHF 2.20
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 115
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die vier Tage und die vier Nächte waren für die Männer der 'Isabella' ein ununterbrochener Alptraum, denn sie waren mit ihrer Galeone gefangen - wie eine Fliege auf dem Leim klebte ihr Schiff in einer unübersehbaren Masse von Tang, der mehrere Yards dick war und sie festhalten würde bis ans Ende aller Zeiten. Denn das war gewiß: aus den riesigen Tangfeldern im Sargassomeer gab es kein Entrinnen, die Totenschiffe ringsum bewiesen es, die Wracks, die Gerippe mit den grinsenden Schädeln, der Gestank nach Verwesung, Fäulnis und Tod. Aber schlimmer noch war der Durst...

1.


Wie ein stolzer Schwan pflügte die„Isabella VIII.“ durch das blaugrüne Wasser. Ihre Bugwelle, ein langer weißer Bart, schäumte und rauschte geheimnisvoll. Der Bug der stolzen, ranken Dreimastgaleone wurde in sanftem Rhythmus hochgehoben, gleich darauf sank er zurück in sein Element, und schon hob er sich wieder aus der glitzernden Fläche.

Dieser ständige Rhythmus bei achterlichem Wind sah nach Frieden und Behaglichkeit aus, aber das schien nur so.

Der Seewolf konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen, wenn er den Profos sah. Ed Carberry war heute ganz anders als sonst, alle waren sie anders, fand Hasard. Bedrückt, sich immer wieder mißtrauisch umschauend, den Blick zeitweilig zum Himmel gekehrt. Jeder schien auf ein Wort des anderen zu warten– und der andere schwieg zumeist.

Der Profos aber schlich umher, als müsse er alle seine Freunde persönlich beerdigen.

Seine mächtige Gestalt lehnte am Steuerbordschanzkleid, sein Rammkinn war vorgeschoben, die Augen mißtrauisch zusammengekniffen, sein Mund nur ein schmaler Strich. Hasard sah jede einzelne Narbe in seinem kantigen Gesicht. Immer wieder sog Ed Carberry prüfend die Luft ein und schüttelte dann den Kopf.

Hasard winkte ihn zu sich heran, aufs Achterkastell. Carberry schob sich in der lauernden Haltung eines Verfolgten näher.

„Was ist los, Ed?“ fragte Hasard.„Steckt dir die Geschichte von den Azoren noch in den Knochen?“

Bevor der Profos antwortete, warf er einen schnellen Blick zu Pete Ballie, der diesmal nicht am Kolderstock, sondern am Ruder stand. Ja, die„Isabella“ hatte ein Ruder, diese Neuerung hatte Ferris Tucker auf der Werft des alten Hesekiel Ramsgate verlangt, dem sie das neugebaute Schiff abgekauft hatten. Es hatte viel Mühe undÜberlegung gekostet, dieses Ruder mit dem dazugehörigen Ruderhaus zu bauen. Aber jetzt hatten sie es, und der Rudergänger war nicht mehr Wind und Wetter,überkommenden Seen und den anderen Unannehmlichkeiten ausgesetzt.

Der Profos grinste, aber das Grinsen erlosch so schnell, wie es erschienen war. Sein Gesicht verdüsterte sich fast augenblicklich.

„Nein, das ist vergessen“, beantwortete er Hasards Frage.„Wir haben vereinbart, daß wir darüber nicht mehr sprechen.“

Hasard wollte auch nicht mehr gern daran erinnert werden, obwohl im selben Moment noch einmal die Bilder vor seinen Augen abliefen.

Der Stunk mit den Engländern, die um jeden Preis die„Isabella“ versenken wollten, die Meuterei der Besiegten auf den Azoren, dann die Wilden und schließlich Scinders, der immer wieder versucht hatte, die Reparaturarbeiten an der„Isabella“ zu sabotieren, was ihm auch mit Hilfe von Pulver und Feuer mehr