: Beverly Lewis
: Die Wiederkehr
: Francke-Buch
: 9783868279467
: 1
: CHF 4.40
:
: Erzählende Literatur
: German
: 320
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Richter des Obersten Gerichtshofes werden vom Präsidenten berufen, aber ein Mensch will diese Ent-scheidung nicht akzeptieren. Mit seinem Angriff geht er volles Risiko und ist erfolgreich: ein designierter Bundesrichter stirbt. Doch der Mörder macht einen Fehler. Es gibt eine Zeugin. Shari Hanford ist zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie hat den Killer gesehen, er hat sie gesehen - nur einer von beiden kann überleben. Und nur einer kann ihr helfen. Marcus O´Malley übernimmt den Auftrag als Personenschützer. Er glaubt, die Risiken abschätzen zu können. Da liegt er falsch. Er hat damit gerechnet, dass Shari Hanford ihm ans Herz wächst. Dass sie es restlos erobern wird, hat er nicht geahnt. Er war ebenfalls nicht darauf gefasst, dass ihr Glaube auch sein Leben in eine neue Bahn lenkt. Ein Leben, das jetzt auf dem Spiel steht. Jedenfalls ganz oben auf der Todesliste des Killers.

1

Der heftige Morgenwind drückte eine Reihe kleiner Bäume fast flach auf den Boden, und der starke Kontrast zwischen dem trüben Himmel und dem unheimlichen Weiß der mit Schnee bedeckten Erde schuf ein ganz eigenwilliges Licht.

Leah zog ihr Wolltuch eng um sich, als sie zum Haus zurückging. Sie hatte ihrem Vater und ihrem Schwager Gid eine große Kanne mit heißem Kaffee in den Stall gebracht.

„Es ist furchtbar kalt draußen“, sagte sie zu Sadie, während sie eilig in die Küche ging und es nicht erwarten konnte, ihre kalten Händeüber dem Holzofen zu wärmen.

Sadie schaute von Papas Lieblingsschaukelstuhl auf und hatte ihre Näharbeit auf dem Schoß liegen.„Die Männer waren bestimmt dankbar für den Kaffee, oder?“

Leah nickte.„Es ist schön, wenn ein Lächelnüber ihre roten Gesichter zieht. Außerdem ist der Kaffee das Mindeste, was ich für Papa und unseren neuen Prediger tun kann.“ Sie lächelte. Ehrlich gesagt, tat es Papa gut, wenn man sich ein wenig um ihn kümmerte, da er manchmal ohne Mama immer noch sehr traurig war. Und auch Gid, da Hannah hochschwanger war und kaum in die Küche schlurfen konnte, um ihrer immer größer werdenden Familie eine Mahlzeit zu kochen. Lizzie und Sadie wechselten sich damit ab, Töpfe mit warmem Essen zum Blockhaus am Waldrand hinaufzutragen und ihr ein wenig zu helfen.„Was, glaubst du, wird Hannah dieses Mal bekommen– ein Mädchen oder einen Jungen?“, fragte Leah.

„Gid wünscht sich bestimmt einen Sohn, genauso wie Papa sich so viele Jahre lang einen gewünscht hat. Aber es würde mich nichtüberraschen, wenn Hannah wieder ein Mädchen bekäme. Die Ebersols scheinen vor allem Mädchen zu bekommen“, erwiderte Sadie.

„Ja, wahrscheinlich hast du recht.“ Leah war beides recht. Bis jetzt war der kleine Abe das einzige männliche Kind in ihrer Familie, und er war ein richtig guter Junge.

* * *

Stunden später, als es Zeit war, die Familie zum Essen zusammenzurufen, ging Leah ins Wohnzimmer, wo Lydiann auf dem Eckschrank Staub wischte. Leah blieb stehen, um ihr dabei zuzuschauen. Ihr fiel auf, wie schön das Gesicht des Mädchens war. Es war fast herzförmig, und sie hatte hübsche blaue Augen, die vielÄhnlichkeit mit Sadies Augen hatten. Leah seufzte, als sie daran dachte, wie widerspenstig Lydiann manchmal sein konnte. Aber trotzdem brachte sie der ganzen Familie viel Zuneigung entgegen. Lydiann war besonders gegenüber dem kleinen Abe sehr aufmerksam, der Einzige von ihren Geschwistern, der in ihrem Alter war.

„Sadie sagt, der Eintopf ist fertig“, sprach Leah sie leise an, um sie nicht aufzuschrecken.

Lydiann drehte sich um und lächelte. Sie legte das Staubtuch auf den Boden, schlang den Arm um Leahs schlanke Taille und ging mit ihr in die Küche.„Unsere große Schwester hat das besondere Etwas, nicht wahr?“ Lydiann schnupperte theatralisch.„Ich würde sagen, ihr Geschick im Kochen sollte ihr eines Tages einen guten neuen Mann bescheren.“

„Also, Lyddie“, tadelte Leah sie.

„Ach, Mama“, flüsterte Lydiann,„du weißt doch, was ich meine.“

„Ich glaube schon. Sadie hat wirklich dieses besondere Etwas, das sich jede Köchin wünscht.“ Leah ging zur Hintertür und läutete die Essensglocke, während Lydiann sich an der Küchenspüle die Hände wusch. Schnell zog Leah die Tür ins Schloss, um die eisige Kälte nicht hereinzulassen, die einem trotz warmer Röcke und langer Unterhosen in die Knochen zog.

Die Kältefront, dieüber Lancaster County lag, sollte noch eine Weile anhalten, sagte der Wetterbericht, auch wenn er nicht immer ganz zuverlässig war. Papa nahm allerdings sowohl den Wetterbericht als auch denBauernalmanach meistens ziemlich ernst, besonders in letzter Zeit. Leah fragte sich, ob ihr Vater einfach etwas brauchte, auf das er sich stützen konnte, aber das Wetter war das Letzte, worauf sich ein Mensch verlassen konnte, denn es war so unvorhersehbar, wie der Winter lang war.

Sie ging und half Sadie, das Essen auf den Tisch zu stellen. Neben dem Eintopf gab es Maismuffins, einen Waldorfsalat und eine Platte mit Karottenstreifen, Pickles und Oliven und dazu reichlich Kaffee für die Erwachsenen und frische Kuhmilch für Lydiann und Abe. Den Kindern schmeckte die Milch viel besser, wenn die Kühe im Stall gefüttert wurden und nicht auf der Weide grasten. Also wuss