: Hildegard von Bingen
: Ursachen und Behandlung der Krankheiten
: Edition Lempertz
: 9783939284765
: 1
: CHF 2.30
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: Allgemeines, Lexika, Handbücher
: German
: 222
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Bedediktinerin Hildegard von Bingen ist eine der faszinierendsten Universalgelehrten der Menschheitsgeschichte. Nicht nur die katholische Kirche, sondern auch die Anglikaner und Protestanten verehren sie als bedeutende Kirchenlehrerin. Hildegard von Bingen war seit ihrer Geburt kränklich und schwächlich, war aber seit frühster Kindheit visionär veranlagt. In dem vorliegenden E-Book lesen Sie ihre Schrift 'Causae et curae oder liber compositae medicinae' - 'Ursachen und Behandlungen der Krankheiten'. Hildegard von Bingen war als Ärztin tätig und hat die Klosterapotheke und den Würzgarten gepflegt. Hier hat sie eine Art Hausbuch der Medizin verfasst. Es werden auch Tierkrankheiten und deren Behandlung erwähnt, wie auch faszinierende Details der Landwirtschaft. Lesen Sie hier das faszinierende Erbe einer der brillantesten Frauen der Weltgeschichte.

VON DEN KRIECHENDEN TIEREN. Wie aber dieübrigen Tiere geschaffen sind, dem Menschen zu dienen, so helfen und dienen die kriechenden Tiere ihm dadurch, dass sie die Erde durchlöchern, damit Wasser und Regen sie durchfeuchten können. Deshalb liegen sie auch immer an feuchten Stellen in der Erde, erwärmen diese durch ihre Ausdünstung und befeuchten sie mit ihrem Schaum und Schweiß, so dass die Erde durch solche Ausscheidungen und Ausdünstungen einigen Zusammenhalt und Kraft gewinnt. Der Grund dafür, dass die Würmer dabei giftig sind, liegt in demüblen Geruch und der Fäulnis der Erde. Regen und Tau waschen die Erde an ihrer Oberfläche, und die Sonne erwärmt sie, und deshalb ist die Erdoberfläche rein und bringt reine Frucht hervor. Schmutz und Fäulnis dagegen fließen in ihr Inneres herab. Daraus wachsen dann in ihr die giftigen Würmer, wie denn auch Würmer aus der Wundjauche des Menschen in ihm entstehen, die ihn schädigen. So entwickeln sich auch die Würmer in der Erde, die sich von ihr ernähren. Knochen aber besitzen die Würmer fast gar nicht, ihr Gift tritt bei ihnen an die Stelle der Knochen und des Blutes und verleiht ihnen Kraft. Einige von ihnen sind unbehaart, weil sie aus der Erdfeuchtigkeit entstehen, in der Erde leben und die oberen Regionen fliehen, also weder von der Luft noch dem Tau des Himmels noch auch von der Sonnenwärme durchdrungen werden, denen dieübrigen Tiere ihre Behaarung zu verdanken haben. Weil sie eine dem Menschen und den höheren Geschöpfen entgegengesetzte Natur haben, sind sie diesen feindlich, töten sie mit ihrem Gift und schädigen die Menschen und die höher als sie selbst stehenden Tiere. Obwohl sie aber das Gift in sich tragen, sind doch einige derselben sowohl für die Menschen wie auch für die Tiere als Arznei dienlich, wenn auch nicht immer im ganzen, so doch mit irgendeinem Körperteil, da sie von dem guten Erdsaft in sich haben und der gute Erdsaft die heilsamen Kräuter hervorbringt. So verjüngt sich der Hirsch, wenn er eine Schlange verschluckt1).

VON DEN FLIEGENDEN TIEREN. Alle fliegenden Geschöpfe und Tiere, die für den Menschen brauchbar werden können und bereits sind, nehmen nach göttlicher Bestimmung ihr Leben aus der Luft und halten sich deshalbüber der Erdoberfläche auf. Die Würmer dagegen und kriechenden Tiere nehmen ihr Leben vom Saft der Erde und verweilen deshalb mit Vorliebe auf und unter der Erde.

VON DEN FISCHEN. Die Fische aber empfangen ihr Leben von der Wasserluft der Flüsse, halten sich demgemäß auch in den Gewässern auf und können die Trockenheit nicht aushalten. Wenn sie sterben, schwindet bei ihnen allen ihr Leben mit ihrem Fleisch dahin wie der Schnee in der Wärme. Wasübrigbleibt, geht entweder in die Luft oder in den Erdsaft oder in die Wasserluft der Flüsseüber, woher es gekommen ist. Von da ab bringt aber das, was so vergangen ist, kein anderes Geschöpf, das bereits verdorrt ist, mehr zum Leben. Ebenso wie der Saft und die Fähigkeit zu ergrünen bei Bäumen und Kräutern, die abgeschnitten sind, eintrocknet und ausgedörrt wird und andere Pflanzen nicht mehr z