: Klaus Simon
: Zwickmühle Kapitalismus Auswüchse und Auswege
: Tectum-Wissenschaftsverlag
: 9783828856950
: 1
: CHF 12.30
:
: Gesellschaft
: German
: 200
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF/ePUB
Es muss sich was ändern! Spätestens seit der aktuellen Finanzkrise spüren wir es alle: Mit diesem System stimmt etwas nicht. Anhand klarer Zahlen und verblüffender Fakten gibt Klaus Simon einen sehr verständlichen Überblick, wie der globale Finanzmarkt-Kapitalismus abläuft - und warum er auf Dauer nicht funktioniert. Es besteht dringend Handlungsbedarf, doch Sozial- und Finanzmarkt-Reformen laufen unter den Bedingungen der Globalisierung ins Leere. Schlimmer noch: Auch ökologische Reformen scheitern am Wachstumszwang im kapitalistischen System. Das Fazit liegt auf der Hand: Der Kapitalismus ist den anstehenden Herausforderungen nicht gewachsen. Doch Simon kritisiert nicht nur: Er zeigt, wie eine nachhaltige, zukunftsfähige Ökonomie aussehen kann, ohne gewaltsame Umsturzversuche oder Diktaturen. Damit gibt er der sympathischen Utopie einer Neuordnung 'von unten' Raum.

Klaus Simon, Jahrgang 1948, studierte in Leipzig Mathematik. Er arbeitete in einem energetischen Institut und wurde 1986 EDV-Leiter eines Thüringer Unternehmens. Den Druck der DDR-Kommandowirtschaft wie auch des neoliberalen Verdrängungswettbewerbs lernte Simon im Beruf hautnah kennen. Das hat ihn zum Nachdenken gebracht. 2009 wurde er Mitglied der Akademie Solidarische Ökonomie, wo er alternative Gesellschaftsentwürfe diskutiert.

1.1– Ein paar Grundbegriffe


Kapitalismus


Kapitalismus ist eine Wirtschaftsordnung. Der Name ist selbsterklärend:Kapital is Muss. Was aber ist Kapital?Kapital (lat.capitalis:„hauptsächlich“) bezeichnet nicht einfach Sach- oder Geldwerte. Aus Sachwerten wirdSachkapital (z. B. Maschinen und Anlagen) und aus Geldwerten wirdGeldkapital (z. B. Anleihen), wenn sie langfristig zum Zwecke der Gewinnerzielung eingesetzt werden.Kapital wird investiert, um vergrößert zurückzukehren. Und wenn der Kapitalist das nunmehr vergrößerte Kapital nicht verknuspert, sondern erneut einsetzt, kann er im zweiten Schritt mit noch mehr Kapital noch mehr Gewinn erzielen– usw. Damit ist das Wesen der kapitalistischen Wirtschaftsweise umschrieben. Grundmerkmale sind diePrivatverfügungüber Kapital (z. B. auch in Form der Produktionsmittel) und dieprivate Aneignung des entstehenden Mehrwerts.

Sachkapital und Geldkapital sind durch Verkauf ineinanderüberführbar. So kann das Kapital einen Verwandlungsprozess durchlaufen: Geldkapital wird in Warenkapital investiert (Ausgangsstoffe), welches durch Wertschöpfung in höheres Warenkapitalüberführt wird (Endprodukte). Der Verkauf führt nach Abzug aller Kosten zu höherem Geldkapital. Die angestrebte Differenz von eingesetztem und schließlich erlöstem Geldkapital heißt Mehrwert.

Der privat angeeignete Mehrwert ist derProfit (lat.profectus:„Fortgang, Zunahme, Vorteil“). Profit ist also der Gewinn, den der Kapitaleigner erzielt. Das lässt sich auch ohne Produktion erreichen, z. B. wenn bei Finanzgeschäften der Einsatz von Geld am Ende noch mehr Geld einbringt. WährendMarx die„Besitzer der Ware Arbeitskraft“ und„Geldbesitzer“ noch als ebenbürtig ansah und seine Kritik vor allem auf Erstere abzielte, ist mittlerweile die Rolle der Geldeigentümer als dominant erkennbar. Heutige Firmen finanzieren sichüberwiegendüber Fremdkapital. Die durchschnittliche Eigenmittelquote deutscher Unternehmen liegt bei 27,5 Prozent (Stand 2010).1 Der gepriesene freie Unternehmer befindet sich in Wahrheit in einer ziemlich unfreien Abhängigkeit von externen Geldgebern:Geldkapital dominiert Sachkapital, das werden wir im Folgenden noch genauer sehen.

Marktwirtschaft


Der BegriffMarktwirtschaft bezeichnet ein System wirtschaftlicher Prozesse, die nicht durch zentrale Planung, sondernüber den Markt koordiniert werden: durch Angebot, Nachfrage und Preis. Marktwirtschaft arrangiert die Bedingungen, unter denen sich die wirtschaftlichen Abläufe vollziehen. Dazu gehört insbesondere auch eine regulierende Rechtsordnung sowie die Bereitstellungöffentlicher Güter (z. B. Infrastruktur, Bildung usw.).<