: Randy Singer
: Der Imam Thriller
: SCM Hänssler im SCM-Verlag
: 9783775172073
: Justizthriller
: 1
: CHF 7,90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Meister der Spannung ist zurück: fesselnder und aktueller denn je! Ehrenmorde erschüttern die Stadt Norfolk: Junge Muslime, die zum Christentum übergetreten sind, werden grausam umgebracht. Schnell gerät der Imam einer großen Moschee unter Verdacht. Er selbst beteuert seine Unschuld, und der junge Anwalt Alexander Madison tritt an, um ihn zu verteidigen. Die Indizien hingegen sind erdrückend. Madison und sein Team machen sich auf die Suche nach dem Mörder und decken dabei Unglaubliches auf.

Randy Singer wird von der Fachpresse hoch gelobt. Seine Justiz-Thriller sind 'mindestens genauso unterhaltsam wie John Grisham' (Publishers Weekly). Für 'Die Witwe' erhielt er sogar den begehrten Christy Award. Dabei kommt Singer aus der Praxis: Im wirklichen Leben arbeitete er als Anwalt. Und die Botschaft von Gottes Liebe 'verteidigt' er sonntags auf der Kanzel der 'Trinity Church' in Virgina Beach (USA).

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13


Am Montagmorgen auf dem Weg zur Arbeit hallten Alex' eigene Worte pausenlos in seinem Kopf wider.Die größte Gefahr ist der Glaube, dass alles gut ist, wenn vielleicht nicht alles gut ist. Dieses Prinzip konnte er im Moment auf so viele Gebiete seines Lebens anwenden. Sein unbekümmertes und entspanntesÄußeres verbarg tiefe Risse, die kurz vor der Aufdeckung standen. Einer dieser Risse war seine Kirchengemeinde und die Tatsache, dass es langsam mit ihr bergab ging. Er schrieb dieses Unbehagen einer sturen Weigerung zu, sich mit der Gesellschaft um sie herum zu verändern, doch er wusste, dass einige, unter anderem auch ein paar Diakone, glaubten, es habe mehr mit Alex' Unzulänglichkeiten als Teilzeitpastor zu tun.

Ein weiterer Riss hatte mit Alex' eigenem Gefühl zu tun, dass er nicht wirklich in die Rolle des Pastors passte. Er hatte diese Position zwei Jahre zuvor alsÜbergangslösung angetreten, als die Gemeinde ohne Pastor war. Er hatte nie vorgehabt, so lange zu bleiben, und konnte sich des Gefühls nicht erwehren, die guten Leute der South Norfolk Community Church verdienten mehr, als er zu bieten hatte. Vielleicht sollte er zurücktreten. Doch konnte er die Gemeinde so schnell wieder ohne Pastor zurücklassen?

Dann war da noch seine Kanzlei. Finanziell hatte die Firma ein Leck. In den meisten Monaten hatten sie einen negativen Kassenstand und strapazierten ihren Kreditrahmen immer weiter. Sie brauchten einen großen Körperverletzungsfall, um das wieder hinzubekommen. Alex hatte alle Ausgaben, die nicht Personalkosten waren, schon gekürzt, soweit es ging.

Madison& Associates lag nur anderthalb Kilometer von Alex' Eigentumswohnung entfernt und drei vom Strand. Die Kanzlei nahm die Hälfte eines kunststoffverkleideten Gebäudes in einem kleinen Büropark auf der Laskin Road ein.

Das Gebäude hatte den Stil der siebziger Jahre, genau wie die Büromöbel. Die Aussicht aus Alex' Büro, das früher sein Großvater benutzt hatte, ging auf den Parkplatz hinaus. John Patrick Madison war kein großer Fan von teuren Büroflächen in schicken Stadtvierteln gewesen. Daraus folgend konnte er günstigere Stundensätze anbieten als die meisten seiner Zeitgenossen.

Er hängte diese Stundensätze für alle sichtbar im Wartebereich der Kanzlei aus. In den sieben Jahren, die Alex bei ihm gearbeitet hatte, konnte er sich nicht erinnern, dass sich der Satz je geändert hätte. Und Alex hatte zwei Jahre nach dem Tod seines Großvaters immer noch dasselbe Schild hängen.

Wir berechnen 200 $ pro Stunde.
250 $, wenn Sieöfter als einmal die Woche anrufen.
300 $, wenn Sie uns vorschreiben wollen,
wie wir unseren Job zu machen haben.

Als Alex am Montagmorgen auf den kleinen Büroparkplatz fuhr, standen die Autos der beiden Angestellten schon da. Drinnen saß Sylvia Brunswick, die Empfangsdame/Kanzleiassistentin/Büromutterüber ihren Computer gebeugt und machte sich nicht die Mühe, aufzublicken. Sie war erst ungefähr fünfundvierzig, aber ihr Rückgrat war bereits dauerhaft gekrümmt, und sie hatte wiederkehrend Anfälle verschiedener Krankheiten, die sie regelmäßig aus dem Büro fernhielten, hauptsächlich freitags und montags. Sie war spindeldürr, mit einer grellen Stimme, die Alex an die von Popeyes Freundin Olive erinnerte.

Alex' Großvater hatte Sylvia ungefähr fünf Jahre vor seinem Tod eingestellt und hatte es nieübers Herz gebracht, sie zu feuern. Bisher hatte Alex auch nicht den Mut aufgebracht, es zu tun, auch wenn er sich mehr als einmal geschworen hatte, sie würde es nicht bis zum Wochenende schaffen. An jedem Zahltag schluckte Alex hart, wenn er Sylvias Scheck unterschrieb und an ihre Krankenversicherung dachte, die Lohnsteuer und das Krankengeld.

»Alles klar?«, fragte Alex, als er rasch an Sylvia vorbeiging und den Flur entlang auf sein Büro zusteuerte. Sylvia begann auf der Stelle, eine Liste von Dingen herunterzubeten, die Alex erledigen musste. Wie Fingernägel auf einer Schiefertafel, aber er schaffte es, es auszublenden.

Im Gegensatz zu Sylvia, die eher eine Last als eine Hilfe war, war Alex' Partnerin wie eine kleine Dampflok. Esüberraschte ihn nicht, dass sie schon in ihrem Büro war und telefonierte. Sie hatte wahrscheinlich schon mindestens zwei volle Stunden in Rechnung zu stellen.

Alex hatte den juristischen Dynamo Shannon Reese vor fast vier Jahren kennengelernt, während ihres ersten Semesters an der juristischen Fakultät, als sie in derselben Arbeitsgruppe für Deliktrecht gelandet waren. Die Gruppe war ei