: Elizabeth von Arnim
: Verzauberter April Roman
: Insel Verlag
: 9783458732440
: 1
: CHF 14.00
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 307
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Vier englische Damen entfliehen dem trüben Londoner Alltag und reisen gemeinsam nach Italien - eine Reise, die einige Überraschungen mit sich bringt. In einem Palazzo am Meer, zwischen Pinien und Glyzinien entdecken sie nicht nur die Verzauberungskraft des mediterranen Frühlings, sondern auch die Liebe ... Von diesem verzauberten April erzählt Elizabeth von Arnim vergnüglich und mit viel Charme in ihrem bekanntesten und erfolgreichsten Buch.

<p>Elizabeth von Arnim wurde am 30. August 1866 bei Sydney als Mary Anette Beauchamp geboren und wuchs in England auf. Sie war eine Cousine von Katherine Mansfield, mit der sie in späteren Jahren bis zu deren Tod 1923 auch eine enge Freundschaft verband.<br /> Mit 24 Jahren heiratete Elizabeth den preußischen Grafen Henning August von Arnim-Schlagenthin und lebte in Berlin und auf dem Familiengut Nassenheide in Pommern, wo auch ihr erster Roman<i>Elizabeth und ihr Garten</i> (1898) entstand. Als die Familie in finanzielle Schwierigkeiten geriet, mußte das Gut verkauft werden. 1908 trennte sich das Ehepaar. Elizabeth von Arnim kehrte mit den Kindern nach England zurück. Die darauffolgenden Jahre bis 1913 verbrachte Elizabeth von Arnim meist in der Schweiz und in Großbritannien an der Seite von Herbert George Wells. 1916 ehelichte sie Frank Russell, 2. Earl Russell, und Bruder von Bertrand Russell. Die Ehe dauerte bis 1919. Elizabeth von Arnim lebte fortan in Großbritannien; Italien und schließlich in Südfrankreich, 1939 emigrierte sie in die USA. Sie starb am 9. Februar 1941 in Charleston / South Carolina.</p>

ERSTES KAPITEL


Es begann in einem Frauenclub in London an einem Februarnachmittag – ungemütlich der Club und trübselig der Nachmittag –, als Mrs. Wilkins, die von Hampstead gekommen war, um einzukaufen, und in ihrem Club zu Mittag gegessen hatte, dieTimes vom Tisch im Raucherzimmer nahm, mit einem lustlosen Blick die Seufzerspalte entlangfuhr und dies entdeckte:

 

An jene, die Glyzinen und Sonnenschein zu schätzen wissen. Kleines mittelalterliches Castello an der italienischen Mittelmeerküste für den Monat April möbliert zu vermieten. Notwendiges Personal vorhanden. Z, Postfach 1000,The Times.

 

Das war der Augenblick der Empfängnis; aber wie es so oft der Fall ist, war die Empfangende in diesem Augenblick selbst ahnungslos.

Ihr April war für dieses Jahr damit unweigerlich festgelegt – aber so ahnungslos war Mrs. Wilkins, daß sie die Zeitung mit einer verdrossenen, resignierten Geste fallen ließ, ans Fenster ging und trübsinnig auf die triefende Straße hinausstarrte.

Doch nicht für sie die mittelalterlichen Castellos, mochten sie auch ausdrücklich als klein beschrieben werden. Nicht für sie die Mittelmeerküste im April, die Glyzinen und der Sonnenschein. Solche Wonnen waren den Reichen vorbehalten. Dennoch, das Inserat richtete sich an jene, die dergleichen zu schätzen wissen, so daß es immerhin auch an sie gerichtet war, denn zu schätzen wußte sie diese Dinge gewiß; mehr, als irgendeiner ahnte; mehr, als sie je offenbart hatte. Aber sie war arm. Auf der ganzen Welt gehörten ihr gerade neunzig Pfund, die sieüber die Jahre erspart hatte, von ihrem Kleidergeld sorgsam Pfund um Pfund abgezwackt. Sie hatte diese Summe auf Vorschlag ihres Mannes als eiserne Reserve für Notzeiten zusammengekratzt. Das Kleidergeld, das ihr Vater ihr spendete, betrug 100 Pfund im Jahr, und folgerichtig war Mrs. Wilkins' Kleidung genau das, was ihr Mann, der sie zum Sparen anhielt, als schlicht und schicklich bezeichnete und ihre Bekannten untereinander, wennüberhaupt von ihr die Rede war, was selten geschah, denn sie war gar zu unscheinbar, als»na ja: proper«.

Mr. Wilkins, Anwalt von Beruf, ermunterteüberall zur Sparsamkeit, ausgenommen in dem Bereich, der sein Essen tangierte. Dort hielt er es nicht für Sparsamkeit, dort hielt er es für schlechte Haushaltsführung. Doch für die Sparsamkeit, die sich mottengleich in Mrs. Wilkins' Kleidern einnistete und sie ruinierte, war er des Lobes voll.»Du weißt nie«, sagte er,»wann Notzeiten kommen, und vielleicht wirst du da noch froh sein, wenn du einen Spargroschen hast. Ehm, wir beide wohl.«

Nachdem Mrs. Wilkins eine Zeitlang trübsinnig aus dem Clubfenster auf die Shaftesbury Avenue hinausgeblickt hatte – ihr Club war eher bescheiden, lag aber recht günstig für Hampstead, wo sie wohnte, und für Shoolbred's, wo sie einkaufte –, fragte sie sich plötzlich, vor ihrem geistigen Auge das Mittelmeer im April, Glyzinen und was den Reichen alles Beneidenswertes geboten wurde, vor ihrem physischen Auge dagegen den widerwärtigen rußigen Regen, der ununterbrochen auf die dahinhastenden Schirme und die aufspritzenden Autobusse fiel, ob dies nicht vielleicht die Notzeit war, auf die sich vorzubereiten Mellersh – Mellersh war Mr. Wilkins – sie immerzu ermuntert hatte, und ob nicht, einem solchen Klima zu entfliehen und es sich in einem kleinen mittelalterlichen Castello behaglich zu machen, womöglich das war, was die Vorsehung von Anfang an bezüglich ihres Ersparten für sie im Sinn gehabt hatte. Natürlich nur mit einem Teil des Ersparten; vielleicht einem ganz geringen. Vielleicht war ja das Castello, wo es doch aus dem Mittelalter stammte, bereits ziemlich schadhaft, und schadhaft hieße preiswert. Sie hätte gar nichts gegen ein paar Schäden hier und ein paar Schäden da, für schon vorhandene Schäden mußte man ja nicht zahlen; im Gegenteil – indem sie den Preis, den man eigentlich hätte zahlen müssen, verringerten, zahlten sie sich geradezu aus für einen. Aber wie unsinnig, an so wasüberhaupt zu denken …

Sie wandte sich vom Fenster ab mit derselben verdrossenen und resignierten Geste wie schon beim Weglegen derTimes, ging durchs Zimmer Richtung Tür, um Regenmantel und Schirm zu holen und sich in einen derüberfüllten Busse zu quetschen und auf dem Nachhauseweg bei Shoolbred's auszusteigen und Schollen für Mellershs Abendessen zu kaufen – Mellersh war heikel mit Fisch, ausgenommen Lachs –, als sie Mrs. Arbuthnot erblickte, eine Frau, die sie vom Sehen her kannte und die ebenfalls in Hampstead wohnte und dem Club angehörte; sie saß am Tisch in der Mitte des Zimmers, wo die Zeitungen und Illustrierten bereitlagen, und war ihrerseits vertieft in die erste Seite derTimes.

Mrs. Wilkins hatte noch nie mit Mrs. Arbuthnot gesprochen, die einem der zahlreichen Kirchenzirkel angehörte und die Armen analysierte, klassifizierte, aufteilte und registrierte; wohingegen sie und Mellersh, wenn sie denn ausgingen, die Gesellschaften mit impressionistischen Malern besuchten, von denen es in Hampstead eine Menge gab. Mellersh hatte eine Schwester, die einen davon geheiratet hatte und weit draußen im Heideland wohnte, und aufgrund dieser Verwandtschaft wurde Mrs. Wilkins in einen Kreis gezogen, der ihrem Naturellüberhaupt nicht entsprach, und sie hatte gelernt, sich vor Bildern zu fürchten. Sie sollte etwas Gescheitesüber die Bilderäußern, und ihr fiel partout nichts ein. Sie murmelte d