: Thomas Bernhard
: Heldenplatz
: Suhrkamp
: 9783518784808
: 1
: CHF 11.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 176
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB/PDF

Am 15. März 1938 verkündete Adolf Hitler unter den Jubelrufen der anwesenden Wiener auf dem Heldenplatz den »Anschluß« Österreichs an Deutschland. 50 Jahre später versammeln sich in einer Wohnung in der Nähe des Heldenplatzes die Familie Schuster und deren engste Freunde. Der Anlaß: das Begräbnis von Professor Josef Schuster. Für diesen philosophischen Kopf, von den Nazis verjagt, in den fünfziger Jahren auf Bitten des Wiener Bürgermeisters aus Oxford auf seinen Lehrstuhl zurückgekehrt, gab es keinen anderen Ausweg als den Selbstmord. Denn die Situation im gegenwärtigen Österreich sei »noch viel schlimmer als vor fünfzig Jahren«.



<p>Thomas Bernhard, 1931 in Heerlen (Niederlande) geboren, starb im Februar 1989 in Gmunden (Oberösterreich). Er zählt zu den bedeutendstenösterreichi chen Schriftstellern und wurde unter anderem 1970 mit dem Georg-Büchner-Preis und 1972 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Der Suhrkamp Verlag publiziert eine Werkausgabe in 22 Bänden.</p>

Erste Szene


Großes Garderobenzimmer

Ein hohes Fenster mit Holzjalousien

Zwei hohe Türen links

Eine hohe Tür rechts

Mehrere geschlossene oder geöffnete Kleiderschränke bis zur Decke an allen Wänden

Mehrere geschlossene Kisten und Koffer, nach Oxford adressiert

Früher Vormittag

HERTAsteht mit einem Staubtuch am Fenster und schaut auf die Straße hinunter

FRAU ZITTELkommt mit einem Anzug auf einem Kleiderbügel herein und hängt ihn auf, begutachtet ihn

Der Anzug ist nicht einmal zerrissen

Ein kleines Loch in der Weste

Mein Universitätsanzug hat der Professor immer gesagt

sie riecht am Anzug, hält ihn hoch und gegen das Licht

und hängt ihn wieder auf

Jetzt ist alles noch viel schlimmer

als vor fünfzig Jahren hat er gesagt

Eigentlich hätt’ ich zur Mutter gehn müssen

Mich graust vor dem Altersheim

HERTAfängt an, die auf dem Boden herumliegenden

Schuhe zu putzen

FRAU ZITTEL 

Entweder ich schneide ihr die Nägel

oder ich lese ihr den Tolstoj vor

Nur weil der Professor vor fünfzehn Jahren gesagt hat

lesen Sie Ihrer Mutter doch Tolstoj vor

eine sehr gute therapeutische Maßnahme

lese ich ihr jetzt schon fünfzehn Jahre Tolstoj vor

sie bürstet den Anzug

Wenn ich ihr das Gebi

Cover1
Informationen zum Buch/Inhalt2
Impressum4
Heldenplatz5
Personen8
Erste Szene9
Zweite Szene48
Dritte Szene92