Roswitha Huber Schule am Berg, Rauris, Hohe Tauern,Österreichwww.schule-am-berg.at
Die Eigenbrötlerin
Die Bäuerin und Bäckerin Roswitha Huber hält nichts von grauer Theorie: In ihrer Schule am Berg legen Kinder wie Erwachsene Hand an. Sie alle lernen hier auf 1200 Meter Seehöhe von der hartnäckigen Netzwerkerin, wie man echtes Sauerteig-Brot bäckt– und mehr.
Die Reise in die Hohen Tauern erwarteten wir mit Freude und Spannung. Meine erste Reise auf der Suche nach den schönsten und tiefgründigsten Bio-Projekten in Europa! An einem klaren, kalten Dezembertag brachte uns mein alter Chevrolet Blazer immer weiter hoch in die Zentralalpen, in die Einsamkeit und zu jenem Ort, an dem sich seit vielen Jahren eine bemerkenswerte Frau für den Erhalt des bäuerlichen Handwerks und gegen den Verlust der Verbindung der Menschen mit der Natur einsetzt: Roswitha Huber.
Wir sollten Rucksack, warme Wandersachen und feste Bergschuhe mitnehmen, hatte Roswitha ein paar Tage vorher empfohlen, denn man wisse nicht, ob man wegen des vielen Schnees trotz Geländewagen bis hinauf zu ihrer„Schule am Berg“ auf 1200 Meter Seehöhe fahren könne. Im Nationalpark Hohe Tauern ist in diesem Jahr früh viel Schnee gefallen, die Berge reichen bisüber 3000 Meter hinauf. Es verspricht, ein ganz besonderes Erlebnis zuwerden. Also waren meine Assistentin Veneta und ich gerüstet.
Man muss schon hoch hinaus, um heutzutage noch zu ursprünglichen Plätzen zu kommen. Der Weg durch den tiefen Schnee war beschwerlich, und wir fühlten beim Gehen, dass sich die Menschen früher auch nur so fortbewegen konnten. Ein atemberaubender Blick in eine ungestörte Landschaft begleitete uns. Der Mensch lebt heute so weit von der Natur entfernt und hat kaum die Möglichkeit, den Städten zu entfliehen. Er ist den Jahreszeiten entfremdet, kennt die natürlichen Prozesse nicht mehr und ist derart entwurzelt, dass er immeröfter depressiv und einsam wird.
Brot-Netzwerkerin
Roswitha hatte ich auf ihrem Brotfest in Rauris an einem sonnigen, warmen Spätsommerwochenende 2009 kennengelernt und ich spürte damals sofort, dass eine einzigartige Frau vor mir stand, die ein ganz wichtiges mitteleuropäisches Kulturerbe verteidigt.Über Jahre hat sie neben ihrer pädagogischen Arbeit und der Holzofenbäckerei auf ihrem Berghof, der Kalchkendlalm hochüber Rauris, Holzofenbäcker in der ganzen Welt besucht und ein Netzwerk geschaffen,über das diese vom Aussterben bedrohte Gattung von Bäckern Austausch pflegt, gegenseitige Unterstützung lebt und jedem das Gefühl vermittelt, nicht hoffnungslos allein auf der Welt zu sein. Hier in Rauris in einer alten Scheune treffen sich alle zwei bis drei Jahre Bäcker aus Frankreich, Griechenland,Österreich, Afrika und von anderswo her. Roswitha sorgt mit ihrer angeborenen Hartnäckigkeit und Ausdauer dafür, dass das Kulturgut des echten Bäckerhandwerks mit Holzofen und Roggensauerteig nicht ausstirbt, indem sie zu diesem Fest Journalisten, Kulturschaffende, Politiker, Bio-Bäuerinnen, Backofenspezialisten, Lehrer und Interessierte einlädt.
Schon bei den Vorbereitungen war mir bewusst, dass ihr Beitrag zur„Bio-Revolution“ ganz wichtig sein würde: die alpenländische Brotbackkunst, aber auch Roswithas pädagogischer Lebensauftrag, Kinder praktisch an dieses Handwerk, das bäuerliche Leben und alles, was darum herum zu wissen ist, heranzuführen. Wo kommen wir her? Wo wollen wir hin? Das ist wichtig, und die Eltern wissen es zumeist nicht mehr.
Bäckerei und Schule am Berg
Es empfing uns eine strahlende Roswitha, die dabei war, die Katzen zu bändigen und deren Reste zu entsorgen, den Schnee ums Haus herum wegzuschaufeln und Holz aus dem Schuppen zu holen, um das Feuer im Brotbackofen zu entfachen. Eingepackt in Wolle bis zum Kragen, eine weiße Bäckerschürze umgebunden.„Viele