: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm
: Grimms Märchen: Deutsche Sagen - Ausgabe mit 585 Sagen + Vorreden und Bemerkungen
: e-artnow
: 9788026800361
: 1
: CHF 1.80
:
: Märchen, Sagen, Legenden
: German
: 1445
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieses eBook: 'Grimms Märchen: Deutsche Sagen - Ausgabe mit 585 Sagen + Vorreden und Bemerkungen' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Die Gebrüder Grimm, Jacob und Wilhelm Grimm, sind als Sprachwissenschaftler und Sammler von Märchen (Grimms Märchen) bekannt. Sie gelten gemeinsam mit Karl Lachmann und Georg Friedrich Benecke als 'Gründungsväter' der Deutschen Philologie bzw. Germanistik. Deutsche Sagen ist das Ergebnis einer mehr als zehnjährigen Sammeltätigkeit der Gebrüder Grimm. Das Werk umfasst insgesamt fast 600 deutsche Sagen, wie zum Beispiel den 'Rattenfänger von Hameln'. Inhalt: Vorrede zum ersten Band; 1. Wesen der Sage; 2. Treue der Sammlung; 3. Mannigfaltigkeit der Sammlung; 4. Anordnung der Sammlung; 5. Erklärende Anmerkungen; 6. Quellen der Sammlung; 7. Zweck und Wunsch; Vorrede zum zweiten Band; Fußnoten; Vorbemerkung von Herman Grimm; Erster Band; 1. Die drei Bergleute im Kuttenberg; 2. Der Berggeist; 3. Der Bergmönch im Harz; 4. Frau Hollen Teich; 5. Frau Holla zieht umher; 6. Frau Hollen Bad; 7. Frau Holla und der treue Eckart; 8. Frau Holla und der Bauer; 9. Die Springwurzel; Fußnoten; 10. Fräulein von Boyneburg; 11. Der Pielberg; 12. Die Schloßjungfrau; 13. Die Schlangenjungfrau; 14. Das schwere Kind; 15. Der alte Weinkeller bei Salurn; 16. Hünenspiel; 17. Das Riesenspielzeug; 18. Riese Einheer; 19. Riesensäulen; 20. Der Köterberg; 21. Geroldseck; 22. Kaiser Karl zu Nürnberg; 23. Friedrich Rotbart auf dem Kyffhäuser; 24. Der Birnbaum auf dem Walserfeld; 25. Der verzauberte König zu Schildheiß; 26. Kaiser Karl des Großen Auszug; 27. Der Untersberg; 28. Kaiser Karl im Untersberg; 29. Der Scherfenberger und der Zwerg; 30. Das stille Volk zu Plesse; 31. Des kleinen Volks Hochzeitfest; 32. Steinverwandelte Zwerge; 33. Zwergberge; 34. Zwerge leihen Brot; 35. Der Graf von Hoia; 36. Zwerge ausgetrieben; 37. Die Wichtlein; 38. Beschwörung der Bergmännlein; .....

Vorrede zum zweiten Band


Eine Zusammenstellung der deutschen Sagen, welche vorliegenden Band ausmachen und sich unmittelbar an die wirkliche Geschichte schließen, ist unseres Wissens noch nicht unternommen worden und deswegen vielleicht verdienstlicher, aber auch mühsamer. Nicht allein haben die hauptsächlichsten gedruckten Geschichtsbücher und Chroniken durchlesen werden müssen, sondern es ist uns noch viel angelegener gewesen, handschriftliche Hilfsmittel, soviel wir deren habhaft werden können, sorgfältig zu gebrauchen. Die wenigsten der hier mitgeteilten Erzählungen waren aus mündlicherÜberlieferung zu schöpfen; auch darin unterscheiden sie sich von denörtlichen, welche in umgekehrtem Verhältnisse gerade ihrer lebendigen Fortpflanzung unter dem Volke zu verdanken sind. Nur zuweilen berührt sich noch das, was die Lokalsage bedingt, mit der historischen Anknüpfung; für sich betrachtet, gibt ihr jenes einen stärkeren Halt, und um die seltsame Bildung eines Felsens sammelt sich die Sage dauernder als um den Ruhm selbst der edelsten Geschlechter.Über das Verhältnis der Geschichte zur Sage haben wir uns bereits im allgemeinen erklärt, so gut es, ohne in die noch vorbehaltene Untersuchung und Ausführung des einzelnen einzugehen, geschehen konnte. In bezug auf das Eigentümliche der gegenwärtigen, die manStamm-und Geschlechtssagen nennen könnte, läßt sich hinzufügen, daß sie wenig wirkliche und urkundliche Begebenheiten enthalten mögen. Man kann der gewöhnlichen Behandlung unserer Geschichte zwei, und auf den ersten Schein sich widersprechende, Vorwürfe machen: daß sie zu viel und zu wenig von der Sage gehalten habe. Während gewisse Umstände, die dem reinen Elemente der letzteren angehören, in die Reihe wirklicher Ereignisse eingelassen wurden, pflegte man andere, ganz gleichartige schnöde zu verwerfen, als fade Mönchserdichtungen und Gespinste müßiger Leute. Man verkannte also die eigenen Gesetze der Sage, indem man ihr bald eine irdische Wahrheit gab, die sie nicht hat, bald die geistige Wahrheit, worin ihr Wesen besteht, ableugnete und sich, gleich jenen Herulern, als sie durch blaublühenden Lein schwimmen wollten, etwas zu widerlegen anschickte, was in ganz verschiedenem Sinn behauptet werden mußte. Denn die Sage geht mit andern Schritten und sieht mit andern Augen, als die Geschichte tut; es fehlt ihr ein gewisser Beischmack des Leiblichen oder, wenn man lieber will, des Menschlichen, wodurch diese so mächtig und ergreifend auf uns wirkt1; vielmehr weiß sie alle Verhältnisse zu einer epischen Lauterkeit zu sammeln und wiederzugebären. Es ist aber sicher jedem Volke zu gönnen und als eine edle Eigenschaft anzurechnen, wenn der Tag seiner Geschichte eine Morgen-und Abenddämmerung der Sage hat; oder wenn die menschlicher Augenschwäche doch nie ganz ersehbare Gewißheit der vergangenen Dinge statt der schroffen, farblosen und sich oft verwischenden Mühe der Wissenschaft, sie zu erreichen, in den einfachen und klaren Bildern der Sage, wer sagt es aus, durch welches Wunder? gebrochen widerscheinen kann. Alles, was dazwischen liegt, den unschuldigen Begriff der dem Volke gemütlichen Sage verschmäht, zu der strengen und trockenen Erforschung der Wahrheit aber doch keinen rechten Mut faßt, das ist der Welt jederzeit am unnützesten gewesen.

Was unsere Sammlung jetzt noch enthalten kann, kündigt sich deutlich als bloße, oft ganz magere und bröckelhafteÜberbleibsel von dem großen Schatze uralter deutscher Volksdichtung an, wie die ungleich zahlreichere und besser gepflegte Menge schriftlicher und mündlicherÜberlieferungen des nordischen Stammes beweist. Die Unstetigkeit der meistenübrigen Völkerschaften, Kriege, teilweiser Untergang und Vermengung mit Fremden haben die Lieder und Sagen der Vorzeit gefährdet und nach und nach untergraben. Wieviel aber muß ein Volk besessen haben, das immer noch solche Spuren und Trümmer aufzuweisen vermag! Die Anordnung derselben hat diesmal weniger zufällig sein dürfen, sondern sie ist beides, nach den Zeiten und Stämmen, eingerichtet. Wenige Erzählungen gehen voran, die wir der Aufzeichnung der Römer danken und andere Sammler vielleicht ausgelassen oder vermehrt haben würden. Inzwischen schienen uns keine anderen Züge sagenhaft, namentlich die Taten des Arminius rein historisch. Von der Herrlichkeit gotischer Sage ist auf eine nie genug zu beklagende Weise das meiste untergegangen; den Verlust derälteren und reicheren Quellen kann man nach dem wenigen schätzen, was sich aus ihnen bei Jornandes nochübrig zeigt. Die Geschichte hat dem gotischen und den mit ihm verwandten Stämmen große Ungunst bewiesen; wäre der Arianismus nicht, dem sie ergeben gewesen, und der mit dadurch begründete Gegensatz zu den Rechtgläubigen, so würde vieles in anderm Lichte stehn. Jetzt läßt uns nur einiges hin und wieder Zerstreutes ahnen, daß diese Goten milder, gebildeter und edler begabt gewesen als ihre Feinde, die aufstrebenden, arglistigen Franken. Von den Longobarden, die gleichfalls unterliegen mußten, gilt fast dasselbe in schwächerem Maße; außer daß sie noch kriegerischer und wilder als die Goten waren. Ein besserer Stern hatüber ihren Sagen gewaltet, die ein aneinanderhangendes Stück der schönsten Dichtung, von wahrem epischem Wesen durchzogen, bilden. Weniger ist die fränkische Sage zu loben, der doch die meisten Erhaltungsmittel zu Gebot gestanden; sie hat etwas von dem düsteren, tobenden Geiste dieses Volkes, bei welchem sich kaum Poesie gestalten mochte. Erst nach dem Erlöschen der Merowinger zieht sich um Karl den Großen die Fülle des edelsten Sagengewächses. Stammüberlieferungen der Völker, welche den Norden Deutschlands bewohnen, namentlich der Sachsen, Westfalen und Friesen, sind beinahe ganz verloren und wie mit einem Schlage zu Boden gedrückt; einiges haben die Angelsachsen behalten. Jene Vertilgung wäre kaum begreiflich, fände sie nicht in der grausamen Bezwingung dieser Völker unter Karl dem Großen Erklärung; das Christentum wurde mit der Zerstörung aller Altertümer der Vorzeit zu ihnen geführt und das Geringhalten heidnischer Sitten und Sagen eingeschärft. Schon unte