: Monika Hanna
: Der Schweizer Jakobsweg Vom Bodensee zum Vierwaldstättersee
: Reich terra magica
: 9783724360056
: 1
: CHF 8.90
:
: Europa
: German
: 160
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Auf alten Pilgerwegen Santiago de Compostela ist seit dem Mittelalter das Ziel von Pilgern und Wanderern. Die alten Routen des Jakobsweges führten damals wie heute für viele durch die Schweiz. Monika Hanna beschreibt den Weg vom Bodensee zum Vierwaldstättersee unter Berücksichtigung von drei möglichen Ausgangspunkten: Rorschach, Konstanz und Bregenz.m Neben dem genauen Wegverlauf über Einsiedeln und Schwyz nach Brunnen widmet sie sich kulturellen und historischen Besonderheiten und berichtet von eindrucksvollen Landschaften und Begegnungen. Ein Buch zum Schmökern und Nachahmen - für ein einzigartiges Pilgererlebnis. Die Schweiz ist ein wunderbares Wanderland, das der Jakobsweg vom Bodensee zum Genfersee auf sanften Routen, die nicht über allzu steile Alpenpfade führen, durchquert. Der erste Teil, der abhängig von der Kondition in fünf oder mehr Tagesetappen bis zum Vierwaldstättersee führt, bietet grandiose Aus... mehrsichten und faszinierende Eindrücke. Die praktischen Schilderungen der einzelnen Wegstrecken verbindet Monika Hanna auf ihre ganz eigene anschauliche und unterhaltsame Weise mit geschichtlichen und kulturellen Hintergründen, sie lädt ein zu Klosterbesichtigungen, Naturerlebnissen und kulinarischen Genüssen. Neben den Informationen zu Routenverlauf, Streckenlängen und Übernachtungsmöglichkeiten für das eigene Pilgererlebnis, lässt sie den Leser teilhaben an ihren Erfahrungen auf dem Schweizer Jakobsweg und vermittelt eindrücklich, wieso Pilgern uns so bereichert und dazu beiträgt, unseren Horizont zu erweitern, zur Ruhe zu kommen und neue Einsichten zu gewinnen. reduzieren

Monika Hanna wanderte mit ihrem Mann 2700 Kilometer auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Ihre Bücher 'Der Münchner Jakobsweg', 'Der fränkische Jakobsweg' und 'Zurück vom Jakobsweg' wurden für viele zu unverzichtbaren Begleitern. Dank ihrer Initiative gibt es heute einen ausgeschilderten Münchner Jakobsweg. Auf ihrer Homepage bietet sie ein Begegnungsforum für Jakobspilger

Schweizer Mythen und Geschichte

Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern,

in keiner Not uns trennen und Gefahr.

Wir wollen frei sein, wie die Väter waren,

eher den Tod, als in der Knechtschaft leben.

Wir wollen trauen auf den höchsten Gott

und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.

So poetisch drückte Friedrich Schiller in der Sage von»Wilhelm Tell« den Rütlischwur aus, den Gründungsmythos der Eidgenossenschaft.

In der Kuppelhalle des Berner Bundeshauses befindet sich eine große steinerne Monumentalgruppe,»Die drei Eidgenossen«. Sie wurde 1914 aufgestellt und soll die Schweizer Politiker auf die Werte der eidgenössischen Gründerväter von 1291 verpflichten. Die drei Vertreter der Orte Uri, Schwyz und Unterwalden schworen auf der Rütliwiese am Vierwaldstättersee einen ewigen Bund gegen die ungerechte Herrschaft der Habsburger und ihrer Vögte, von denen sie sich unterdrückt fühlten.

Die drei Eidgenossen, Bundeshaus Bern

Dass der Rütlischwur in dieser Form je stattgefunden hat, ist nicht erwiesen. In der Geschichtserzählung taucht er erstmals Ende des 15. Jahrhunderts auf, im 16. Jahrhundert kommt die Vorstellung dazu, der Bund sei schriftlich besiegelt worden. Aus dem gleichen Zeitraum gibt es jedochüber 80 Dokumenteähnlicher Art. Ende des 19. Jahrhunderts wurde eine auf Anfang August 1291 datierte Urkunde als»Bundesbrief« in den Rang eines Gründungsdokuments erhoben; seither werden die drei schwörenden Eidgenossen mit einer Urkunde in der Hand dargestellt. Das Jahr 1291 als Gründungsjahr der Eidgenossenschaft und den erstenAugust als Nationalfeiertag festzulegen, geht auf eine Initiative der Berner zurück, als sie 1891 das 700-jährige Bestehen der Stadt feiern wollten. Was lag näher, als gleichzeitig die 600-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft zu begehen?

Der Schwur der drei Eidgenossen gehört zu den Gründungsmythen der Schweiz. Die Idee der Gleichheit in der Verschiedenheit ist, ebenso wie die viel beschworene Vielfalt in der Einheit, ein immer wiederkehrendes Motiv in der politischen Ideologie des Landes. Drei Männer mit verschiedener Herkunft und Motivation sowie unterschiedlichen Alters haben ein gemeinsames Ziel. Sie stehen für eine Gemeinschaft, die es durch Zusammenarbeit schafft, ein Rechtssystem, das als ungerecht empfunden wird, durch einen beschworenen Vertrag zu ersetzen. Symbolisch steht die»Drei« für drei Völker, drei Generationen und drei Stände: Bauernstand, Bürgertum und Handwerkerstand.

Relativ sicher ist, dass die drei Waldstätte Uri, Schwyz und Unterwalden nach dem Tod des römisch-deutschen Königs Rudolf I. von Habsburg einälteres Bündnis vertraglich erneuert haben. Dieses wurde wohl mythologisch verklärt und der»Gründung« der Alten Eidgenossenschaft zugrunde gelegt.

Der Mythos bedurfte noch einer Verstärkung in Form eines legendären Schweizer Freiheitskämpfers, der mit dem Rütlischwur in Verbindung gebracht wird: Wilhelm Tell. Seine Geschichte wird auf das Jahr 1307 datiert und spielt in der Zentralschweiz:

Der habsburgische Landvogt Gessler lässt einen Hut auf eine Stange stecken und befiehlt seinen schweizerischen Untertanen, diesen jedes Mal zu grüßen, wenn sie vorbeigehen. Doch der weithin bekannte Armbrustschütze Wilhelm Tell weigert sich, den Hut zu grüßen. Zur Strafe befiehlt ihm der Vogt, einen Apfel vom Kopf seines Sohnes zu schießen. Nur so könne er seine Freiheit zurückerlangen, ansonsten müsse sein Kind mit ihm sterben. Widerstrebend lässt sich Tell darauf ein: Er schießt– und trifft den Apfel. Aber er gibt zu, dass sein zweiter Pfeil für den Vogt bestimmt gewesen wäre, wenn er sein Kind getroffen hätte. Daraufhin will ihn dieser gefesselt auf seine Burg nach Küssnacht bringen lassen. Auf dem Vierwaldstättersee wird Tell von seinen Fesseln befreit, um das Boot im aufkommenden Sturm zu lenken. Geschickt steuert er es in Ufernähe und wagt einen verwegenen Sprung auf eine hervorspringende Felsplatte, die heute noch Tellsplatte heißt. Er eilt nach Küssnacht, erwartet den Vogt in der»hohlen Gasse« und erschießt ihn mit seiner Armbrust. Damit wird er zum Tyrannenmörder.

Hohle Gasse, Küssnacht

Aber auch Wilhelm Tell erweist sich als nicht real. Ein Berner Pfarrer stellt im 18. Jahrhundert fest, dass die Sage vom Apfelschuss die Nachdichtung einer dänischen Sage aus dem 13. Jahrhundert ist. Warum also diese Mythen und warum gerade in der Schweiz, diesemüberschaubaren Land inmitten Europas?

Vielleicht, weil ihren Bewohnern Mythen von Beginn an sehr vertraut waren? Der»Mythos Berg« als Sitz von Göttern und Dämonen hat seit Jahrtausenden die Menschen inspiriert und ihre Fantasie beflügelt. Und die Schweiz hat besonders viele hohe Berge– allein 48 Viertausender undüber 1000 Dreitausender.

Oder weil die Schweiz von jeher ein Land der Kontraste und derÜbergänge war? Von Nordosten nach Südwesten durchzieht mit Rhein- und Rhonetal eine große Längsfurche das Land. Aus den Tälern schrauben sich beängstigend steile Alpenpässe in unzähligen Serpentinen nach oben,überwindenüber waghalsige Brückenkonstruktionen tiefe Schluchten, schlängeln sich an zerklüfteten Felsformationen, hohen Bergriesen und malerischen Bergseen vorbei, während tosende Wasserfälle eine furchteinflößende Geräuschkulisse liefern. Daneben prägen aber auch liebliche Voralpenlandschaften mit blühenden Wiesen und sanften Hügeln das Bild der Schweiz.

Vielleicht aber auch, weil dieses Land, dessen herrliche Landschaften uns heute so faszinieren, in früheren Jahrhunderten für viele Menschen e