: John Curtis
: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 58 Die Schergen der Königin
: Pabel eBooks
: 9783954393756
: 1
: CHF 2.20
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 115
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Es war ein sonniger, klarer Tag mit ruhiger, nahezu glatter See, und dieses Mal war es nicht die Natur, die zuschlug, sondern die Tücke des Objekts: die Ruderkette der 'Isabella' brach, und damit war sie manövrierunfähig. Es wurde ein Wettlauf mit der Zeit, denn an der Kimm tauchte der erste Verfolger auf - die englische Karavelle 'Hermes', deren Kommandant wild darauf war, den verdammten Seewölfen das Fürchten zu beizubringen. Und hinter der 'Hermes' segelte die Kriegsgaleone 'Albion', ein Brocken von Schiff mit einer Armierung, wie sie sich jeder Festungskommandant gewünscht hätte. Was der Seewolf vermeiden wollte, das traf jetzt ein: Er mußte sich zum Kampf stellen...

1.


Die Dämmerung senkte sichüber die graugrünen Wogen des Kanals, und die Nacht stieg am westlichen Horizont empor. Die„Isabella VIII.“ lief vor dem Wind mit schäumender Bugwelle nach Süden. Sie war ein prächtiges Schiff mit hervorragenden Segeleigenschaften, das spürten die Seewölfe schon auf diesen ersten Meilen, die sie mit ihrem neuen Schiff zurücklegten.

Aber sie registrierten es nur am Rande. Denn noch immer stand die wüste, unheimliche Szene vor ihrer Erinnerung, die makabren Umstände, unter denen sie Plymouth verlassen hatten.

Dan O’Flynn, der sich zu dieser Zeit auf dem Achterkastell aufhielt, fuhr plötzlich herum.

„Warum hast du diesen Bastard, diesen Keymis, nicht einfach abgeknallt wie einen räudigen Hund, Hasard?“ fragte er.„Immer wieder läßt du dieses Gelichter entkommen und gibst solchen Kreaturen wie diesem Friedensrichter und diesem Burton Gelegenheit, neue Schandtaten zu begehen und neue Intrigen gegen uns auszuhecken. Himmel und Hölle, warum haben wir diese lackierten Affen nicht einfach mit unseren Geschützen vom Kai geblasen? Müssen wir es uns denn eigentlich gefallen lassen, daß man uns immer wieder verleumdet, daß man uns verfolgt, daß man uns nach dem Leben trachtet? Haben wir nicht jahrelang für England und für unsere Königin unser Leben riskiert? Wie viele von uns sind nicht nach England zurückgekehrt? Haben nicht alle Mann der‚Maygold‘ ihren Einsatz für England mit dem Leben bezahlt? Sind wir es unseren Toten nicht schuldig, endlich einmal unter diesen Mördern, Betrügern, Spitzbuben und Verleumdern aufzuräumen? Haben wir es denn nötig, immer wieder, alles hinzunehmen, mit unserem Schiff vor diesen Bastarden zu fliehen? Sie haben angefangen. Sie wollen uns vernichten. Auge um Auge, Zahn um Zahn, Blut um Blut– so steht es in der Bibel, Hasard. Ich jedenfalls habe es satt, diese Kerle noch länger zu schonen. Der nächste, der mir unter die Finger gerät, dem schlage ich den Schädel ein!“

Dan hatte sich richtig in Wut geredet. Seine Augen blitzten den Seewolf an. Auf der Kuhl hatte sich ein Teil der Crew versammelt. Zustimmendes Gemurmel erhob sich bei den Worten Dans. Die Geduld der Seewölfe war erschöpft. Keiner von ihnen vertrug es, daß man sie in dem Land für das sie gekämpft, gehungert, gefroren und geblutet hatten, wie Dreck behandelte. Und Hasard verstand sie nur zu gut, denn auch in ihm gewannen allmählich derartige Gefühle die Oberhand.

Ben Brighton, Ferris Tucker, Ed Carberry und Big Old Shane, die sich ebenfalls auf dem Achterdeck befanden, weil Hasard sie zu einer Besprechung heraufgebeten hatte, blickten den Seewolf an.

Pete Ballie, der am Ruder stand, schob sich aus seinem Ruderhaus heraus, ohne dabei das mächtige Ruderrad auch nur einen Augenblick loszulassen.

„Dan hat völlig recht, Hasard. Bis jetzt haben wir uns immer wieder zurückgehalten. Du hast diesen Keymis geschont, als er sein Leben längst ver