: Ernest Hemingway
: Der alte Mann und das Meer
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644043213
: 1
: CHF 10.00
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: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 160
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis 1953, ein Jahr später ausdrücklich von der Nobelpreis-Jury erwähnt: Hemingways faszinierende Novelle über den kubanischen Fischer Santiago. Allein fährt er in einem kleinen Ruderboot aufs Meer. Vierundachtzig Tage hat er nichts gefangen. Sein junger Helfer wurde auf ein anderes Boot geschickt - der alte Mann sei vom Unglück verfolgt, sagen die Eltern. Doch nachdem Santiago wieder einen ganzen Tag lang umsonst gewartet hat, beißt ein sehr großer Fisch an und zieht ihn und das Boot hinaus aufs offene Meer. Ein ungleicher Kampf beginnt. «Der Klassiker erstrahlt in schlichter Schönheit.» (Frankfurter Allgemeine Zeitung) «Ernest Hemingway, der Magier mit den schlichten Hauptsätzen und dem Gespür für alles Sinnliche. Im Grunde zelebriert sein Blick eine Liebe zur Schöpfung.» (Die Zeit) Für Hemingway-Liebhaber: Die berühmte Novelle in neuer Übersetzung und ansprechender Ausstattung.

Ernest Hemingway, geboren 1899 in Oak Park, Illinois, gilt als einer der einflussreichsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. In den zwanziger Jahren lebte er als Reporter in Paris, später in Florida und auf Kuba; er nahm auf Seiten der Republikaner am Spanischen Bürgerkrieg teil, war Kriegsberichterstatter im Zweiten Weltkrieg. 1953 erhielt er den Pulitzer-Preis, 1954 den Nobelpreis für Literatur. Hemingway schied nach schwerer Krankheit 1961 freiwillig aus dem Leben.

Der alte Mann und das Meer


Er war ein alter Mann und fischte allein in einem Boot im Golfstrom, und seit vierundachtzig Tagen hatte er keinen Fisch gefangen. Die ersten vierzig Tage hatte ihn ein Junge begleitet. Aber nach vierzig Tagen ohne einen einzigen Fisch hatten die Eltern des Jungen gesagt, der alte Mann sei jetzt endgültig und eindeutigsalao, was die schlimmste Form von glücklos ist, und der Junge war auf ihr Geheiß mit einem anderen Boot gefahren, das in der ersten Woche drei gute Fische fing. Es machte den Jungen traurig, wenn er sah, wie der alte Mann täglich mit seinem leeren Boot hereinkam, und er ging immer hin und half ihm, die aufgeschossenen Leinen oder den Handhaken, die Harpune und das um den Mast gewickelte Segel an Land zu tragen. Das Segel war mit Mehlsäcken geflickt, und eingerollt sah es wie die Flagge einer unabänderlichen Niederlage aus.

Der alte Mann war dünn und hager und hatte tiefe Furchen im Nacken. Die braunen Flecken auf seinen Wangen waren gutartiger Hautkrebs, den die vom Tropenmeer reflektierte Sonne macht. Die Flecken bedeckten beide Seiten seines Gesichts, und an seinen Händen hatte das Hantieren mit schweren Fischen an der Leine tiefe Spuren hinterlassen. Aber keine dieser Narben war frisch. Sie waren so alt wie Erosionen in einer fischlosen Wüste.

Alles an ihm war alt, nur die Augen nicht, und die hatten dieselbe Farbe wie das Meer und waren heiter und unbesiegt.

«Santiago», sagte der Junge zu ihm, als sie das Boot aufs Ufer gezogen hatten und den Strand hochgingen. «Ich könnte wieder mit dir fahren. Wir haben ein wenig Geld eingenommen.»

Der alte Mann hatte dem Jungen das Fischen beigebracht, und der Junge mochte ihn sehr.

«Nein», sagte der alte Mann. «Euer Boot bringt Glück. Bleib dabei.»

«Aber erinnere dich daran, wie du einmal siebenundachtzig Tage hintereinander keinen Fisch gefangen hast, und dann hatten wir drei Wochen lang täglich richtig große.»

«Ich erinnere mich», sagte der alte Mann. «Ich weiß, du hast mich nicht verlassen, weil du gezweifelt hättest.»

«Papa hat es mir befohlen. Ich bin ein Kind und muss ihm gehorchen.»

«Ich weiß», sagte der alte Mann. «Das ist ganz normal.»

«Er hat nicht viel Vertrauen.»

«Nein», sagte der alte Mann. «Aber wir. Wir haben Vertrauen.»

«Ja», sagte der Junge. «Darf ich dir in der Bar ein Bier ausgeben, danach bringen wir die Sachen nach Hause.»

«Warum nicht?», sagte der alte Mann. «Unter uns Fischern.»

Sie saßen draußen vor der Bar, und viele Fischer machten sich über den alten Mann lustig, aber der zürnte ihnen nicht. Andere, ältere Fischer sahen ihn an und waren traurig. Aber das zeigten sie nicht, sondern sprachen taktvoll über die Strömung und die Tiefen, in denen sie ihre Leinen hatten treiben lassen, und das beständig gute Wetter und das, was sie gesehen hatten. Die erfolgreichen Fischer dieses Tages waren bereits zurück, hatten ihre Marlins ausgenommen und in voller Länge auf je zwei Planken, zwei Männer schwankend an den Enden jeder Planke, zum Fischhaus getragen, wo sie auf den Eiswagen warteten, der sie zum Markt nach Havanna bringen würde. Diejenigen, die Haie gefangen hatten, brachten sie zur Haifabrik auf der anderen Seite der Bucht, wo man sie mit einem Flaschenzug hochhievte, ihnen die Leber entfernte, die Finnen abschlug und die Haut abzog und ihr Fleisch zum Einpökeln in Streifen schni