Kapitel 1
Wie der Traum von Sternreisenden, der eine konkrete Entsprechung gefunden hatte, lag das Sonnensystem vor ihnen: wunderschön, unberührt, ein Geschenk des Universums, das nur darauf wartete, geöffnet zu werden. Oder eine Falle, die jeden Augenblick zuschnappen mochte…
»Bei dem Cephalus-System«, sagte der Erste Offizier Spock, der an der wissenschaftlichen Station auf der Brücke derEnterprise stand,»handelt es sich um das mathematische Zentrum des Marie Celeste-Sektors. Wir sollten die Möglichkeit berücksichtigen, es mit einer Raumschifffalle zu tun zu haben.«
»Da bin ich ganz Ihrer Meinung, Mr. Spock«, erwiderte Kirk.»Bewohnbare Planeten?«
Captain James T. Kirk beobachtete, wie sich der dunkelhaarige Vulkanier mit den langen und spitz zulaufenden Ohrenüber die Scanner beugte; und während Spock sich noch auf seine Instrumente konzentrierte, ging der Kommandant derEnterprise von der Tür des Turbolifts auf den Befehlsstand zu und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, was in ihm vorging.
Der Vulkanier hatte sich schon immer als außerordentlich aufmerksam erwiesen, was die Verhaltensweisen und Regungen nicht nur des Captains anging; und Kirk wollte es unbedingt vermeiden, dass Spock einen Hinweis darauf bekam, was ihn bewegte. Erschöpfung, sagte er sich, weiter nichts. Und einige noch nicht ganz verheilte Verletzungen– gebrochene Rippen und ein paar Abschürfungen und blaue Flecken. Er hatte sich in der letzten Zeit zuviel zugemutet. Und infolge jener seltsamen Albträume schlief er nicht sonderlich gut. Seit einer Weile offenbarten sich ihm die Visionen sogar tagsüber. Und ganz plötzlich verschwammen erneut die Konturen seiner Umgebung…
Er befand sich an einem Ort, an dem es keine Einsamkeit gab, an dem er nie wieder allein sein würde. Irgend etwas begleitete ihn, etwas, dasüber all das Bescheid wusste, was er war und sein wollte, das eine Einheit mit ihm bildete, ihm Vertrauen und Sicherheit einflüsterte, vor dem es keine Geheimnisse gab. Nichts ließ sich vor dieser Einheit verbergen, und eine Separation von ihr erschien unmöglich. Es existierten noch andere Wesensaspekte, jeder von ihnen einzigartig und nun alle ein Teil seines Selbst. Und er begriff, dass sie eine neue Lebensform darstellten, die darauf wartete, geboren zu werden. Und wie alles Leben musste sie wachsen und sich entwickeln– oder sterben…
Kirk zuckte leicht zusammen, als er in die Wirklichkeit zurückfand, und erst dadurch stellte er fest, einmal mehr Opfer jener seltsamen Trance geworden zu sein. Es war ein Zustand, der seine Empfindungen betonte, eine Phase sonderbarer Emotionalität, die sich nur schwer mit Worten beschreiben ließ. Er wusste nicht, warum er eine derartige Sehnsucht fühlte– ein Verlangen, das so tief und innig war, als berühre es einen inneren Kern seines Wesens, eine ihm bisher unbekannt gebliebene Facette seines Ichs, die Einsamkeit fürchtete und an ihr litt. Er war nur sicher, niemals zuvor etwas so Intensives verspürt zu haben, und er schauderte bei dem Gedanken an weitere Visionen von dieser Art.
Plötzlich stellte er fest, dass ihm einige Sekunden der Erinnerung fehlten.
Und der Vulkanier, der als sein Stellvertreter fungierte, musste gewiss darauf aufmerksam werden, dass er wie erstarrt stehengeblieben war.
Noch immer schreckte der Captain davor zurück, das einzugestehen, was ihn in letzter Zeit so sehr plagte.
Spock drehte sich um und musterte ihn, und Kirk hatte den Eindruck, als reiche der kühle Blick des Vulkaniers bis in sein Innerstes. Der Glanz in den dunklen Augen des Ersten Offiziers machte stumm deutlich, dass der Captain in der letzten Zeit zu vieleÜberraschungspakete präsentiert hatte und Spock sich Sorgen zu machen begann.
»Der vierte Planet«, berichtete der Vulkanier,»ist ein Grenzfall, lässt sich aber noch in die Klasse M einstufen, auch wenn die klimatischen Bedingungen recht extrem sind. Er weist sowohl einen großen als auch sehr kleinen Satelliten auf, bei dem es sich allerdings auch um ein Einheits-Schiff handeln könnte.«
»Das Raumschiff einer Einheit– ausgerechnethier?«, entgegnete Kirk verwundert.»Das erforderte mehr Tollkühnheit als Verstand.«
»Ein charakteristisches Verhalten, für das Menschen allgemein bekannt sind«, sagte Spock ruhig.
»Wohingegen Vulkanier natürlich nur aus rein logischen Erwägungen Risiken eingehen.«
»In der Tat, Captain«, bestätigte Spock gelassen.
Kirk unterdrückte ein Grinsen und spürte, wie die Mattigkeit der Erschöpfung aus ihm schwand. Er zweifelte nicht daran, dass der Vulkanier mit seinen Worten genau diese Reaktion hatte bewirken wollen.
»Captain«, sagte Uhura, bevor Kirk ein weiteres freundschaftliches Wortgefecht mit Spock beginnen konnte. Er vernahm eine gewisse Anspannung in der Stimme seines Kommunikationsoffiziers, und er drehte sich um. Die ebenmäßigen und anmutigen