2.
Die Werbung des Mörders.
Inhaltsverzeichnis
In den Anlagen, welche einen Teil des Hafenufers von New-York zieren, wandelte ein Mann auf und ab, der sich durch den wiegenden Gang als Seemann kennzeichnete.
Er schien nicht geneigt, jedem sein Antlitz zu zeigen, denn obgleich die anbrechende Nacht schon an sich alles nur undeutlich erkennen ließ, hatte er doch noch den Rockkragen möglichst hochgeschlagen und die Schiffermütze tief in die Stirn gezogen, sodaß nur Nase und Augen zu sehen waren. Er war einäugig, aber das unverletzte Auge schien die Fähigkeit zu besitzen, die schwärzeste Finsternis zu durchdringen. Das unter der Mütze hervorsehende, kurzgeschorene Haar war eisgrau, doch zeigten die Bewegungen des Mannes eine noch jugendliche Frische.
Der Einsame zog seine Uhr.
»Es ist bereits neun,« murmelte er durch die Zähne, »jetzt könnte er kommen. Es muß ein vornehmer Herr oder eine sehr geheimnisvolle Sache sein, daß sie der Meister nicht selbst in die Hand nimmt. Aha, da naht einer, das könnte er sein.«
Er trat an den Betreffenden heran und fragte ihn nach der Zeit, indem er dabei sonderbar hüstelte.
»Zehn Minuten nach neun,« antwortete dieser kurz und ging weiter.
Der Seemann murmelte einen Fluch in den weißen Schnurrbart und wanderte wieder auf und ab.
Abermals kam ein Herr die Straße entlang, in einen langen, schwarzen Mantel gehüllt, den Filzhut tief in die Augen gedrückt.
Der Wartende hüstelte wieder.
»Bitte, wie ist die Zeit?« fragte er den Herrn.
»Es ist Zeit, daß Ihr gehängt werdet!« entgegnete jener mit tiefer, ruhiger Stimme.
»Teufel,« lachte der Seemann heiser, »Ihr seid noch gröber, als Bill, der Schiffskoch. Doch scheint Ihr der rechte Mann zu sein. Gebt die Losung!«
»Seewolf.«
Der Seemann zuckte zusammen.