: Isa Grüber
: Was der Körper zu sagen hat Ganzheitlich gesund durch achtsames Spüren
: Südwest
: 9783641108601
: 1
: CHF 14.10
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: Angewandte Psychologie
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wirksa e Hilfe bei psychosomatischen Beschwerden
Unsere ganze Lebensgeschichte ist in unserem Körper gespeichert - die glücklichsten Momente, aber auch traumatische Erlebnisse und lang andauernder Stress. Durch Stress- und traumatische Erfahrungen können die Selbstregulationskräfte mehr oder weniger stark eingeschränkt sein, denn all unsere Körpererinnerungen können jederzeit wachgerufen werden. Das kann zu Schlafstörungen, Angstzuständen und Panikattacken, chronischer Erschöpfung, Migräne, Konzentrationsschwierigkeiten der Unfähigkeit zu entspannen und vielen weiteren Beschwerden und Problemen führen.

Dieses Buch stellt Ihnen eine Therapieform vor, bei der Ihr Körper selbst Ihnen den Weg weist: Somatic Experiencing® (SE) - 'Den Körper erleben' - nach Dr. Peter Levine. Mit anschaulichen Beispielen aus der eigenen Praxis wird gezeigt, wie diese Methode hilft, die Folgen von Schock- und Traumaerlebnissen aufzulösen und mit Stress anders umzugehen.

Wichtige Grundlage ist dabei das gezielte und achtsame Spüren in den Körper. So kann sich die innere Spannung nach und nach lösen und wieder einem Gefühl von Kraft und Lebendigkeit Platz machen. Vielen psychosomatischen Beschwerden wird dadurch der Nährboden entzogen. Die Lebensqualität steigt, und Sie können sich wieder auf das konzentrieren, was Ihnen wirklich wichtig ist in Ihrem Leben.



Dr. phil. Isa Grüber ist Heilpraktikerin und Coach mit eigener Praxis in Bonn. Sie ist darauf spezialisiert, seelische Spannungen im Körper aufzuspüren und aufzulösen. Sie studierte Sinologie und lebte fünf Jahre in China. Diese Erfahrung prägte ihre ganzheitliche Sicht auf Körper, Seele und Geist. Fasziniert von der Weisheit des Körpers, führte ihr Weg zunächst zur Kinesiologie mit dem Muskeltest als einem möglichen Zugang zum Körperwissen. Mit Somatic Experiencing® (SE) nach Dr. Peter Levine, einem ganzheitlichen Ansatz zur Trauma- und Stressauflösung, begleitet sie Klienten dabei, durch gezieltes und achtsames Spüren bislang im Körper blockierte Stressenergie zu befreien und als neue Lebenskraft zu erfahren.

Anspannung entladen


Was man zu verstehen gelernt hat,
das fürchtet man nicht mehr.
MARIE CURIE

Sind Sie noch im grünen Bereich?


Halten Sie kurz inne und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit ganz auf sich selbst. Ich möchte Sie zu einem kurzen Moment der Selbstwahrnehmung einladen und Ihnen drei Fragen stellen.

 

Drei Fragen

Dieerste Frage lautet: Wo sind Sie jetzt gerade auf einer Skala von 0 bis 10, was Ihren inneren Stresspegel angeht?

0 ist vollkommen entspannt, 10 ist Ihr Maximum an Anspannung. Am besten beantworten Sie die Frage spontan, ohne lange nachzudenken. Machen Sie sich im Augenblick keine Gedanken, ob Ihre Antwort hundertprozentig stimmt und was sie bedeutet. Später werden Sie mehrüber die einzelnen Werte auf der Skala erfahren und Ihre Zahl einordnen können.

Schauen wir uns nun Ihr Ergebnis genauer an: Ist dieser momentane Stresspegel zurzeit für Sie normal oder ist er jetzt gerade höher, weil Sie sichüber etwasärgern oder aufregen? Ist er im Augenblick niedriger als normal, weil Sie gerade den zweiten Saunagang hinter sich haben und sich auf ein langes Wochenende freuen?

Diezweite Frage lautet daher: Wie hoch ist Ihr Grundspannungspegel in letzter Zeit normalerweise?

Auf meine Frage, wie hoch er seinen Stresslevel auf der Skala von 0 bis 10 einstufen würde, beschrieb sich ein kurz vor dem Burn-out stehender erfolgreicher Geschäftsmann:»Vor ein paar Jahren war ich normalerweise auf 2. Dann ist der Stress in den letzten Jahren kontinuierlich von 2 auf 8 angestiegen. Jetzt muss ich etwas tun.«

Mit dem Stresslevel ist hier nichtäußerer Stress gemeint, also die Fülle oder Schwierigkeit der anstehenden Pflichten und Anforderungen im Leben. Es geht um das innere Empfinden von Stress im Körper. Dieses zeigt sich zum einen in der Anspannung von Muskeln, die oft zum Dauerzustand geworden ist und gar nicht mehr wahrgenommen wird, zum Beispiel in chronisch hochgezogenen Schultern. Zum anderenäußert sich innerer Stress darin, dass das Nervensystem hochgradig erregt ist und nicht mehr herunterfahren kann.

Diedritte Frage lautet demzufolge: Wann waren Sie das letzte Mal bei 2, 1 oder 0 auf der inneren Stress-Skala?

 

Immer unter Strom

Vielleicht kennen Sie es aus eigener Erfahrung. Sie sehnen sich nach Ihrem Urlaub und können doch in den ersten Tagen die Ruhe gar nicht richtig genießen. Sie brauchen einige Zeit, bis Sie innerlich ruhiger werden und anfangen sich zu erholen.

Keine Termine, keine Verpflichtungen. Endlos Zeit. Tun können, was man will. Endlich mal richtig entspannen. Wenn man innerlich auf Hochtouren läuft, geht das gar nicht. Dieäußere Ruhe ist schwer zu ertragen, weil sich innen alles weiterdreht.

Wenn der Stress nicht mehr von außen kommt, hat man keine Ausrede mehr. Dann ist es ganz klar:Der Stress ist in mir.

 

Wohin geht der Trend bei Ihnen?

Meine Klienten wissen fast immer sofort, wo sie sich auf der Stress-Skala von 0 bis 10 einstufen. Ebenso haben sie ein Gespür dafür, wann sie das letzte Mal bei 2, 1 oder gar 0 waren, ob das häufig oder selten in ihrem Leben vorkommt oder auch gar nicht. Diese Werte sind sehr aufschlussreich. Sie sagen viel darüber aus, wie sich jemand im Augenblick und generell in seinem Leben fühlt.

Wir alle können uns von Zeit zu Zeit fragen: Bin ich, auch wenn mein Alltag stressig ist, zwischendurch in der Lage herunterzufahren? Wann war ich das letzte Mal bei 2? Oder noch tiefer auf der Skala? Kenne ich dasüberhaupt?

Wenn Sie die erste und die letzte Frage für sich mit Ja beantwortet haben, herzlichen Glückwunsch! Lautet Ihre Antwort Nein, werden Sie im Lauf der Lektüre dieses Buches immer besser verstehen, warum Sie auf einem hohen inneren Stresslevel bleiben und was dabei in Ihrem Körper vor sich geht. Sie werden einen neuen Weg kennenlernen, wie Sie diesen Zustand mit Hilfe IhresKörpers verändern können.

Wenn Sie Ihren inneren Spannungspegel der letzten Jahre betrachten, wohin geht der Trend bei Ihnen? Was schätzen Sie, sind Sie auf der Stress-Skala noch im grünen Bereich oder schon im roten?

 

Ich funktioniere bis zum Umfallen

Anna redet in großem Redefluss und mit hoher Stimme. Ihr Spannungspegel liegt bei 7, das ist für sie normal. Sie beschreibt sich so:

»Ich funktioniere, bis ich umfalle. Ich merke nicht, dass mir kalt wird oder ich Hunger und Durst habe. Ich habe kein Gefühl dafür, wann ich aufhören muss. Mein Mann sagt zu mir:›Du hast einen 48-Stunden-Tag‹. Schon mein kleiner Sohn sagt zu mir:›Hetz mich nicht so!‹«

Und so fühlt sie sich gerade: Ein Pulsieren in der Herzgegend, wie ein Schmetterling.»Ich kenne mich gar nicht anders als aufgeregt. Selbst wenn ich sitze, bin ich atemlos.«

 

Der ursprüngliche Sinn des Funktionierens

Wenn wir»funktionieren«, sind wir von unseren Bedürfnissen abgekoppelt. Anna beschreibt, dass sie nicht mehr merkt, wenn sie friert oder Hunger und Durst hat. Ihre Körperwahrnehmung ist ausgeblendet,»dissoziiert«.

Betrachten wir dieses Phänomen einmal mit dem neutralen Blick des Biologen. Das Dissoziieren, also die Fähigkeit, Teile unserer Wahrnehmung auszuschalten, ist ein evolutionäres Erbe, das in unseren Genen verankert ist. Es ist ein Notfallmechanismus, der es uns ermöglicht, mit extremem Stress und Trauma weiterzuleben. Es ist ein Schutz vor zu starken Gefühlen oder Körperempfindungen, die unsüberwältigen könnten– also eine Gnade der Natur, die uns schmerzunempfindlich macht. Sie lässt uns weiterleben, egal, was passiert ist. Sie sorgt dafür, dass wir funktionieren können, für unsere Kinder sorgen, unseren Alltagsgeschäften nachgehen, ein von außen gesehen normales Leben führen.

 

Nach au