: Irene Hannon
: Wo die Schatten wohnen
: Francke-Buch
: 9783868279160
: 1
: CHF 9.70
:
: Spannung
: German
: 100
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Kelly Warren, eine begabte Illustratorin, hat Zweifel am vermeintlichen Selbstmord ihres Vaters. Sie bittet Detective Cole Taylor, den Todesfall unter die Lupe zu nehmen. Tatsächlich entdeckt Cole bei seinen Nachforschungen eine Ungereimtheit nach der anderen. Unterdessen erleidet Kelly einen mysteriösen, beinahe tödlichen Allergieschock. Und das ist erst der Anfang. Irgendjemand scheint es auf sie abgesehen zu haben. Wird es Cole und seinem Team gelingen, die Puzzlestücke zusammenzusetzen, bevor es für Kelly zu spät ist?

Irene Hannon studierte Psychologie und Journalistik. Sie kündigte ihren Job bei einem Weltunternehmen, um sich dem Schreiben zu widmen. In ihrer Freizeit spielt sie in Gemeindemusicals mit und unternimmt Reisen. Die Bestsellerautorin lebt mit ihrem Mann in Missouri.

Kapitel 1

Sechs Monate später

„Und was hatte es mit deinem Soloauftritt bei Jakes und Liz’ Hochzeit am Samstag auf sich?“

Detective Cole Taylor unterdrückte ein Stöhnen, als er die Frage hörte. Er wollte die Wochenicht damit beginnen,über die Hochzeit seines Bruders zu plaudern. Schon gar nicht mit seinem Kollegen Mitch Morgan, der sich bei besagter Hochzeit mit Coles Schwester verlobt hatte.

„Was meinst du damit?“ Er blickte nicht von seinem Schreibtisch auf. Wenn er so tat, als wäre er beschäftigt, würde Mitch ihn vielleicht in Ruhe lassen.

„Ich meine, wo war die heiße Begleitung, mit der du normalerweise bei gesellschaftlichen Anlässen aufkreuzt?“

Alleine zu gehen, war ein strategischer Fehler gewesen. Das hatte Cole fünf Minuten nach Beginn der Feier erkannt. Er hätte jemanden mitbringen sollen. Egal, wen. Mit einer Frau am Arm hätte er all die dummen Bemerkungen seiner Verwandten und die Fragen darüber, wanner denn an der Reihe sei, vermeiden können. Die Verhöre waren so schlimm geworden, dass er sich irgendwann hinter einer Reihe großer Zimmerpflanzen versteckt und Champagner getrunken hatte.

Viel Champagner.

„Ich war nicht in der Stimmung für eine Verabredung.“

„Ach ja? Wie kommt’s?“ Mitch hockte sich auf Coles Schreibtischkante.

Coles Hoffnung, er könnte seinen zukünftigen Schwager schnell loswerden, zerbrach.

Resigniert verzog Cole die Lippen zu einem großspurigen Grinsen, drehte sich mit seinem Schreibtischstuhl herum und faltete die Hände auf dem Bauch.„Die Auswahl war an dem Abend nicht sehr groß, und ich bin wählerisch. Ich will gutes Aussehenund Intelligenz.“

„Seit wann denndas? Vor zwei Wochen bei Dougs Party hattest du aber nicht gerade eine Gehirnchirurgin im Schlepptau.“

„Das hätte auch Alison sagen können.“ Coles Grinsen verwandelte sich in ein Stirnrunzeln.„Hat meine Schwester dich auf mich angesetzt?“

„Nö. Aber sie hat sich gewundert, weil du alleine da warst.“

„Hör mal, ich weiß es wirklich zu schätzen, dass sich plötzlich alle so für mein Privatleben interessieren.“ Seine Stimme triefte vor Sarkasmus.„Aber das habe ich durchaus selbst im Griff, das kannst du mir glauben.“

„Da bin ich ja froh. Ich will schließlich nicht, dass du dir die Chance auf den seligen Zustand des Verheiratetseins entgehen lässt.“

Cole schnaubte verächtlich.„Woher willstdu denn wissen, ob das ein seliger Zustand ist? Du bist doch gerade mal zwei Tage verlobt.“

„Weil ich deine Schwester kenne.“ Er grinste Cole an.„Und wenn du noch mehr Beweise brauchst, kannst du ja Jake fragen, wenn er und Liz von ihren Flitterwochen auf den Bermudas zurück sind.“ Er stand auf und streckte sich.„Kommst du mit zum Mittagessen?“

„Nein. Ich habe zu viel zu tun.“

„Soll ich dir einen Burger mitbringen?“

„Nein. Ich habe keinen Hunger.“

Mitch sah ihnüberrascht an.„Du hast immer Hunger.“

„Ich habe gut gefrühstückt.“ Er scheuchte seinen Kollegen mit einer Handbewegung fort und wandte sich wieder seinem Schreibtisch zu.„Ich hole mir später was aus dem Automaten.“

Aus dem Augenwinkel sah er, wie Mitch zögerte und fragend den Kopf schief legte. Dann ging er schulterzuckend fort.

Endlich.

Nachdem Mitch gegangen war, lehnte Cole sich auf seinem Stuhl zurück und starrte auf das Foto auf seinem Schreibtisch. Es war ein Familienschnappschuss, bei der Geburtstagsfeier seiner Mutter entstanden, kurz nachdem Jake von einem Einsatz der U.S. Marshals im Irak nach St. Louis zurückgekehrt war. Seit dem Tod seines Vater vor sechs Jahren waren sie nur noch zu viert. Aber jetzt hatten sie noch eine Schwägerin. Und bald noch einen Schwager dazu. Und Co