: Håkan Nesser
: Das unerträgliche Weiß zu Weihnachten und andere winterliche Morde
: btb
: 9783641146580
: 1
: CHF 6.50
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 176
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sämtliche Weihnachtsgeschichten von Håkan Nesser in einem Band
Welch dunkles Geheimnis verbirgt Marlene vor ihrem Mann? Stimmt es wirklich, was der Fremde an der Bar erzählt? Dass sie eine Mörderin ist? Ganz andere Probleme hat die kleine Beate. Ihr sehnlichster Wunsch zu Weihnachten ist ein kleines Hundebaby. Und sie weiß auch schon, was sie tun wird, sollte ihr das verweigert werden ...

Håkan Nesser, geboren 1950, ist einer der beliebtesten Schriftsteller Schwedens. Für seine Kriminalromane erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, sie sind in über zwanzig Sprachen übersetzt und mehrmals erfolgreich verfilmt worden. Håkan Nesser lebt abwechselnd in Stockholm und auf Gotland.

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Am Nachmittag des 18. Dezembers flogen wir von Daressalam nach Mafia.

Es war eine kleine, zwölfsitzige Maschine der Fluggesellschaft Coastal, die alle Inseln vor der tansanischen Küste anfliegt, und wir waren insgesamt elf Passagiere. Außer uns waren dies noch ein Quartett von Italienern im Alter von etwa sechzig Jahren, zwei Männer, zwei Frauen – die Frauen redeten ununterbrochen, vor allem die eine, die klein war, schwarze Haare hatte und eine Sonnenbrille trug, die fast ihr ganzes Gesicht bedeckte –, ein etwas jüngeres deutsches Paar, das allem Anschein nach in den Flitterwochen war, und zwei englische Frauen beginnenden mittleren Alters; zumindest setzten wir voraus, dass sie Engländerinnen waren, da sie Englisch mit einem Akzent sprachen, der einen augenblicklich an Oxford und Cambridge denken ließ.

Sowie Herr Kadar.

Wir hatten seinen Namen aufgeschnappt, weil er vor uns in der Schlange gestanden hatte, als wir auf dem Flughafen von Daressalam an Bord der Maschine gegangen waren. Er war groß und drahtig, hatte kurze, graue Haare und war so braungebrannt, als hätte er sich schon länger auf diesem Kontinent aufgehalten. Er schien um die fünfzig zu sein und unterschied sich von der restlichen Gruppe vor allem durch seine Kleidung. Sowohl die Italiener als auch die Deutschen und Engländerinnen hatten sich, wie wir selbst auch, umgezogen und luftigere Kleidung angelegt. Dünne Kleider, Shorts, Sandalen, nur der uns allen gemeinsame bleiche Teint verriet, dass wir uns bis vor Kurzem in einem bedeutend unwirtlicheren Klima aufgehalten hatten.

Herr Kadar dagegen war mit einem dunklen Anzug bekleidet; sein weißes Hemd trug er zwar offen, aber da die Temperatur bei unserer Landung auf dem schlichten Flugplatz von Mafia mitten in der schlimmsten Nachmittagshitze sicherlich über dreißig Grad betrug, stach er von Anfang an ein wenig heraus.

Schwarze, schon leicht staubige Halbschuhe und Strümpfe.

Die Hitze machte ihm jedoch nichts aus. Während wir auf den Jeep warteten, der uns quer über die Insel bringen sollte, konnten wir feststellen, dass kein einziger Tropfen Schweiß auf seine Oberlippe oder seine ernste Stirn getreten war. Die italienischen Damen ächzten laut und wedelten sich mit improvisierten Fächern gegenseitig Luft zu; die junge Deutsche verschwand in einer Art Toilette und zog eine noch dünnere Bluse an, und die Engländerinnen hatten von der Hitze bereits hochrote Köpfe bekommen.

Einzig Herr Kadar stand kerzengerade und unbeeindruckt in dem schmalen Schattenstreifen unter dem vorschießenden Dach und las in einem dicken Buch. Wir fragten uns, woher er wohl kommen mochte. Welche Nationalität er besaß.

Sein Nachname kam uns vage bekannt vor,