: Burt Frederick
: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 54 Exekution
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: Historische Romane und Erzählungen
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Vom Glockenturm der Kirche in Cadiz hallten sechs eherne Schläge. Wenn der letzte Schlag verklang, würde der Mann am Pfahl auf dem Exerzierplatz von Fort San Sebastian zusammensacken - getroffen von den Kugeln der acht Füsiliere. Aber dieser Mann, den sie den Seewolf nannten, lächelte, als der Teniente des Exekutionskommandos den Degen hob und seinen Feuerbefehl brüllte...

1.


Man schrieb den 28. Mai 1580.

Eine glühende Mittagssonne brannte auf den Südwesten Spaniens. Am azurblauen Himmel war nicht der winzigste Wolkenstreifen zu sehen, die Luft stand flirrendüber dem Land. Kein Windhauch regte sich.

Die sonstübliche Geschäftigkeit war in der Hafenstadt Cadiz zu dieser Stunde erloschen. Es schien, als lieferte die totale Windstille den Menschen ein glaubhafteres Motiv für die Siesta, die Ruhepause während der größten Hitze des Tages.

Cadiz, auf dem nördlichsten Felsplateau einer etwa sechs Meilen langen Landzunge gelegen, wurde nach Westen, zur Atlantikseite hin, durch das Fort San Sebastian abgeschirmt. Innerhalb der mächtigen Mauern der Befestigungsanlage staute sich die Sonnenglut zur Unerträglichkeit. Die mit Musketen bewaffneten Posten, die ihre Runden auf den Wachgängen drehten, drückten sich immer wieder in den spärlichen Schatten der hohen Zinnen, um auf diese Weise wenigstens vorübergehend den unerbittlichen Sonnenstrahlen zu entgehen.

Ein Rumpeln und das metallische Knirschen schwerer Ketten durchbrachen die Stille im Fort. Das mächtige Haupttor der Befestigungsanlage wurde geöffnet.

Pferdehufe klappertenüber das Steinpflaster der Fort-Einfahrt. Eine offene Kalesche rollte ins Freie. Der Kutscher ließ die Peitscheüber dem Kopf des braun-weiß gescheckten Zugpferdes knallen.

Die Posten beiderseits der Einfahrt salutierten.

Obwohl zur zivilen Bevölkerung von Cadiz gehörig, genoß der Mann, der auf der gepolsterten Sitzbank der Kalesche hockte, so viel Ansehen, daß jeder Soldat sich ihm gegenüber zur Ehrenbezeigung verpflichtet fühlte.

Romeronde Zumarraga erwiderte den Gruß der Torposten mit einer müden, herablassenden Bewegung seiner welken Greisenhand.

Das Wagenpferd trabte an, und der Kutscher lenkte die Kalesche von der gepflasterten Zufahrt herunter auf den unbefestigten Weg, derüber den bergigen Landvorsprung stadteinwärts nach Cadiz führte.

Der Fahrtwind, der den alten Mann in der Kalesche umfächerte, brachte keine nennenswerte Abkühlung. Romeronde Zumarraga trug einen flachen schwarzen Hut, dessen breite Krempe ihn vor den Sonnenstrahlen schützte. Seine maßgeschneiderte dunkle Kleidung ließ auf den ersten Blick erkennen, daß er zur gehobenen Gesellschaftsschicht von Cadiz gehörte.

Zumarraga war von greisenhaft dürrer Statur. Seine Gesichtszüge erinnerten frappierend an die Häßlichkeit eines Geiers, wobei sein dünner Ziegenbart diesen Eindruck nur noch verstärkte.

Zumarraga schloß die Aug