1.1– Ein paar Grundbegriffe
Kapitalismus
Kapitalismus ist eine Wirtschaftsordnung. Der Name ist selbsterklärend:Kapital is Muss. Was aber ist Kapital?Kapital (lat.capitalis:„hauptsächlich“) bezeichnet nicht einfach Sach- oder Geldwerte. Aus Sachwerten wirdSachkapital (z. B. Maschinen und Anlagen) und aus Geldwerten wirdGeldkapital (z. B. Anleihen), wenn sie langfristig zum Zwecke der Gewinnerzielung eingesetzt werden.Kapital wird investiert, um vergrößert zurückzukehren. Und wenn der Kapitalist das nunmehr vergrößerte Kapital nicht verknuspert, sondern erneut einsetzt, kann er im zweiten Schritt mit noch mehr Kapital noch mehr Gewinn erzielen– usw. Damit ist das Wesen der kapitalistischen Wirtschaftsweise umschrieben. Grundmerkmale sind diePrivatverfügungüber Kapital (z. B. auch in Form der Produktionsmittel) und dieprivate Aneignung des entstehenden Mehrwerts.
Sachkapital und Geldkapital sind durch Verkauf ineinanderüberführbar. So kann das Kapital einen Verwandlungsprozess durchlaufen: Geldkapital wird in Warenkapital investiert (Ausgangsstoffe), welches durch Wertschöpfung in höheres Warenkapitalüberführt wird (Endprodukte). Der Verkauf führt nach Abzug aller Kosten zu höherem Geldkapital. Die angestrebte Differenz von eingesetztem und schließlich erlöstem Geldkapital heißt Mehrwert.
Der privat angeeignete Mehrwert ist derProfit (lat.profectus:„Fortgang, Zunahme, Vorteil“). Profit ist also der Gewinn, den der Kapitaleigner erzielt. Das lässt sich auch ohne Produktion erreichen, z. B. wenn bei Finanzgeschäften der Einsatz von Geld am Ende noch mehr Geld einbringt. WährendMarx die„Besitzer der Ware Arbeitskraft“ und„Geldbesitzer“ noch als ebenbürtig ansah und seine Kritik vor allem auf Erstere abzielte, ist mittlerweile die Rolle der Geldeigentümer als dominant erkennbar. Heutige Firmen finanzieren sichüberwiegendüber Fremdkapital. Die durchschnittliche Eigenmittelquote deutscher Unternehmen liegt bei 27,5 Prozent (Stand 2010).1 Der gepriesene freie Unternehmer befindet sich in Wahrheit in einer ziemlich unfreien Abhängigkeit von externen Geldgebern:Geldkapital dominiert Sachkapital, das werden wir im Folgenden noch genauer sehen.
Marktwirtschaft
Der BegriffMarktwirtschaft bezeichnet ein System wirtschaftlicher Prozesse, die nicht durch zentrale Planung, sondernüber den Markt koordiniert werden: durch Angebot, Nachfrage und Preis. Marktwirtschaft arrangiert die Bedingungen, unter denen sich die wirtschaftlichen Abläufe vollziehen. Dazu gehört insbesondere auch eine regulierende Rechtsordnung sowie die Bereitstellungöffentlicher Güter (z. B. Infrastruktur, Bildung usw.).<