: Josefine Mutzenbacher
: Klassiker der Erotik 29: Geschichte einer wienerischen Dirne
: Math. Lempertz
: 9783943809978
: 1
: CHF 1.30
:
: Partnerschaft, Sexualität
: German
: 200
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In diesem prickelnden und hocherotischen Roman erzählt die Protagonistin, die gealterte Prostituierte Mutzenbacher, aus ihrer aufregenden Kindheit. Sie berichtet, wie ein Bettgeher sie schon als Fünfjährige auf den Schoß genommen und ihr das Röckchen aufgehoben hat, wie sie von anderen Kindern bei diversen 'Vater-und-Mutter'-Spielchen aufgeklärt wurde und was die Nachbarin auf dem Dachboden so trieb. im Verlauf der Handlung kommen 'Reinigungen' durch einen scheinheiligen Kooperator ebenso detailliert zur Sprache wie inzestuöse Handlungen und vieles andere mehr. Am Ende des Buches ist sie etwa vierzehn Jahre alt und sammelt ihre ersten Erfahrungen als Prostituierte.

Erstes Kapitel


Mein Vater war ein blutarmer Sattlergehilfe, der in einem Geschäft in der Josefstadt arbeitete. Wir wohnten ganz weit draußen in Ottakring, in einem damals neuen Haus, einer Zinskaserne, die von oben bis unten mit armen Leuten angefüllt war. Alle diese Leute hatten viele Kinder und im Sommer war der Hof zu klein für ihre Schar. Ich selbst besaß zwei Brüder, die beide um wenige Jahreälter waren als ich. Mein Vater, meine Mutter, wir drei Kinder wohnten in einer Küche und einem Zimmer und hatten noch einen Bettgeher mit dazu. Solche Bettgeher waren der Reihe nach wohl ein halbes hundert bei uns; sie kamen und gingen, bald friedlich, bald in Streit, und die meisten von ihnen verschwanden spurlos, ohne daß wir jemals wieder etwas von ihnen hörten. Ich erinnere mich hauptsächlich an zwei von ihnen. Der eine war ein Schlossergeselle, ein schwarzer, traurig aussehender Bursche, der ganz kleine schwarze Augen hatte und immer voll Ruß im Gesicht war. Wir Kinder fürchteten uns vor ihm. Er war auch immer schweigsam und sprach kein Wort. Ich entsinne mich, daß er eines Nachmittags nach Hause kam, während ich midi allein in der Wohnung befand. Ich war damals fünf Jahre alt und spielte am Boden des Zimmers. Meine Mutter war mit den beiden Buben am Fürstenfeld, mein Vater von der Arbeit noch nicht zurück.

Der Schlosser nahm mich vom Boden auf und hielt mich auf seinem Schoß. Ich wollte schreien, aber er sagte leise:»Sei stad, ich tu dir nix!« Und dann legte er mich zurück, hob mein Röckchen auf, und betrachtete mich, wie ich nackt vor ihm auf seinen Knien lag. Ich fürchtete mich sehr vor ihm, aber ich verhielt mich ganz still. Wie er meine Mutter kommen hörte, setzte er mich rasch auf den Fußboden und ging in die Küche. Ein paar Tage später kam er wieder frühzeitig nach Hause, und die Mutter ersuchte ihn, auf mich aufzupassen. Er versprach es und hielt mich wieder die ganze Zeit auf seinen Knien in Betrachtung meines nackten Mittelstückes begriffen. Er sprach kein Wort, sondern schaute nur immer auf die eine Stelle hin, und ich traute mich auch nicht, etwas zu reden. Das wiederholte sich, solange er bei uns wohnte, einigemale. Ich begriff nichts davon und machte mir auch nach Kinderart keine Gedanken darüber. Heute weiß ich, was das bedeutet hat, und nenne den Schlossergesellen oft meinen ersten Geliebten.

Von dem zweiten Bettgeher werde ich später reden. Meine beiden Brüder Franz und Lorenz waren sehr ungleich. Lorenz, derälteste, er war um vier Jahreälter als ich, war immer sehr verschlossen, in sich gekehrt, fleißig und heilig. Franz, der nur anderthalb Jahre mehr zählte als ich, war dagegen lustig, und er hielt sich auch viel mehr zu mir als zum Lorenz. Ungefähr sieben Jahre war ich alt geworden, als ich eines Nachmittags mit Franz zu Nachbarskindern auf Besuch ging. Es war auch ein Bruder und eine Schwester, und diese Kinder waren immer allein, weil sie keine Mutter hatten und ihr Vater in die Arbeit gehen mußte. Die Anna war damals schon neun Jahre alt, ein blasses, mageres, weißblondes

Mädchen mit einer gespaltenen Lippe. Und ihr Bruder Ferdl, ein dreizehnjähriger, robuster Bub, auch ganz weißblond, aber rotwangig und breitschultrig. Wir spielten zuerst ganz harmlos. Da sagte die Anna auf ei