1.
Das Brausen und Prasseln der Flammen drang bis zu Caligu und seinen Männern in die Boote. Der hünenhafte Pirat wandte sich um und starrte zu den beiden brennenden Galeonen hinüber. Er kochte vor Wutüber die Niederlage, die ihm der Seewolf beigebracht hatte. Außerdem konnte es nicht mehr lange dauern, bis das Feuer auch die Pulverkammern der beiden Schiffe ergriff.
Caligu wußte genau, was dann geschehen würde.
„Verdammt noch mal, pullt, ihr verfluchten Hunde!“ brüllte er die Ruderer an.„Oder wollt ihr, daß wir hier allein die Luft fliegen?“
Die Männer legten sich in die Riemen. Auch sie hörten das Brausen und Zischen der Flammen, die die Masten und Takelage der beiden Galeonen inzwischen in Riesenfackeln verwandelt hatten. Eins der beiden Schiffe lag weit nach Backbordüber, es konnte jeden Augenblick kentern.
Über die Bucht, die sich nach Norden hinöffnete und einen natürlichen, riesigen Hafen der Grand-Cayman-Insel bildete, lag dicker schwarzer Rauch. Durch die grellen Sonnenstrahlen, die die Szene an diesem Morgen erhellten, wirkte er noch fetter, noch schwärzer. Die leichte Brise, die von West wehte, reichte nicht aus, um den Qualm, der unablässig von den beiden brennenden Schiffen emporquoll, zu vertreiben.
Einer der Männer hustete gequält und ließ für einen Moment seinen Riemen fahren. Sofort gerieten auch alle anderen Ruderer aus dem Takt.
Wilde Flüche wurden laut, die Ruder krachten gegeneinander, zwei von ihnen zersplitterten sofort.
Caligu sprang so heftig auf, daß das Boot bedrohlich zu schwanken begann. Aber das kümmerte den Anführer der Piraten nicht. Mit einem wilden Schrei drang er auf den Mann ein, der die Schuld an dem Durcheinander trug. Er packte den Mann und riß ihn mit einem brutalen Ruck zu sich heran. Gleichzeitig schlug er zu.
Der Pirat schrie auf, Blut schoß aus seiner Nase, aber Caligu ließ ihn nicht los. Mit seinen Riesenkräften hob er ihn hoch und schleuderte ihn in weitem Bogenüber Bord.
Wieder schwankte das Boot bedrohlich hin und her.
„Rudern, verflucht, ich schlage jedem den Schädel ein, der jetzt nicht sofort wieder pullt!“ Caligus Augen waren dunkel vor Zorn, er kümmerte sich nicht um den Mann, der im hochaufspritzenden Wasser verschwand und in Todesangst wild mit Armen und Beinen um sich schlug.
Das Boot nahm wieder Fahrt auf, aber in diesem Augenblick erschütterte eine berstende Explosion die Bucht. Caligu fuhr herum– er sah gerade noch, wie eine gewaltige Stichflamme in den Himmel schoß und wie die eine der beiden Galeonen regelrecht auseinanderplatzte.
Er und seine Männer duckten sich unwillkürlich tief ins Boot, da fegte auch schon die Druckwelle der Explosionüber sie weg. Sekunden später begann es um sie herum Trümmer zu regnen.
Caligu und seine Männer hatten Glück, ihr Boot blieb vom Trümmerregen verschont. Dafür erwischte es das Nachbarboot von der anderen Galeone voll.
Caligu vernahm den Krach und das Knirschen, mit dem der Großmast der explodierten Galeone das Rettungsboot zermalmte und die Männer unter sich begrub. Er hörte die Schreie, mit denen sie starben, und er spürte auf der nackten braunen Haut das Wasser, das ihn und seine Männer traf und das Boot fast vollschlagen