Personen: Dicson. Gervasio. Teofilo. Poliinnio.
DICSON. Um Vergebung, Magister Poliinnio, und du, Gervasio, unterbrecht nicht ferner unsere Gespräche!
POLIINNIO. Fiat; so geschehe es.
GER. Wenn der Herr Magister spricht, so kann ich noch sicher nicht schweigen.
DICSON. Ihr behauptet also, Teofilo, jegliches, was nicht selbst oberstes Princip und oberste Ursache ist, das habe ein Princip und eine Ursache?
TEOF. Ohne allen Zweifel und alle Widerrede.
DICSON. Meint ihr also, derjenige, welcher die von der Ursache und dem Princip gesetzten Dinge kennt, kenne auch die Ursache und das Princip selber?
TEOFILO. Nicht leicht die nächste Ursache und das nächste Princip, aberäusserst schwer auch nur eine Spur von der obersten Ursache und dem obersten Princip.
DICSON. Wie denkt ihr euch denn, dass die Dinge, welche eine oberste und eine nächste Ursache, ein oberstes und ein nächstes Princip haben, wahrhaft erkannt werden, wenn sie doch der bewirkenden Ursache nach also einer der Ursachen nach, die zur wirklichen Erkenntnis der Dinge gehören, verborgen sind?
TEOFILO. Es mag leicht sein,über den Beweisgang in der Wissenschaft Theorien aufzustellen; aber das Beweisen selbst ist schwer. Sehr bequem ist es,über die Ursachen, die näheren Umstände und Methoden der Wissenschaften Vorschriften zu geben; aber nachher bringen unsere Methodiker und Analytiker ihre Organons, ihre methodischen Principien und ihre»Kunst der Künste« höchst ungeschickt zur Anwendung.
GER. Etwa wie Leute, welche wohl verstehen schöne Schwerter zu verfertigen, aber nicht sie zu handhaben?
POLIINNIO. Forme!
GER. Verm - aledeit seist du selber mit deinem Mundwerk, dass du es nie wiederöffnen könntest!
TEOFILO. Ich meine deshalb, es ist von dem Naturphilosophen nicht zu verlangen, dass eralle Ursachen und Principien aufzeige, sondern nur die physischen, und von diesen auch nur die hauptsächlichen und jedesmal eigenthümlichen. Freilich sagt man, weil sie von der obersten Ursache und dem obersten Princip abhängen, dies sei ihre Ursache und ihr Princip; indessen die Beziehung zwischen ihnen ist doch keine so enge, dass aus der Erkenntnis des einen auch die Erkenntnis des andern folgte: und deshalb ist auch nicht zu fordern, dass sie in einer und derselben Wissenschaft untergebracht werden.
DICSON. Inwiefern das?
TEOFILO. Bedeutet doch die höchste Erkenntnis des obersten Princips und der obersten Ursache, welche wir aus der Erkenntnis aller abhängigen Dinge ableiten können, gegen jenes gehalten, immer noch weniger als eine blosse Spur. Denn das All entspringt aus dem Willen oder der Güte desselben; diese ist das Princip seines Wirkens, und aus ihm geht die Gesamtheit aller Wirkungen hervor. Das Gleiche lässt sich bei Kunstwerken beobachten. Wer die Statue sieht, sieht nicht den Bildhauer, wer das Bild der Helena sieht, nicht den Apelles, sondern nur das Product seiner Thätigkeit. Diese entspringt zwar aus der Grösse seines Genies; dennoch ist dies alles nur eine Wirkung der Accidentien und Beschaffenheiten an der Substanz jenes Mannes, der, was sein Wesen an sich anbetrifft, durchaus unerkannt bleibt.
DICSON. Das Universum erkennen hiesse demnach so viel, als von dem Wesen und der Substanz der obersten Ursache gar nichts erkennen; es hiesse vielmehr nur: die Accidentien der Accidentien erkennen.
TEOFILO. Ganz recht; aber ich möchte nicht, dass ihr euch einbildetet, ich meinte, in Gott gäbe es Accidentien, oder er könne durch das, was gleichsam Accidenz an ihm ist, erkannt werden.
DICSON. Dazu traue ich euch doch zu viel Verstand zu und weiss wohl, dass es ganz etwas andres ist, sagen, dass jedes Ding, welches aussergöttlicher Natur ist, Accidenz sei, etwas anderes, es sei Accidenz an ihm, etwas anderes, es seigleichsam seine Accidenz. Mit diesem letzten Ausdruck, glaube ich, meint ihr, dass es Wirkungen der göttlichen Thätigkeit sind, welche zwar die Substanz der Dinge, od