In jenem Winter berichteten die Zeitungen über einen Eisberg von der Größe einer Galeone, der voll knirschender Erhabenheit an den Klippen von St. Hauda’s Land vorbeitrieb, über ein Wildschwein, das verirrte Wanderer aus dem Felsenlabyrinth unterhalb des Lomdendol Tor herausführte, über einen verblüfften Ornithologen, der in einem Schwarm von zweihundert Krähen fünf Albinos gezählt hatte. Aber Midas Crook las keine Zeitung, er betrachtete nur die Fotos.
In jenem Winter sah Midas überall Fotos. Sie lauerten in den Wäldern und am Ende verlassener Straßen. Es waren so viele, dass Midas, noch während er sein Objektiv auf eines von ihnen richtete, durch den Sucher bereits ein zweites entdeckte und auf der Jagd nach diesem ein drittes.
Eines Tages, Mitte Dezember, führten ihn die Fotos in ein Waldstück nahe Ettinsford. Der Nachmittag ging bereits in die Dämmerung über und das letzte Licht, das durch die Baumkronen drang, tastete über die Erde wie der Strahl einer Taschenlampe. Midas verließ den Pfad, um ihm zu folgen. Zweige knackten unter seinen Schuhen. Ein Vogel hüpfte zeternd durch das Laub davon. Über ihm wippten die Äste, sie schlugen klappernd aneinander und durchschnitten immer wieder den tanzenden Lichtstrahl. Midas folgte ihm weiter durch den Schatten, den er zurückließ.
Sein Vater hatte ihm einmal von einer Legende erzählt: Manchmal geschah es, dass ein einsamer Wanderer auf unwegsamen Pfaden plötzlich ein geisterhaftes Leuchten sah, das zwischen den Bäumen hindurchhuschte oder in einem stillen See schwamm. Und irgendetwas, ein Impuls aus seinem Unterbewusstsein, trieb den Wanderer dazu, den Pfad zu verlassen und dem Licht zu folgen, hinein in undurchdringliches Dickicht oder tiefes Wasser. Wenn er das Licht schließlich erreichte, nahm es Form an. Manchmal die einer Blume mit phosphoreszierenden Blütenblättern. Manchmal die eines Feuervogels mit Funken sprühendem Schwanz. Manchmal bildete es auch die Umrisse einer Gestalt und der Wanderer erkannte unter einem Schleier aus Helligkeit die Züge eines geliebten Menschen, den er vor langer Zeit verloren hatte. Das Licht wurde greller und greller, bis der Wanderer – mit einem Blitz – erblindete. Midas Vater hatte ihm nicht erklären müssen, was danach mit den Leuten geschah. Allein und verloren im eisigen Wald.
Das war natürlich Unsinn, wie alles, was sein Vater jemals erzählt hatte. Aber es war tatsächlich die Magie des Lichts, die die triste Erde zum Leben erweckte.
Ein dünner Strahl blieb an einem Baumstumpf hängen und bleichte dessen rissige Borke zu Gelb. Fasziniert schlich Midas darauf zu und fing ihn mit seiner Kamera ein, bevor er zurück auf den lehmigen Boden wandern konnte. Ein kurzer Blick auf das Display verhieß ein gelungenes Bild, aber Midas wollte mehr. Ein Stück weiter erhellte ein neuer Strahl Dornengebüsch und Stechpalmenzweige. In seinem Licht wirkten die Beeren feuerrot, die Blätter giftgrün. Er drückte ab und jagte einem weiteren nach, der sich vor ihm durch das Unterholz schlängelte. Schneller und schneller flitzte der Lichtstrahl davon, während Midas über Wurzeln stolperte und sich die Knöchel an stacheligen Ranken aufriss. Er folgte ihm bis zum Waldrand und hi