: Vonda N. McIntyre
: Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock Roman
: Heyne
: 9783641116125
: 1
: CHF 4.40
:
: Science Fiction
: German
Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock - Das Buch zum Film
Spock ist tot. Durch sein selbstloses Opfer hat der Vulkanier dieEnterprise und ihre Mannschaft gerettet, indem er in den Reaktorraum des Schiffes eindrang und die atomare Katastrophe verhinderte. Sein verstrahlter Körper wird auf eine Umlaufbahn um ein System geschossen, mit dem es eine besondere Bewandtnis hat: In ihm läuft das Genesis-Programm, der Versuch einer beschleunigten biologischen Evolution. Während dieEnterprise ihren Rückflug zur Erde antritt, geht mit Dr. McCoy eine seltsame Veränderung vonstatten, die ihn fast in den Wahnsinn treibt. Alles deutet darauf hin, dass er Spocks Geist in sich trägt, denn der Bordarzt war an der Seite des Vulkaniers, als dieser starb. Oder haben die Manifestationen des Toten andere Ursachen?

Kapitel 2


 

Dr. Christine Chapel stellte fest, dass sie zuverlässig wie immer funktionierte. Sie hatte das Gefühl, aus zwei Menschen zu bestehen, von denen der eine seine Arbeit mit der gewohnten Routine tat, der andere durch einen Schock von der Welt isoliert war. Sie fühlte sich benommen und unbeholfen. Dass sieüberhaupt arbeiten konnte, erschien ihr wie ein Wunder. Doch sie tat alles, was getan werden musste, versorgte die Besatzungsmitglieder, zumeist junge Kadetten, die während der Angriffe Khan Singhs verwundet worden waren, gab Mittel gegen den Kater an die Leute aus, die es versäumt hatten, nach der Gedenkfeier für Mr. Spock vorbeugende Medikamente zu nehmen, und sah von Zeit zu Zeit nach Leonard McCoy. Sie machte sich große Sorgen um ihn.

Sie trat in die Türöffnung der kleinen Kabine, in die Admiral Kirk ihn am Vorabend geschafft hatte. Die Beleuchtung war eingeschaltet, brannte jedoch nur matt. Wenn McCoy erwachte, befürchtete sie, würde er einen Kater haben, der einen neuen Rekord für seine Spezies darstellte.

Er stöhnte und murmelte etwas. Chris trat in den kleinen Raum und blinzelte, um in dem schwachen Licht besser sehen zu können. Leonard warf sich auf der schmalen Koje herum; sein Gesicht glänzte vor Schweiß. Seine Uniformjacke war schweißdurchtränkt. Chris legte die Hand auf seine Stirn. Er hatte erhöhte Temperatur, die zwar noch nicht im Fieberbereich lag, jedoch ausreichend, dass er sich unwohl fühlte.

»Leonard«, sagte sie leise.

Er fuhr hoch, saß kerzengerade auf der Koje und starrte geradeaus. Er bewegte sich auf eine Art, die sie noch nie an ihm bemerkt hatte, ihr jedoch unheimlich bekannt vorkam.

»Vulkanier«, sagte er mit einer Stimme, die erheblich tiefer klang als seine gewöhnliche,»lieben nicht.«

Chris wich unwillkürlich einen Schritt zurück.

»Wie können Sie es wagen, so etwas zu mir zu sagen?«, fragte sie aufgebracht. Der Schmerz drang durch die Betäubung in ihre abgekapselte, unterdrückte Trauer und verbreitete sich wie Feuer in ihrem Inneren. Sie wandte sich um und barg ihr Gesicht in den Händen. Sie durfte jetzt nicht zusammenbrechen. Das Schiff brauchte einen Arzt, und McCoy war nicht in der Lage, sie abzulösen.

Ihre Liebe zu Spock, die sie so viele Jahre lang beherrscht hatte, bedrückte sie noch immer, obwohl sie längst ausgebrannt war. Sie hatte dieses Gefühl durch reine Willenskraftüberwunden und durch die Erkenntnis, dass er ihr das, was sie von ihm ersehnte, nicht geben konnte. Seine Unfähigkeit, auf sie zu reagieren, hatte absolut nichts mit Christine Chapel zu tun. Für ihn gab es keine Wahl zwischen›interessiert‹ und›desinteressiert‹, und entsprechend hatte er sich verhalten.

Sobald Chris diese Tatsache erkannt und akzeptiert hatte, begann sie seine einzigartige Integrität zu schätzen. Es hatte sie eine lange Zeit gekostet,über ihre jugendlichen Phantasien hinwegzukommen, doch als ihr das gelungen war, wurde ihre Verehrung für Spock nur noch stärker. Der Verlust eines Freundes, hatte sie in den vergangenen Tagen erkannt, war weitaus schlimmer als der Verlust eines Liebhabers, der ihre Gefühle nicht erwiderte. Sich mit Spocks Tod abzufinden, erkannte sie, würde eine noch längere und noch schwierigere Tortur werden, als sich zu derÜberzeugung durchzuringen, dass er sie niemals lieben würde, weil er nicht lieben konnte.

Sie löste ihre Hände vom Gesicht und richtete sich auf. Sie hatte sich wieder unter Kontrolle. Dies war nicht der richtige Augenblick, sich gehenzulassen und zu weinen. Leonard McCoys Humor war vielleicht manchmal etwas bizarr, doch nicht grausam. Wenn er zu ihr sagte, was er eben gesagt hatte, bedeutete das, dass irgend etwas nicht in Ordnung war, oder– die einfachste, wenn auch nicht sehr schmeichelhafte Erklärung– dass er noch immer betrunken war.

 

Saavik erwachte plötzlich und richtete sich mit einem Ruck auf. Mr. Spock hatte zu ihr gesprochen. Seine tiefe Stimme echote noch immer durch ihre Kabine. Saavik war nicht darauf vorbereitet gewesen, ihm zu antworten. Sie war geblendet von seltsamen Träumen und Phantasien.

»Ich bin keine Vulkanierin«, sagte sie.»Sie haben mir selbst gesagt…«

Sie brach ab. Er war nicht hier– er war niemals hier gewesen. Spock war tot.

Spocks Stimme hatte so wirklich geklungen– doch was sie für Wirklichkeit hielt, war nichts anderes gewesen, als ein grausamer Traum, und das, was für einen Moment als unmögliche Phantasie erschienen war, war wirklich.

David lag schlafend neben ihr, kühl und blond. Sie berührte leicht seine Schulter. Er bewegte sich ein wenig, wachte jedoch nicht auf. Saavik fragte sich, ob sie vor Trauer oder vor Schuldgefühl den Verstand verlöre. Doch sie hatte nicht das Gefühl, verrückt zu sein.

Aber Spocks Stimme hatte so wirklich geklungen…

 

Farrendahl zupfte mit den Zähnen an der fellbedeckten Haut zwischen dem Zeige- und Mittelfinger ihrer rechten Hand. Eine schlechte Angewohnheit, wie sie wusste, die sie von einem menschlichen Besatzungsmitgliedübernommen hatte, das a