: Christa Ludwig
: Hufspuren: Fliegender Wechsel
: Verlag Freies Geistesleben
: 9783772540516
: 1
: CHF 8.80
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 219
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Aus der Schule kennen sie sich, auf dem Ulmenhof treffen sie sich: Jana, Alberta, Felix, Theres. Möglichst jeden Tag. Als großes Ereignis steht ein Turnier bevor, bei dem das Super-Spitzen-Pferd im Stall, die Trakehnerstute Dolly, in der Vielseitigkeitsprüfung glänzen soll. Und Felix soll sie zusätzlich im Jugendspringen vorstellen. Felix - der Glückliche? Je besser sie abschneiden, desto eher wird Dolly verkauft. Seine Dolly. Aber noch vor dem Turnier hat ein neuer Star seinen Auftritt auf dem Ulmenhof: der Araberhengst El Sham ... In fast allen Jugendbüchern von Christa Ludwig kommt mindestens ein Pferd vor. Ein Leben ohne Pferde kann sie sich ebenso wenig vorstellen wie ein Leben ohne Bücher. Jetzt verbindet sie beides in der 6-bändigen Reihe 'Hufspuren'. Aus all dem Schönen und Erschreckenden, was sie in vielen Jahren Leben mit Pferden erlebt hat, sind diese Geschichten entstanden.

Christa Ludwig ist als Jugendbuchautorin bekannt geworden mit ihren Romanen 'Der eiserne Heinrich', 'Ein Lied für Daphnes Fohlen', 'Carlos in der Nacht', 'Blitz ohne Donner' und 'Die Siebte Sage'. Im Anschluss fand ihre 6-bändige Reihe 'Hufspuren' begeistertes Echo bei jungen Pferdeliebhaberinnen. Für Kinder hat sie die Geschichten 'Puzzle-Ponys' und 'Fluchtballon' geschrieben. Und kürzlich sind die ersten zwei Bände ihrer Erstlesereihe 'Jonas Weg ins Lesen' erschienen. Christa Ludwig lebt mit ihrem Mann in der Nähe des Bodensees.

Jana Immerglück


Der Rote warf den Kopf hoch, floh aber nicht.

Jimmy wusste, dies war seine letzte Chance. Wenn er sich weit nach links lehnte, konnte er mit dem rechten Arm das Lasso noch schwingen und werfen. Aber nur einmal. Nur ein einziges Mal. Wenn das Seil in den Sumpf fiel, war er verloren. Es würde sinken wie er.

Er durfte nicht zögern. Noch drei Minuten, und er wäre mit der Taille im Morast. Dann wäre es vorbei. Aus mit ihm. Ende. Er brauchte den Schwung aus der Taille, um das Lasso bis zum Ufer zu werfen, wo der Rote noch immer stand und zu ihm schaute. Warum floh er nicht?

Seit einem halben Jahr verfolgte Jimmy dieses Pferd und war ihm nie länger als Augenblicke so nah gewesen.

Der Schlamm kroch ihmüber den Gürtel in die Jeans: noch zwei Minuten.

Er rollte das Lasso auf und wusste: Er hatte keine Chance.

Wie oft hatte er das Seil nach dem roten Mustang geworfen und der Hengst hatte mit leichter Drehung seines geschmeidigen Halses den Kopf aus der Schlinge gezogen.

Noch eine Minute.

Jimmy warf.

Der Hengst stand. Er beugte den Kopf vor und streckte ihn mitten in den Wurf. Die Schlinge fiel ihmüber den Hals. Jimmy hatte keine Zeit, sich zu wundern. Er zog das Seilende unter seinen Armen durch und verknotete es vor der Brust. Das Pferd ging langsam rückwärts. Das Seil spannte, Jimmy spürte den Ruck durch den ganzen Körper, langsam, ganz langsam wurde er aus dem Schlamm gezogen und tief in ihm sagte eine Stimme:

«Scheißdreck!»

Das sagte Jana laut.

Und es war still gewesen in der Klasse, was selten vorkam in der 7c, da sagte Jana in die Stille:«Scheißdreck!»

Und zwar laut.

Kichern. Unterdrücktes Lachen. Herr Taggert stand mit dem Gesicht zur Tafel. Er drehte sich nicht um und er schrieb mit seiner klaren Tafelanschrieb-Lehrerhandschrift:

‹Scheißdreck›

Er schrieb es unter

‹komisch› (Das hatte Thomas gesagt)

und

‹irgendwie altmodisch› (Das hatte Alberta gesagt)

Taggy schrieb ohne zu zögern: Scheißdreck– und die Klasse brüllte vor Lachen.

Jana schob das Buch von Jimmy und dem roten Mustang unter die Bank und beugte sichüber das kleine Heftchen mit der Geschichte, die sie gerade im Deutschunterricht lasen. Taggy trat einen Schritt zurück undüberschaute noch einmal seinen Tafelanschrieb. Die Klasse sah sogar an seinem Rücken, wie er grinste. Alberta drehte sich zu Jana um und grinste auch. Sie kannte das Buch, das Jana gerade gelesen hatte. Alberta kannte jedes Buch, in dem mindestens einmal das Wort«Pferd» stand.

Endlich wandte Taggy sich wieder der Klasse zu.

«Also«, sagte er,«ich habe gesagt, ich schreibe alles auf, was euch zu der Geschichte einfällt, egal was es ist, ihr müsst es nur begründen können. Fangen wir mal mit der letzten Bemerkung an. Jana!»

«Ich hab ein anderes Buch gelesen. Das wissen Sie doch!»

«Klar, das ist schließlich nicht das erste Mal. Also: Wie heißt es, und warum ist das Scheißdreck?»

Jana legte das Buch auf den Tisch. Sie dachte: Taggy ist geil.

«Also, das Buch heißtJimmy und der rote Mustang, und der Jimmy, der ist ein Cowboy, der jagt den roten Mustang quer durch die Prärie und kriegt ihn nicht. Und dann fällt er in einen Sumpf,ähh, Jimmy, nicht der Hengst, und da rennt das Pferd auf einmal nicht meh