: Marie Lu
: Legend (Band 3) - Berstende Sterne Spannende Trilogie über Rache, Verrat und eine legendäre Liebe ab 13 Jahre
: Loewe Verlag
: 9783732001873
: Legend
: 2
: CHF 7.90
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 448
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Machen sie ihre Drohungen wahr, wird das zahllose unschuldige Menschen das Leben kosten. Und das könnten wir verhindern, indem wir ein einziges Leben aufs Spiel setzen. Day und June haben so viel geopfert für die Republik und füreinander. Nun scheint das Land endlich vor einem Neubeginn zu stehen. June arbeitet mit dem Elektor und führenden Politikern zusammen, während Day einen hohen Rang beim Militär bekleidet. Keiner der beiden hätte die Umstände vorhersehen können, unter denen sie wieder zusammenfinden. Gerade als ein Friedensabkommen unmittelbar bevorsteht, drohen Anschuldigungen einen erneuten Krieg heraufzubeschwören. Um das Leben tausender Menschen zu retten, soll June nun Day darum bitten, das zu opfern, was ihm am meisten bedeutet ... Das packende, actionreiche Finale der New-York-Times-Bestseller-Tri ogie! Im Abschlussband der Dystopie treffen große Hoffnung und große Verzweiflung aufeinander und bis zuletzt bleibt völlig offen, ob ein Happy End für Day und June und ihre große Liebe möglich ist. 'Berstende Sterne' ist der letzte Band der Legend-Trilogie. Die beiden Vorgängertitel lauten 'Fallender Himmel' und 'Schwelender Sturm'. Mehr Infos rund ums Buch unter: www.LegendFans.de

Marie Lu, Autorin der Bestseller-Trilogie Legend, wurde 1984 in Shanghai geboren und lebte für einige Zeit in Texas, bevor sie an der University of Southern California studierte. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie bei den Disney Interactive Studios, ehe sie sich ganz dem Schreiben widmete. Die Bestsellerautorin lebt mit ihrem Mann und drei Hunden in Santa Monica, nahe dem Meer. Ihre wenige Freizeit verbringt sie mit Lesen, Zeichnen, dem Spielen von Assassin´s Creed und Im-Stau-Stehen. Hier geht es zur englischsprachigen Webseite von Marie Lu

DAY

Von all meinen bisherigen Verkleidungen ist mir diese möglicherweise die liebste.

Dunkelrotes Haar– ein ziemlich krasser Unterschied zu meinem natürlichen Weißblond –, etwas mehr als schulterlang und zum Pferdeschwanz gebunden. Grüne Kontaktlinsen, dieüber dem Blau meiner Augen nicht künstlich wirken. Ein verknittertes, halb in die Hose gestecktes Hemd mit winzigen silbernen Knöpfen, die in der Dunkelheit blitzen, eine leichte Armeejacke, schwarze Hosen und Stahlkappenstiefel, dazu ein dicker grauer Schal um Hals, Kinn und Mund geschlungen. Ich trage eine dunkle Soldatenkappe, die ich mir tief in die Stirn gezogen habe, und meine komplette linke Gesichtshälfte verschwindet unter einem scharlachroten, gemalten Tattoo, das mich in einen Fremden verwandelt. Außerdem bin ich mit dem unvermeidlichen Knopf im Ohr und einem Mikrofon ausgestattet. Die Republik besteht darauf.

In den meisten anderen Städten würde ich mit diesem gigantischen Tattoo wohl noch sehr viel mehr Blicke auf mich ziehen als ohnehin schon– nicht das unauffälligste Erkennungszeichen, das muss ich zugeben. Aber hier in San Francisco verschmelze ich dadurch wunderbar mit der Masse. Dieser Trend war das Erste, was mir aufgefallen ist, als ich vor acht Monaten mit Eden nach Frisco gekommen bin: Die Jüngeren malen sich hier schwarze oder rote Motive ins Gesicht– die einen kleine, unauffällige Symbole, zum Beispiel ein Republiksiegel an die Schläfe, andere dagegen große, aufwendige Zeichnungen bis hin zu kompletten Landkarten der Republik. Ich habe mich heute Abend für ein eher neutrales Tattoo entschieden, weil meine Republiktreue nicht so weit geht, dass ich sie mir mitten ins Gesicht stempeln würde. Dasüberlasse ich lieber June. Stattdessen habe ich mir ein Muster aus stilisierten Flammen ausgesucht. Vollkommen ausreichend.

Meine Schlafstörungen lassen mich heute Nacht mal wieder nicht zur Ruhe kommen, sodass ich, statt im Bett zu liegen, allein durch einen Sektor namens Marina schlendere, der, soweit ich das bisher beurteilen kann, eine etwas hügeligere Frisco-Version des Lake-Sektors in L. A. ist. Die Nacht ist kühl und ruhig und ein leichter Nieselregen weht von der Bucht herüber in die Stadt. Die Straßen sind eng, das Pflaster glänzt feucht und ist mit Schlaglöchern durchsetzt. Die Gebäude, die zu beiden Seiten aufragen– die meisten davon so hoch, dass ihre Spitzen in den tief hängenden Wolken verschwinden –, wirken zusammengewürfelt und sind in verblassten Rot-, Schwarz- und Goldtönen gestrichen. Zum Schutz vor den Erdbeben, die hier alle paar Monate das Land erschüttern, sind ihre Mauern mit riesigen Stahlstreben verstärkt. An jedem zweiten Häuserblock sind etwa auf Höhe der fünften oder sechsten Etage JumboTrons angebracht, die ihren gewohnten Schwall aus Republik-Nachrichten in die Nacht hinausplärren. Die Luft riecht salzig und bitter, nach Abgasen und Industrieabfällen, vermischt mit Salzwasser und einer schwachen Backfischnote. Manchmal, wenn ich um eine Ecke biege, finde ich mich plötzlich so nah am Wasser wieder, dass meine Stiefel nass werden. Die steil abfallenden Straßen hier enden direkt in der Bucht und entlang des Horizonts ragen Hunderte halb versunkener Gebäude aus dem Meer. Jedes Mal, wenn die Bucht in Sicht kommt, erhasche ich auch einen Blick auf die Golden-Gate-Ruinen, die verbogenenÜberreste von einer alten Brücke, die sich am Ufer gegenüber türmen. Hin und wieder drängeln sich kleine Grüppchen von Leuten an mir vorbei, doch größtenteils scheint die Stadt zu schlafen. Die Gassen werden von vereinzelten Feuern erhellt, um die sich die Obdachlosen der Gegend scharen. Der Unterschied zu Lake ist wirklich nicht groß.

Das heißt– generell hat sich schon einiges verändert. Zum Beispiel das Große Stadion von San Francisco, das in der Ferne zu sehen ist, leer und unbeleuchtet. Weniger Straßenpolizisten in den Armensektoren. Und die Graffitis. Man bekommt einen ziemlich guten Eindruck von dem, was die Einwohner einer Stadt bewegt, wenn man sich die neuesten Schriftzüge an den Hauswänden anschaut. Viele, die ich in letzter Zeit gesehen habe, drücken Loyalität für den neuen Elektor der Republik aus.Anden– unsere Hoffnung, verkündet eine Botschaft an der Seitenwand eines Gebäudes. Eine weitere, die direkt auf die Straße gesprüht ist, lautet:Der Elektor wird uns aus der Dunkelheit führen. Ein bisschen zu optimistisch, wenn man mich fragt, aber insgesamt glaube ich, dass das schon ein gutes Zeichen ist. Irgendetwas muss Anden also richtig machen. Hin und wieder aber stoße ich auch auf andere Botschaften:Weg mit dem Elektor oderGehirnwäsche oderDer Day, den wir kannten, ist tot.

Ich weiß nicht. Manchmal fühlt sich dieses neue Vertrauen zwischen Anden und dem Volk an wie ein sehr dünnes Band… und dieses Band bin ich. Außerdem könnten die positiven Graffitis auch gefälscht sein, das Werk von Propaganda-Offizieren. Wer weiß das schon? Bei der Republik kann man sich nie sicher sein.

Eden und ich haben natürlich eine Wohnung in einem Reichensektor namens Pacifica, wo wir zusammen mit unserer Betreuerin Lucy wohnen. Die Republik musste sich schließlich etwas für ihren siebzehnjährigen Nationalhelden/ehemals meistgesuchten Kriminellen einfallen lassen. Ich weiß noch genau, wie misstrauisch ich Lucy gegenüber war– einer strengen, etwas korpulenten zweiundfünfzigjährigen Dame –, als sie, ganz in Republikfarben gekleidet, zum ersten Mal vor unserer Tür in Denver stand.»Die Republik hat mich beauftragt, mich um euch zu kümmern«, informierte sie uns und kam direkt in die Wohnung marschiert. Ihr Blick richtete sich auf Eden.»Besonders um den Kleinen.«

Genau. Das kam bei mir nicht ganz so gut an. Ich hatte zwei Monate gebraucht, bis ich Eden auch nur mal kurz aus den Augen lassen konnte. Wir aßen zusammen; wir schliefen im selben Bett; ich ließ ihnnie allein. Manchmal wartete ich sogar vor der B