: Alan Dean Foster
: Die denkenden Wälder Der Homanx-Zyklus - Roman
: Heyne
: 9783641126384
: Die Homanx-Reihe
: 1
: CHF 5.20
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: Science Fiction
: German
Wenn die Natur zurückschlägt ...
Midworld ist eine Dschungelwelt, komplett bedeckt von endlosen Wäldern, deren Baumwipfel bis zu 700 Meter hoch aufragen. Als ein interstellarer Konzern das große Geld wittert und mit dem rücksichtslosen Abholzen beginnt, erwacht Midworld - und lehrt seinen Feinen das Fürchten ...

Alan Dean Fosters Arbeiten sind breit gefächert und reichen von Science Fiction und Fantasy über Horror und Krimis bis zu Western. Er schrieb Romane zu 'Star Wars' und den ersten dreiAlien-Filmen sowie Vorlagen für Hörbücher, Radio und die Story des erstenStar-Trek-Films. Alan Dean Foster lebt heute mit seiner Familie in Prescott, Arizona.

Kapitel 2


 

Born sah zu, wie die Morgennebel sich hoben, und träumte von der Sonne. Er kuschelte sich tiefer in die Astbeuge des Thomabarbaumes und hüllte sich enger in seinen Umhang aus grünem Pelz. Die Gedanken an die Sonne heiterten ihn ein wenig auf. Harte Arbeit, viel Klettern und Mut hatten ihm im Laufe seines bescheidenen Lebens dreimal jenen Anblick geschenkt. Es gab nicht viele Männer, die sich dessen rühmen konnten, dachte er stolz.

Um die Sonne zu sehen, musste man auf den Gipfel der Welt klettern. Und dann bis zur Krone einer der Säulen kriechen, die immer noch die Stützen der Welt waren. Zu solchen Orten aufzusteigen, hieß, den Tod herausfordern, wie ihn all die gierigen Geschöpfe brachten, die in der Oberen Hölle flogen oder schwebten.

Dreimal hatte er es getan. Er gehörte zu den tapfersten der Tapferen– oder wie manche im Dorf behaupteten, zu den verrücktesten der Verrückten.

Der feuchte Nebel wurde noch dünner, als die aufgehende Sonne die Feuchtigkeit aus der Dritten Etage sog. Er schauderte. Es war nicht nur unbequem, sondern auch gefährlich, so früh am Tage so ungeschützt zu liegen, wenn alle möglichen unangenehmen Geschöpfe unterwegs waren. Aber die Dämmerung des Morgens und die des Abends waren die beste Zeit zum Jagen, und Born fühlte sich ihnen ebenbürtig. Ein guter Jäger hielt sich nicht verborgen, während andere die beste Beute machten.

Erüberlegte, ob er Ruumahum rufen sollte, aber der große Pelziger war nicht nahe, und wenn er jetzt laut rief, verscheuchte er damit mögliche Beute. Er würde eine Weile ohne seinen Begleiter und die von ihm ausstrahlende Wärme zu Rande kommen müssen.

Born hatte keine Zweifel, dass Ruumahum in Rufweite war. Wenn ein Pelziger sich einmal einem Menschen angeschlossen hatte, verließ er ihn nie wieder, bis dieser Mensch starb. Wenn er starb… Born tat den Gedankenärgerlich mit einem Achselzucken ab. Für einen Mann auf der Jagd waren dies sinnlose Gedanken.

 

Drei Tage lag es jetzt zurück, dass er das Dorf verlassen hatte, und bis jetzt war ihm nichts begegnet, das zu erbeuten sich gelohnt hätte. Eine ganze Menge Buschäcker, aber ehe er mit nur einem Buschacker oder zwei ins Dorf zurückkehrte, konnte er ebenso gut gleich nach unten gehen. Die Erinnerung an Lostings Rückkehr mit dem Kadaver des Brüters trieb ihm noch immer das Blut ins Gesicht, die Erinnerung an die Bewunderung, die dem großen Mann entgegengeschlagen war. Das waren Kleinigkeiten, frivole Kleinigkeiten, trotzdem machten sie ihn heiß.

Der Brüter war ebenso groß wie Losting gewesen, nichts als Klauen und Scheren, aber diese drohenden Klauen und Scheren waren voll des besten weißen Fleisches, und Losting hatte sie Geh Hell zu Füßen gelegt, und sie hatte sie nicht abgelehnt. Das war der Anlass gewesen, weswegen Born aus dem Dorf gestürmt war und seine augenblickliche, bislang noch erfolglose Jagd angetreten hatte.

Er hatte sich nie in Größe oder Kraft mit Losting messen können, aber er war geschickt. Selbst als Kind schon war er geschickt gewesen, schneller als seine Freunde, und er hatte jede Gelegenheit wahrgenommen, um das zu beweisen. Wenn auch heute niemand seine Fähigkeiten in Zweifel zog, hätte ihn doch die Vorstellung erschreckt, dass alle ihn für etwas unvorsichtig, eine Spur verrückt hielten. Sie hätten nie Borns beständiges Bedürfnis verstanden, sich vor anderen zu beweisen. In der Beziehung war er ein Atavismus.

Jetzt war er wieder alleine unterwegs, eine stets gefährliche Situation. Er konzentrierte sich darauf, sich von der Welt abzuschließen, wurde eins mit dem Blattwerk, wurde ein Teil des Grüns, praktisch unsichtbar.

Der Nebel war aufgestiegen, hatte sich in die Zweite Etage erhoben. Die Luft war fast klar, wenn auch noch feucht. Born konnte ungehindert auf die große epiphytische Bromeliade sehen, die einige Meter weiter unten an der Liane wucherte. Die riesige Parasitenblüte wuchs mitten aus der Liane heraus, ein Parasit, der am Parasiten wucherte. Breite Blätter in Oliv und Schwarz umgaben die grüne Blüte. Die dicken Blütenblätter wuchsen dicht aneinander, wölbten sich, bildeten ein wasserdichtes Becken. Wie nach dem abendlichen Regenüblich, war dieses Becken nun gut einen Meter tief mit frischem Wasser gefüllt. Irgendwann würde etwas kommen, das zu töten sich lohnte, um davon zu trinken.

Um ihn herum erwachte nun der Wald, ein Chor von Geräuschen, von Bellen, Quietschen, Zirpen, Heulen und Kreischen verdrängte die Stimmen der weniger gesprächigen nächtlichen Vettern.

Schon begann ihn der Mut zu verlassen, und er schickte sich an, einen anderen Ort zu suchen, als er in den Zweigen und Lianenüber der natürlichen Zisterne eine Bewegu