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Eine stete Lärmkulisse erfüllte das westliche Hafengebiet von Belfast. Das Dröhnen schwerer Hämmer war in fast rhythmischen Abständen aus verschiedenen Richtungen zu hören. Sägen schickten ihr kreischendes Lied in die feuchte Luft dieses Aprilmorgens im Jahre 1580.
Die Häuser der Stadt im Norden Irlands schienen sich unter den schweren Wolkenbänken zu ducken. Es war wie eine erdrückende Last, die von einem harten auflandigen Windüber Belfast hinweggetrieben wurde. Regenschauer kündigten sich an. Auf den düsteren Wogen, die in die Hafenmündung rollten, standen weiße Schaumkronen.
An einer der Piers im Werftgebiet hatte eine Zweimastkaravelle festgemacht. Die Crew hatte die Lateinersegel aufgegeit, und an Deck war Ruhe eingekehrt. Das ranke Schiff, das auf jeder Seite mit sechs Culverinen und vorn und achtern mit je zwei Drehbassen bestückt war, trug die britische Flagge.
Hinter den Fenstern der Schiffsausrüstungsläden und der Schenken am Kai waren die verschwommenen Umrisse von Gesichtern zu erkennen. Blicke, in denen unverhohlene Feindseligkeit lag, hefteten sich auf das Schiff. Auch die Männer, die auf den Werften rings um das Hafenbecken arbeiteten, wandten die Köpfe, um aus schmalen Augen die Karavelle zu betrachten. Das Anlegemanöver des Schiffes war den Iren wie eine höhnische Herausforderung erschienen. Doch die Männer im Hafen wußten ihren aufgestauten Haß gegen alle Engländer zu zügeln. Dieser Segler war hervorragend armiert, und zweifellos verfügten auch die Crewmitgliederüber ein ausreichendes Waffenarsenal. Es war auf alle Fälle gesünder, sich mit einer solchenÜbermacht nicht anzulegen. Doch wehe jenen Briten, die sich allein oder zu zweit an Land wagten. Es gab genügend dunkle Gassen und Hinterhöfe, in denen manüber sie herfallen konnte, wenn sich die Gelegenheit bot.
Sir John Killigrew wußte, daß er sich auf ein gefährliches Pflaster begab, als er mit seinem Sohn Simon Llewellyn von Bord ging. Deshalb nahm er vorsorglich einen Begleitschutz von sechs Männern mit, die mit Pistolen und Entermessern bewaffnet waren. Die restliche Crew hatte striktes Verbot, an Land zu gehen. Mit schußbereiten Musketen standen die Männer an Deck bereit, um etwaige Angriffe abzuwehren. Auch die Drehbassen und Culvertinen waren feuerbereit.
Mit schweren Schritten stapfte Sir John Killigrewüber die Pier. Er war ein untersetzter Mann mit leuchtend rotem Haarschopf. In seinen hellblauen Augen lag nicht ein Hauch von Wärme, die Knollennase stand wie ein häßlicher Fremdkörper in seinen groben Gesichtszügen.
Simon Llewellyn marschierte mit kurzen, schnellen Schritten neben seinem Vater her. Die Statur des Killigrews-Sprosses war bullig wie die seines Vaters, seine struppigen Haare hatten das gleiche leuchtende Rot. Die Gesichtshaut Sim