: Rick Hanson
: Denken wie ein Buddha Gelassenheit und innere Stärke durch Achtsamkeit - Wie wir unser Gehirn positiv verändern
: Irisiana
: 9783641106102
: 1
: CHF 7.00
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: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Gehirnstr kturen positiv verändern
Der Neuropsychologe Dr. Rick Hanson beschäftigt sich mit dem Zusammenwirken von Achtsamkeit, Hirnforschung und Psychologie. Was wir denken und fühlen hat Einfluss auf die Struktur unseres Gehirns. In seinem Bestseller 'Das Gehirn eines Buddha' erklärt er die Grundlagen seines neurowissenschaftlichen Ansatzes. In seinem neuen Buch steht die tägliche Praxis im Vordergrund. Hanson stellt vor allem drei Wege vor zu heilen und zu wachsen: Achtsamkeit, das Loslassen problembehafteter Ereignisse und Strukturen und das Ersetzen dieser durch positive Gedanken, Erfahrungen und Emotionen.

Rick Hanson ist Neuropsychologe und international bekannt für seine wirksamen Techniken, die er aus dem Zusammenspiel von Achtsamkeit, Hirnforschung und Psychologie entwickelt hat. Die Bücher desNew York Times-Bestsellerautors sind in 30 Sprachen erschienen und haben sich alleine auf Englisch über eine Million Mal verkauft. Er ist Gründer desWellspring Institute for Neuroscience and Contemplative Wisdom,wird als angesehener Redner von zahlreichen Universitäten wie Oxford, Stanford und Harvard eingeladen und unterrichtet in Meditationszentren weltweit. Rick Hanson ist Vater zweier erwachsene Kinder und lebt mit seiner Frau in San Rafael, Kalifornien.

Kapitel 2


Klett für das Schlechte


Vorüber 20 Jahren trug sich in einem neurowissenschaftlichen Seminar Folgendes zu: Der Professor betrat den Raum mit einem großen Gefäß in der Hand, zog ein Paar gelbe Gummihandschuhe an und präsentierte uns mit großer Geste ein präpariertes menschliches Gehirn. Es sah aus wie ein kleiner poröser, gelblicher Blumenkohl. Während der Professor sichüber das Gehirn ausließ, wurde ich von einer eigentümlichen Vorstellung erfasst. Dieses Ding, das der Professor»da vorn« in der Hand hielt, befand sich auch»hier« in meinem Kopf und machte sich gerade Gedankenüber das Ding in seiner Hand. Mich traf die Erkenntnis, dass dieses wenig beeindruckend aussehende Ding meinen Anblick des Gefäßes bestimmte, mich die Stimme des Professors hören ließ und meine Empfindungen lenkte. Alle angenehmen und unangenehmen Gefühle, die ich empfand, Liebe und Schmerz, waren die Folge irgendeiner Aktivität innerhalb dieses glänzenden Fleischklumpens. Mein Gehirn war sozusagen die letzte Passage aller Regungen, die mich in jedem Moment meines Bewusstseins durchströmten.

Man hat sich lange gefragt, warum wir glücklich oder traurig sind, warum wir einander helfen oder verletzen. Kluge Menschen und Wissenschaftler haben diementalen Voraussetzungen für Freude und Leid erklärt. Jetzt, zum ersten Mal in der Geschichte, können wir uns selbst fragen: Was sind dieneuronalen Gründe für diese Voraussetzungen? Und die Antwort findet sich in den Strukturen und Prozessen, die das menschliche Gehirn im Zuge derEvolution durchlaufen hat.

Das Gehirn erwachte nichtüber Nacht zum Leben. Es entwickelte seine Veranlagung und Möglichkeitenüber Hunderte Millionen Jahre hinweg, und die Faktoren, die dabei eine Rolle spielten, zeigen sich bei jedem von uns in sehr persönlicher Weise. Angenommen, Sie haben heute 20 Dinge erledigt und dabei einen einzigen Fehler gemacht. Und genau dieser Fehler, mag er an sich auch unbedeutend gewesen sein, geht Ihnen jetzt nicht mehr aus dem Kopf. Warum ist das so? Die Antwort darauf liegt in der Evolution des Gehirns. Wenn wir lernen, wie sich das menschliche Gehirn entwickelt hat, verstehen wir auch uns selbst und andere Menschen besser. Hinzu kommt, dass wir effektiver darin werden, dieses außergewöhnliche blumenkohlartige Gebilde in unserem Kopf zu nutzen und umzuformen.

Die Entwicklung des Gehirns


Wenn wir an die Zeit der ersten Mikroorganismen denken, die vorüber 3,5 Milliarden Jahren existierten, dann hat der Mensch gemeinsame Vorfahren mit Fledermäusen, Begonien und Bakterien. Die ersten Vielzeller tauchten in den Meeren der Vorzeit vor 650 Millionen Jahren auf, und 50 Millionen Jahre später waren sie komplex genug, um allmählich ein Nervensystem zu entwickeln. Säugetiere erschienen vor etwa 200 Millionen Jahren, die ersten Primaten vor ungefähr 60 Millionen Jahren. 2,5 Millionen Jahre ist es her, seit unser menschlicher Stammvater, derHomo habilis, intelligent genug war, um Werkzeuge aus Stein herzustellen, und unsere eigene Spezies – derHomo sapiens – erschien vor etwa 200 000 Jahren auf der Bildfläche. Im Laufe der letzten 600 Millionen Jahre mussten verschiedenste Wesen – angefangen bei Quallen und Muscheln bis hin zu Eidechsen, Mäusen, Affen sowie den Vorläufern des heutigen Menschen –Überlebensstrategien entwickeln, die die Entwicklung des Nervensystems maßgeblich beeinflusst haben. Die Größe unseres Gehirns hat sich in den letzten paar Millionen Jahren ungefähr verdreifacht, während es unter dem enormen Druck der natürlichen Selektion stand. Unsere hominiden und menschlichen Vorfahren lebten in kleinen Gruppen von Jägern und Sammlern, ehe sie vor ungefähr 10 000 Jahren begannen, organisierten Ackerbau zu betreiben. Sie lebten in einer wunderschönen unberührten Welt, ihr Leben verlief in gemächlicher Ruhe, wonach sich viele Menschen heute sehnen. Dessen ungeachtet waren die Erfordernisse desÜberlebens ganz andere als heute. Man musste jederzeit damit rechnen, von einem Raubtier angegriffen und gefressen zu werden. Das Leben in kleinen Gruppen bedeutete auch, dass man selten jemandem begegnete, den man nicht kannte, und war dies einmal der Fall, konnte auch das Gefahr bedeuten. Obwohl manche Gruppen in friedlicher Koexistenz lebten, kam durchschnittlich jeder achte Mann bei gewalttätigen Konflikten mit Mitgliedern anderer Gruppen ums Leben. Zum Vergleich: Im 20. Jahrhundert ließ durchschnittlich jeder 100. Mann sein Leben im Krieg. Man starb an Hunger und Krankheit, durch Parasiten oder Verletzungen oder bei der Geburt eines Kindes, während es weder schmerzstillende Medikamente noch Polizeiwachen gab. Aus dieser Welt erwuchs das menschliche Gehirn, das sich sorgfältig diesen Bedingungen anpasste. Das Ergebnis lebt fort zwischen unseren Ohren, leitet nach wie vor unser Handeln und verleiht unseren Erfahrungen eine bestimmte Form.

Schlecht ist stärker als gut


Um ihre Gene weiterzugeben, mussten unsere Vorfahren – ob es sich nun um Reptilien, Säugetiere, Primaten, Hominiden oder Menschen handelte – Dinge tun, die das Leben annehmlicher machten: Schutz suchen, essen, Sex haben. Auf der anderen Seite mussten sie sich von schmerzhaften Dingen fernhalten, um nicht