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Es war ein stolzer, wenn auch etwas ungewöhnlicher Schiffsverband, der am Abend des 14. März 1580 in den Hafen von Falmouth lief. In beinahe gespenstischer Stille war er an Pendennis Castle, das den Eingang nach Falmouth und die Mündungsbucht des Fal bewachte, vorbeigeglitten. Das Knarren der Blöcke und Rahen, das Plätschern des Seewassers an den Bordwänden, das Rauschen der Bugsee und die hin und wieder an Oberdeck aufklingenden Männerstimmen waren Geräusche, die rasch vom Wind zerstreut und nicht bis zum Land getragen wurden.
Der Wachtposten auf dem Söller der Burg schlief, sonst hätte er die Schiffe angerufen und höchstwahrscheinlich sofort Alarm geschlagen. Es war noch nicht lange her, daß Falmouth wieder einmal von Spaniern bedroht worden war. Beinahe hätte die Landeoperation geklappt, und die Dons hätten als erstes Pendennis Castle angegriffen, wenn– ja, wenn nicht zwei Schiffeüber die Eindringlinge hergefallen wären und ihnen das Fürchten beigebracht hätten.
Das Ganze lag gut einen Monat zurück. Der Posten von Pendennis Castle hätte auf der Hut sein müssen. Aber selbst wenn er den Verband gesichtet hätte, hätte er sicherlich nicht geahnt, daß es sich bei zwei Schiffen um die Retter in jener bedenklichen Nacht handelte.
Das Führungsschiff des Verbandes war eine prunkvolle Dreimast-Galeone. Jeder Kenner hätte ihr bescheinigt, daß die geklinkerte Bauweise wohl das einzige war, das sie mit einer englischen Galeone gemeinsam hatte. Alles andere, vor allen Dingen die mit vielen Schnörkeln verzierte Verkleidung des Achterkastells, deutete unmißverständlich auf ihre Herkunft hin: Spanien.
Hoch ragte der Bugspriet mit der Galion und der Blinde auf. Das Gegenstück dazu war achtern die Poop mit ihrem runden Heckteil. Es wurde von zwei Laternen gekrönt, aber die waren gelöscht. Zwischen Bugspriet und Achtersteven erstreckte sich ein imposantes Stück Schiff, fast Dickschiff, mit zwölf Stückpforten auf jeder Seite. Sie waren geschlossen. Dennoch ging eine stumme Drohung von der Galeone aus.
Sie und ihre beiden Begleitschiffe fuhren ohne Positionslichter, denn die Männer an Bord legten Wert auf denÜberraschungseffekt ihres Aufkreuzens in Falmouth. Die Dunkelheit war ein schützender Mantel– ein Verbündeter, der zum Gelingen ihres Unternehmens beitrug.
Die Galeone war platt vor dem Wind gelaufen, aber jetzt luvte sie an, drehte den Bug zum Wind und richtete ihn auf eine Außenpier des Hafens. Besonders schnell ging das nicht vonstatten. Eher gemächlich. Sie war etwas schwerfällig, diese Galeone. Festung zur See war die richtige Bezeichnung für sie.
Ihr Name lautete„Isabella V.“. Einst hatte sie„San Josefe“ geheißen und war das Flaggschiff eines sechsunddreißig Galeonen zählenden spanischen Verbandes gewesen. Dann hatte Philip