... wie Konrad vor fünfeinhalb Jahren das Kalkwerk gekauft hat, sei das erste die Anschaffung eines Klaviers gewesen, das er in seinem im ersten Stock gelegenen Zimmer habe aufstellen lassen, heißt es im Laska, nicht aus Vorliebe für die Kunst, so Wieser, der Verwalter der mußnerschen Liegenschaft, sondern zur Beruhigung seiner durch jahrzehntelange Geistesarbeitüberanstrengten Nerven, so Fro, der Verwalter der trattnerschen Liegenschaft, mit Kunst, die er, Konrad, hasse, habe sein Klavierspiel nicht das geringste zu tun gehabt, er improvisierte, so Fro, und habe, so Wieser, an jedem Tag eine sehr frühe und eine sehr späte Stunde bei geöffneten Fenstern und bei eingeschaltetem Metronom auf dem Instrument dilettiert ...
... das zweite sei, einerseits aus Furcht, aus Leidenschaft für die Handfeuerwaffen andererseits, der Kauf einer größeren Anzahl vonälteren, aber doch exakt funktionierenden Gewehren der Marken Wänzl, Vetterli, Gorosabel, Mannlicher etcetera aus dem Besitz des im Vorjahr verstorbenen Forstrates Ulrich gewesen, mit welchen Konrad, ein von vornherein durch und durch scheuer Menschentypus (Wieser), in gesteigertem Maße furcht- und wachsam geworden vor allem im Hinblick auf die noch nicht lange zurückliegenden, noch immer unaufgeklärten Morde an den Landwirten Mußner und Trattner, das Kalkwerk gegen Einbrecher undüberhaupt gegen sogenannteFremdelemente schützen wollte ...
... seine durch jahrzehntelange falsche Medikamentenbehandlung schon beinahe gänzlich verkrüppelte, die Hälfte ihres Lebens in einem speziell für sie konstruierten französischen Krankensessel hockende Frau, eine geborene Zryd, der jetzt, wie Wieser sagt, nichts mehr weh tue, habe Konrad im Umgang mit einem Mannlicher-Karabiner angelernt, den die sonst vollkommen Wehrlose hinter ihrem Krankensessel versteckt immer in entsichertem Zustand griffbereit hatte; mit dieser Waffe hat Konrad sie in der Nacht vom vierundzwanzigsten auf den fünfundzwanzigsten Dezember mit zwei Schüssen in den Hinterkopf (Fro), mit zwei Schüssen in die Schläfe (Wieser), urplötzlich (Fro), am Ende der konradschen Ehehölle (Wieser), erschossen. Auf die geringste Bewegung in Kalkwerksnähe feuerte er, heißt es im Laska, und er habe, wie bekannt, vor viereinhalb Jahren, also schon kurz nach seinem Einzug, dem nach Feierabend mit Rucksack und Rechen am Kalkwerk vorbeigehenden Holzfäller und Wildhüter Koller, den er für einen Einbrecher gehalten hat, in die linke Schulter geschossen und ist in der Folge zu neuneinhalb Monaten schweren Kerkers verurteilt worden. Bei dieser Gelegenheit waren an die fünfzehn Vorstrafen Konrads, größtenteils wegen sogenannter Ehrenbeleidigung und wegen sogenannter leichter und schwerer Körperverletzung, zum Vorschein gekommen, heißt es im Laska. Konrad verbüßte die Strafe im Kreisgericht Wels, in welchem er auch jetzt inhaftiert ist ...
... von Ausnahmen, Interessenten an seiner zweifellos exzentrischen, gleichzeitig aber auch unauffälligen Person abgesehen, hätten ihn nach und nach alle geschnitten; einerseits wollten die Leute sein Geld, andererseits nichts mit ihm zu tun haben. Ich selbst bin Konrad mehrere Male auf der Straße nach Lambach, mehrere Male auch auf der Straße nach Kirchham begegnet, zweimal im Hochwald und von ihm jedesmal augenblicklich in ein mehr oder weniger rücksichtsloses medizinisches oder politisches oder ganz einfach naturwissenschaftliches oder medizinischpolitisches oder naturwissenschaftlich-politisches oder medizinisch-politisch-naturwissenschaftliches Gespräch verwickelt worden, darüber später ...
... im Lanner heißt es, Konrad habe seine Fraumit zwei Schüssen, im Stieglermit einem einzigen Schuß, im Gmachlmit drei und im Laskamit mehreren Schüssen getötet. Klar ist, daß bis jetzt außer den Gerichtssachverständigen, wie man annehmen muß, kein Mensch weiß, mit wie vielen Schüssen Konrad seine Frau umgebracht hat ...
... die für den fünfzehnten angesetzte Verhandlung aber wird in die sich mit der Zeit merkwürdigerweise immer mehr verfinsternde Finsternis in Zusammenhang mit der Erschießung der Konrad durch ihren Mann Licht hineinbringen, wenn auch, wie Wieser meint, nur ein juristisches Licht ...
... entgegen der noch im Jänner verbreiteten Annahme, Konrad habe sich nach der sogenannten Bluttat selbst gestellt, weiß man heute, daß er sichüberhaupt nicht gestellt hat, im Laska, wo ich gestern gleich drei der neuen Lebensversicherungen habe abschließen können, heißt es, die Gendarmen hätten ihn erst nach zweitägiger Suche schließlich in der