: Daniel Zindel
: Gestillt Nachtgespräche mit David
: Neufeld-Verlag
: 9783862567485
: 1
: CHF 9.80
:
: Christliche Religionen
: German
: 144
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Reinhold, ein junger Marketingplaner mit Führungsverantwortung, hat Probleme beim Einschlafen. Da entdeckt er in nächtlicher Stunde die Möglichkeit, in Briefkontakt mit König David zu treten. Er erzählt von seinem Arbeitsalltag, aber auch von seinen eskalierenden Eheproblemen. Die Nachtgespräche verändern Reinhold. Er lernt von David, dass weder Macht, Reichtum noch Sex seinen inneren Mangel ausfüllen können - und wie seine tiefsten Bedürfnisse gestillt werden.

Der Autor: Daniel Zindel, Jahrgang 1958, ist Theologe und leitet die Stiftung 'Gott hilft', ein christliches Sozialwerk in Graubünden, Schweiz. Er ist verheiratet mit Käthi Zindel-Weber. Die beiden sind Eltern von vier erwachsenen Kindern und auch in der Beratung von Ehepaaren tätig. Daneben ist Daniel Zindel Autor von Büchern und Zeitschriften-Artikeln. www.stiftung-gotthilft.ch

Lieber David,

ich kann nicht schlafen. Wie so oft. Ich durfte heute im Verwaltungsrat unsere neue Marketingstrategie vorstellen. Habe mit meinem Team pausenlos drei Wochen lang darauf hingearbeitet. Nach längerer Diskussion hat der Rat die Pläne zur nochmaligenÜberarbeitung an mich zurückgegeben. Die Zielgruppe für unser Produkt müsse noch deutlicher herausgearbeitet werden, die Visualisierung sei in Ordnung, aber wir müssten noch griffiger texten. Jetzt bin ich müde, ausgelaugt, frustriert.

Als ich nach Hause kam, habe ich michüber die Unordnung bei der Eingangstüre furchtbar aufgeregt. Ich musste wie ein Hürdenläufer im Olympiastadionüber Schulsachen, ein Rollbrett und den Einkaufskorb meiner Frau springen. Meine Frau sagte, ich seiüberreizt. Aus heiterem Himmel brach ein Gewitter los und ich fragte sie, wer da wohlüberreizt sei:»Ich lasse mir das einfach nicht mehr bieten, dass du deine miese Laune an der Familie auslässt«, schrie sie halb hysterisch. In Fahrt gekommen, fuhr sie mit einem der Monologe weiter, bei denen ich jeweils weghöre. Sie hätte mir jetzt lange genug wie eine Sklavin gedient. Dann schwafelte sie noch etwas, sie sei nicht mehr die Frau, die ich geheiratet hätte; ich verstand nicht genau, was sie damit meinte. Natürlich hat sie die ersten grauen Haare, die stehen ihr gar nicht so schlecht, aber sie ist doch immer noch die gleiche Frau, außer dass sie in den letzten beiden Jahren immer ungenießbarer wurde.

Während des Abendessens waren die Kinder furchtbar laut. Ich riss mich zusammen und sagte nichts, hörte nur halbherzig zu, holte mir nach dem Essen ein Bier und ließ mich vor dem Fernseher nieder. Hier konnte ich zum ersten Mal am Tag ein bisschen ausspannen. Meine Frau ging grußlos ins Bett.

Ich ging dann auch bald nach oben. Wenig später drehte ich mich nach ihr um, begann ihre Schulter zu streicheln und gurrte zärtlich:»Wir wollen uns versöhnen.« Sie jedoch nahm meine Hand von ihrer Schulter weg– wies sie richtiggehend zurück, als wäre sie vergiftet– und sagte:»Sex ist kein Versöhnungsmittel.« Ich war perplex. So hatte sie noch nie geredet. Wo hatte sie das her? Ich faselte etwas von ehelicher Pflichterfüllung und so, ich hätte auch einen intensiven Tag gehabt und schließlich müsse man ja seine Batterien wieder aufladen. Ich stand wieder auf und ging nach unten.

Nun sitze ich im Wohnzimmer vor dem zweiten Bierchen und einem großen Salamibrot. Eben lese ich in einem Deiner Lieder:»Fürwahr, ich habe meine Seele gestillt«6. Was genau meinst du mit dem AusdruckSeele? Kannst Du mir sagen, wie Du das geschafft hast, Deine Seele zu stillen? Du gebrauchst in Deinem Lied sogar das Bild des entwöhnten Säuglings, der entspannt am Herzen seiner Mutter liegt, ohne unruhig nach Nahrung zu suchen. Du hast Deine Seele gestillt und»beruhigt«.

Wie macht man das, dass in der Seele Ruhe einkehrt? Wie geht das vor sich, wenn man seine Seele stillen will? Muss ich mir das als eine Ar