: Karl Vocelka, Michaela Vocelka
: Sisi Leben und Legende einer Kaiserin
: Verlag C.H.Beck
: 9783406660900
: Beck'sche Reihe
: 1
: CHF 8.70
:
: Neuzeit bis 1918
: German
: 130
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB/PDF
Sisi: Sie ist die ewig jugendlich scheinende Kaiserin, die mit sechzehn den österreichischen Monarchen Franz Joseph heiratet, die Widerspenstige, die sich dem steifen Wiener Hofzeremoniell nicht unterwerfen will, die Liebhaberin und Bewunderin der ungarischen Seele, aber auch die eitle Neurotikerin, die jeden Tag ihr Gewicht kontrolliert, eine Extremsportlerin, die waghalsige Jagden und stundenlange Gewaltmärsche durch Wind und Wetter unternimmt und ebenso rastlos zu immer neuen Reisen aufbricht. Bei allen Mythen, die sich um Sisi ranken, schaffen Michaela und Karl Vocelka ein Porträt, das der historischen Person Elisabeth nicht nur in all ihren Facetten und Widersprüchen gerecht wird, sondern auch wenig bekannte Seiten der Kaiserin zeigt: Wer weiß schon, dass sie Gedichte verfasste, in denen sie freimütig ihre politischen Ansichten äußert und die Fehler und Schwächen ihrer habsburgischen Verwandtschaft mit einer Bissigkeit beschreibt, die einem allzu oft puderzuckrigen Sisi-Bild Realismus und auch die nötige Prise Schärfe verleiht.

Die Historikerin Michaela Vocelka ist Leiterin, Archivarin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Simon Wiesenthal Archivs. Karl Vocelka war langjähriger Vorstand des Instituts für Geschichte und Professor für Österreichische Geschichte an der Universität Wien.

Fröhliche Kindheit in Possenhofen?


Elisabeth, Herzogin in Bayern, wurde 1837 in München geboren. Dass ihr Geburtstag auf das Weihnachtsfest– dieses im betreffenden Jahr noch dazu auf einen Sonntag fiel– und dass sie bereits mit einem Zahn auf die Welt kam, wurden später als besondere Vorzeichen für ihr Leben gedeutet. Denn zunächst wies nichts darauf hin, dass dieses neugeborene Kind einen besonderen Lebensweg einschlagen würde. Ihre Familie im engeren Sinn war nicht die regierende Hauptlinie des Hauses Wittelsbach, die Herzöge von Bayern bzw. seit 1806 Könige von Bayern, sondern eine Nebenlinie, die von Johann Karl von Pfalz-Gelnhausen (1638–1704) abstammte. Dieser führte den Titel Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Bayern, von Zweibrücken-Birkenfeld zu Gelnhausen, Graf von Veldenz und zu Sponheim und war in zweiter Ehe mit Esther Marie von Witzleben (1666–1725) verheiratet. Nach langen Streitigkeiten wurden die Nachkommen aus dieser Verbindung in den Herzogsstand erhoben, ab 1806 konnten sie sich sogar, allerdings mit Unterbrechung unter König Ludwig I. (1786–1868),«Königliche Hoheit» nennen. Dennoch war die Linie der Herzöge in Bayern gegenüber der regierenden Linie der Wittelsbacher rangmäßig benachteiligt.

Die Eltern


Der Großvater Elisabeths, Herzog Pius August (1786–1837), galt alsüberaus schwieriger Mensch, cholerisch und aggressiv, der immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt kam, da er Menschen auf der Straße anpöbelte. Schließlich wurde er unter Polizeiaufsicht gestellt und in der Erbfolgeübergangen; zum Oberhaupt des Hauses ernannte man seinen Sohn Herzog Maximilian Joseph (1808–1888), den Vater Elisabeths. Herzog Max, wie er meist genannt wird, stand stark unter dem Einfluss seines Großvaters Wilhelm (1752–1837), der sich ehrgeizig bemühte, der bayrischen Nebenlinie größere Bedeutung zu verschaffen, und später die Eheschließung seines Enkels mit einer Tochter des bayrischen Königs bestimmte. Nach einer ersten Erziehungsphase mit einemüberstrengen Lehrmeister erhielt Max im«Königlichen Erziehungsinstitut für Studirende» auf Initiative seines Großonkels König Maximilian I. Joseph (1756–1825) in München eine gute Ausbildung. Diese verlief anders als die seiner Standesgenossen: Nicht alleine mit einem Privatlehrer, sondern in der Gemeinschaft anderer junger Menschen erlebte er seine Schulzeit. Der Leiter der Schule, Benedikt von Holland (1775–1853), förderte vor allem seine literarischen und musikalischen Fähigkeiten und erweckte indirekt sein Interesse am Zirkus. Später besuchte Sisis Vater auch Vorlesungen an der neuen Universität in München.

Herzog Maximilians Mutter Amalie Luise (1789–1823) stammte aus dem deutschen hochadeligen, aber nicht regierenden Geschlecht Arenberg. Das hatte für ihn positive Folgen, denn das reiche Erbe der Familie Arenberg ermöglichte ihm nicht nur einen Aufenthalt in Paris, wo er in Kontakt mit liberalen und republikanischen Strömungen kam, sondern auch ein finanziell sorgenfreies Leben. Dieses Vermögen machte ihn von den regierenden Wittelsbachern unabhängig, an deren Hof er auch keine offiziellen Funktionen und Repräsentationspflichten erfüllen musste.

Für seine Tochter Elisabeth, von der niemand ahnen konnte, dass sie einmal eine Kaiserin werden würde, hatte diese Verwandtschaft mit den Arenbergs allerdings keine so günstigen Folgen. Zwar war dieses Adelsgeschlecht nach dem habsburgischen Familienstatut von 1839 ebenbürtig, doch findet sich schon Elisabeths Großmutter väterlicherseits nicht mehr in der sehr eingeschränkten Liste der für das Erzhaus Habsburg als standesgemä&sz