: Randy Singer
: Das Spiel Thriller
: SCM Hänssler im SCM-Verlag
: 9783775172042
: Justizthriller
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 416
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Amoklauf vor laufender Kamera - aus Rache für den Beitrag einer Enthüllungsjournalistin. Das herbeigerufene Spezialeinsatzkommando kommt zu spät. Nach der Tat verklagen die Angehörigen der Opfer die Waffenfirma, die die Tatwaffe hergestellt hat. Die Staatsanwältin Kelly Starling steht ihnen zur Seite. Jason Noble verteidigt die Waffenfirma. Es steht viel auf dem Spiel, und erst nach und nach entdecken Kelly und Jason: Sie sind nur Figuren in einem Spiel, das von unsichtbarer Hand gesteuert wird.

Randy Singer wird von der Fachpresse hoch gelobt. Seine Justiz-Thriller sind 'mindestens genauso unterhaltsam wie John Grisham' (Publishers Weekly). Für 'Die Witwe' erhielt er sogar den begehrten Christy Award. Dabei kommt Singer aus der Praxis: Im wirklichen Leben arbeitete er als Anwalt. Und die Botschaft von Gottes Liebe 'verteidigt' er sonntags auf der Kanzel der 'Trinity Church' in Virgina Beach (USA).

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Teil II

Die Firma


4


Einen Kontinent entfernt vom Chaos in den WDXR-Studios trat Jason Noble zum wichtigsten Schlussplädoyer seiner jungen Karriere vor die Geschworenen.

»Sprechen wirüber die Haare«, sagte er, während er die neugierigen Blicke der Geschworenen prüfte. Manchen stand buchstäblich der Mund offen; andere unterdrückten ein Feixen. Jason gab vor, es nicht zu bemerken.

»Mr Lockhart behauptet, dass der Haarfund begründete Zweifel hervorruft.›Vergessen Sie die Wut der Angeklagten, als sie erfuhr, dass ihr Ehemann und ihre beste Freundin eine Affäre miteinander hatten‹, sagt er.›Vergessen Sie die Tatsache, dass ihre beste Freundin auch noch zufällig eine sehr talentierte Backgroundsängerin war, die der Ehemann der Angeklagten auf dieselbe Weise zu einem Star machen konnte, wie er die Angeklagte zu einem Star gemacht hatte. Vergessen Sie das alles. Wenn die Haarprobe zeigt, dass Carissa Lawson mehrere Monate lang Drogen genommen hat, dann muss die Todesursache eine selbst zugefügteÜberdosis sein, keine Vergiftung.‹«

Die Geschworenen hörten nur halb zu, doch das war für Jason in Ordnung. Sie waren zu sehr mit Starren beschäftigt.

Am Abend zuvor hatte Jason aus einer Laune heraus seine Haare platinblond gefärbt und mit Gel gestylt– die Frisur des Opfers. Diese Veränderung war mehr als symbolisch.

Monate zuvor, als Carissa Lawsons Autopsie tödliche Mengen von Oxycodon und Kokain in ihrem Blut ergeben hatte, hatte der Gerichtsmediziner als Todesursache eine versehentlicheÜberdosis angegeben. Doch dann begannen die Gerüchte. Die Backgroundsängerin hatte eine Beziehung mit dem Mann der bekannten Rocksängerin Kendra van Wyck gehabt. Als van Wyck von der Affäre erfuhr, versetzte sie das in Eifersucht und Wut. Sie verdankte ihren Ruhm den Bemühungen ihres Mannes, eines wohlhabenden Musikmanagers, der sie»entdeckt« hatte. Seine Liebe zu einer anderen, vor allem wenn diese andere so talentiert war wie Carissa Lawson, zerfraß Kendra van Wyck wie ein Krebsgeschwür.

Van Wyck wurde schließlich wegen Mordes angeklagt. Doch der Fall der Staatsanwaltschaft beruhte zum größten Teil auf Indizien, und van Wyck hatte die beste juristische Unterstützung, die man für Geld bekommen konnte. Der Anwalt der Verteidigung, der gegen Jason auftrat, ein Pitbull namens Austin Lockhart, hatte seinen Fall auf die Popularität von Kendra van Wyck und auf die Labortests von Carissa Lawsons Haaren aufgebaut.

Van Wyck war nicht selbst zu ihrer Verteidigung in den Zeugenstand getreten. Stattdessen hatten sich ihre Anwälte auf den angesehenen Toxikologen Dr. Richard Kramer verlassen. Ein Mann, der die Geschworenenüber die Wunder der Drogentests von Haaren belehrt hatte. Laut Kramer wurden die Haarwurzeln, während das Haar wuchs, durchblutet. Bei einem chronischen Drogenkonsumenten enthielt das Blut Spuren der fraglichen Drogen, die in der Haarrinde eingeschlossen wurden. Da ein Haar ungefähr einen Zentimeter im Monat wächst, konnte man verschiedene Abschnitte eines Haares einer Person untersuchen und sagen, wie lange diese Person bereits Drogen nahm.

Kramer sagte aus, dass die Untersuchung der Haarprobe von Carissa Lawson hohe Dosen an Oxycodon und Kodein in allen Abschnitten ihrer acht Zentimeter langen Haare ergeben habe. Die offensichtliche Schlussfolgerung? Carissa Lawson hatteüber Monate hinweg Kokain und Schmerzmittel wieOxyContin genommen und war an einer selbst zugefügtenÜberdosis gestorben.

Während er sich seinem Schlussplädoyer näherte, wusste Jason, dass die Geschworenen nach einem Grund suchten, die beliebte Angeklagte freizusprechen. DasPeople Magazine zählte sie schließlich durchgängig zu den gefragtesten weiblichen Interpreten. Der Scheidungsantrag ihres Mannes und der Mordprozess hatten ihr nur noch mehr Aufmerksamkeit gebracht und die Plattenverkäufe angekurbelt. Außerdem weinte die Sängerin während der Verhandlung wie aufs Stichwort.

»Mord durch Vergiften? Oder eine versehentlicheÜberdosis?«, fragte Jason. Er schritt vor den Geschworenen auf und ab. Keine Notizen, nur ein spontaner kleiner Plausch. Jason hatte jedes Wort auswendig gelernt.

»Carissa Lawson hatte die Beziehung mit dem Ehemann der Angeklagten beendet. Doch das bedeutete nicht, dass er sie weniger liebte. Und es bedeutete auch nicht, dass er nicht vorhatte, die Angeklagte abzuservieren und Carissa zum nächsten Superstar zu machen.

Hatte Kendra van Wyck ein Motiv?›Es gibt nichts Schlimmeres als die Rache einer verschmähten Frau.‹ Indem sie Carissa Lawson tötete, konnte die Angeklagte gleichzeitig Carissaund<